Mehr Frust als Freude in der Goldenen Stadt
Die Reise zum Josef Odložil Memorial nach Prag hat sich nicht für alle deutschen Starter gelohnt. Während zahlreiche Athleten in der tschechischen Hauptstadt erneut die Olympianorm verfehlten, meldeten sich am Montag Kirsten Bolm (MTG Mannheim) nach langer Verletzungspause und Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen) nach zuletzt schwachen Leistungen im Kampf um die Olympia-Startplätze in Peking (China) zurück.
Kirsten Bolm belegte über die 100 Meter Hürden in 13,07 Sekunden den dritten Platz. Siegerin des Laufes wurde bei etwas kühlen äußeren Bedingungen die Polin Aurelia Trywianska-Kollasch in 12,81 Sekunden vor Derval O'Rourke (Irland; 12,90 sec)."Mir fehlt nach der langen Pause natürlich noch ein wenig das Selbstvertrauen", sagte die 33-Jährige im Anschluss an das Rennen. "Die Bedingungen waren für mich alles andere als optimal." Trainer Rüdiger Harksen bewertete den Auftritt seines Schützlings dagegen als "Einstand nach Maß".
Zweite deutsche Starterin im Feld war Carolin Nytra (Bremer LT). Sie wurde in 13,08 Sekunden nur knapp hinter Kirsten Bolm Fünfte. Die 23-Jährige, die bereits zwei Mal die Olympianorm von 12,92 Sekunden gelaufen ist, hatte sich jedoch mehr vorgenommen: "Ich bin auf keinen Fall zufrieden mit dem Lauf. Momentan fehlt mir einfach die Spannung. Vom Kopf her ist es gerade schwierig."
Im Hürdensprint der Männer, den der Ukrainer Sergiy Demidyuk (13,36 sec) gewann, kam der Leipziger Willi Mathiszik (13,67 sec) auf Rang fünf.
Meetingrekord für Barbora Spotáková Die Tschechin Barbora Spotáková, die sich jüngst in Ostrava (Tschechische Republik) noch Christina Obergföll (LG Offenburg) geschlagen geben musste, konnte in der Speerwurf-Konkurrenz vor heimischem Publikum, etwa 5.000 Zuschauer waren gekommen, einen ungefährdeten Sieg feiern. Mit einer Weite von 68,81 Metern untermauerte sie ihre Ansprüche auf eine Medaille bei den Olympischen Spielen mehr als deutlich.
Platz zwei ging mit weitem Abstand an Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen), die 59,81 Meter erzielte. "Ich bin momentan noch etwas unsicher. Ab Januar hatte ich Rückenprobleme, deswegen fehlen mir im Training 150 bis 200 Würfe."
Eine weitere DLV-Athletin, die die Reise nach Prag angetreten hatte, war Monika Gradzki (TV Wattenscheid 01). Sie musste bei leichtem Regen über die 800 Meter vier Läuferinnen den Vortritt lassen und kam nach 2:02,73 Minuten ins Ziel. "Ich hatte eine sehr schlechte Position. Ich habe alles versucht, um da wieder rauszukommen, aber es hat nicht gereicht." Siegerin des Laufes wurde die Französin Élodie Guégain in 2:01,55 Minuten.
Dreifach-Erfolg für deutsche Stabis
In der Stabhochsprung-Konkurrenz der Männer belegten die drei deutschen Starter die Plätze eins bis drei: Lars Börgeling (TSV Bayer 04 Leverkusen) siegte mit übersprungenen 5,62 Metern, verfehlte allerdings erneut die Olympianorm von 5,70 Meter, worüber er sich sichtlich und unüberhörbar ärgerte. Höhengleich belegte Alexander Straub (LG Filstal) den zweiten Platz, Tim Lobinger (LG Stadtwerke München) wurde mit 5,52 Metern Dritter.
Über die 1.500 Meter musste sich Wolfram Müller (LG Asics Pirna) nach überstandener Kehlkopf-Entzündung nur knapp geschlagen geben. In 3:40,01 Minuten wurde er hinter dem Kenianer Cornelius Ndiwa (3:39,90 min) Zweiter. "Am letzten Wochenende hatte ich noch eine leichte Rückenblessur, aber jetzt habe ich es Gott sei dank wieder hingekriegt. Ich habe mich während des Rennens sehr konzentriert, aber schon bald gemerkt, dass das Tempo recht langsam ist. Deswegen ging es nur noch um den Sieg, und da hat ja nur eine Zehntel gefehlt."
Filmon Ghirmai kämpft sich zurück
Nach zuletzt eher schwachen Leistungen bot Filmon Ghirmai (LAV asics Tübingen) über die 3.000 Meter Hindernis ein beherztes Rennen. Mit seiner Zeit von 8:26,86 Minuten, die ihn an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste befördert, belegte er Rang sieben. Zur Normerfüllung fehlen ihm damit noch knapp vier Sekunden.
"Ich bin zufrieden, wenn auch wegen der verpassten Norm die Freude ein bisschen zweigeteilt ist", sagte der Europacup-Sieger. "Nach den schweren Niederlagen von Pliezhausen und Rehlingen geht es jetzt wieder aufwärts." Beim Europacup in Annecy (Frankreich) am kommenden Wochenende (21./22. Juni) kann er einen erneuten Versuch starten, die Norm zu unterbieten.
Frustrierter Ralf Bartels Bei Ralf Bartels läuft es in der Olympiasaison einfach nicht rund. Für den Kugelstoß-Europameister reichte es mit einer Weite von 19,22 Meter nur zu Platz vier. "Egal, was ich momentan probiere, es führt nicht zum Erfolg. Im Training sieht es ganz anders aus", sagte der Neubrandenburger.
Auch im Weitsprung war die Olympianorm für die DLV-Starter nicht in Reichweite. Der Leverkusener Nils Winter hatte am Ende eine Weite von 7,60 Meter zu Buche stehen und wurde Siebter. Kofi Amoah Prah (LG Nike Berlin) sprang 7,55 Meter und landete auf Platz acht. Der weiteste Satz des Abends gelang Hussein Taher Al-Sabee (Saudi Arabien). Der Sieger der Golden League-Meetings in Berlin und Oslo (Norwegen) sprang im vierten Durchgang auf 8,14 Meter.