| U20-WM

Mehrkämpfe Tag 2 - Von Disziplin zu Disziplin

Die Mehrkämpfer eröffnen die U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA; 22. bis 27. Juli). Am Dienstag und Mittwoch geht es für Celina Leffler und Louisa Grauvogel im Siebenkampf und für Tim Nowak und Fabian Christ im Zehnkampf um alles. leichtathletik.de fasst für Sie alle Disziplinen zusammen.
Silke Morrissey

Zehnkampf

110 Meter Hürden

Kühle Temperaturen, Nieselregen und Pfützen auf der Bahn – keine Traumbedingungen für den Start in den zweiten Zehnkampf-Tag. Aber die deutschen Athleten ließen sich davon nicht beirren! Tim Nowak (SSV Ulm) rannte im zweiten von fünf Läufen in 14,14 Sekunden zu einer neuen Saison-Bestzeit. Fabian Christ (LG Eintracht Frankfurt) ließ wenig später 14,36 Sekunden folgen – nicht herausragend, aber solide. Drei Zehntel schneller ist er schon gerannt.

Favorit Jiri Sýkora ballte nach dem Zieleinlauf die Faust: Er schraubte seine Bestzeit von 14,65 auf 14,23 Sekunden. Nach Tag eins noch auf Platz fünf in Lauerstellung, machte der Tscheche damit eine Kampfansage in Richtung Konkurrenz, die der Führende in der Gesamtwertung jedoch sogleich konterte: Der Australier Cedric Dubler rannte ebenfalls in Bestzeit von 14,08 Sekunden ins Ziel, schneller war nur der U20-Vize-Europameister aus Russland Roman Kondratyev (14,04 sec).

Zwischenstand nach der sechsten Disziplin:

1. Cedric Dubler (AUS), 5.293 Punkte
2. Roman Kondratyev (RUS), 5.205 Punkte
3. Karsten Warholm (NOR), 5.195 Punkte
6. Tim Nowak (GER), 5.071 Punkte
9. Fabian Christ (GER), 4.961 Punkte

Diskuswurf

Das Diskuswerfen wurde für Tim Nowak erneut zur Zitterpartie. Im Vorjahr hatte er bei der U20-EM nach zwei ungültigen Versuchen den dritten aus dem Stand absolviert. Ganz so schlimm kam es in Eugene zwar nicht, aber er machte es erneut spannend. In Runde eins rutschte er im regennassen Ring weg – ungültig. Für den zweiten Versuch schlüpfte er für einen besseren Grip in die Laufschuhe und schleuderte den Diskus auf 42,42 Meter. Eine Weite, auf der der 49-Meter-Werfer hätte aufbauen können. Der dritte Versuch flatterte dann aber schon bei 36 Metern zu Boden. Kleiner Trost: Mit 42,42 Metern zählte Nowak noch immer zu den acht besten Werfern der Konkurrenz und schob sich damit vor auf Rang vier der Zwischenwertung.

Ärger traf es Fabian Christ, für den das Diskuswerfen ohnehin nicht zu den Stärken zählt. Er musste in der zweiten Gruppe ran, in der Nieselregen zu kräftigen Schauern wurde. Der Frankfurter musste sich schließlich mit mageren 34,07 Metern zufrieden geben und im Kampf um einen Top-Ten-Platz in der Gesamtwertung einen Dämpfer einstecken. Vielleicht kann er den Frust im Stabhochsprung, seiner besten Disziplin, in Höhe ummünzen.

Der Tscheche Jiri Sýkora setzte seinen Angriff auf Gold als bester Diskuswerfer (48,55 m) fort und löste damit den Führenden Cedric Dubler (Australien; 38,25 m) von der Spitze ab. U20-Europameister Evgeniy Likhanov (Russland; 34,64 m) ließ im Kampf um die Medaillen wertvolle Punkte liegen. Auch sein Landsmann Roman Kondratyev (37,56 m), derzeit Dritter, offenbarte Schwächen.

Zwischenstand nach der sechsten Disziplin:

1. Jiri Sýkora (CZE), 5.991 Punkte
2. Cedric Dubler (AUS), 5.922 Punkte
3. Roman Kondratyev (RUS), 5.820 Punkte
4. Tim Nowak (GER), 5.785 Punkte
13. Fabian Christ (GER), 5.506 Punkte

Stabhochsprung

Wie so oft mussten die Mehrkämpfer im Stabhochsprung Geduld beweisen. Um 13:40 Uhr ging’s los, um 17:30 Uhr sprangen die letzten Athleten noch immer – unter ihnen Tim Nowak, aus einem erfreulichen Grund: Der Ulmer schraubte seine Stabhochsprung-Bestleistung innerhalb eines Zehnkampfs auf starke 4,70 Meter. Zum Vergleich: Bei seiner Zehnkampf-Bestleistung war er nur über 4,30 Meter gekommen. Dementsprechend wurde er dann auch in der schwächeren Stabhochsprung-Gruppe einsortiert, in der er der letzte Springer in Aktion war.

Fabian Christ bewies einmal mehr, warum er sich innerhalb eines Zehnkampfs immer am meisten auf den Stabhochsprung freut. Elegant und mühelos nahm er alle Höhen bis einschließlich 4,60 Meter auf Anhieb, bei 4,70 und 4,80 Metern musste er zweimal ran. Für seinen Geschmack ein wenig zu früh war bei 4,90 Metern Endstation – mit einem vierten Rang im Vergleich aller Zehnkämpfer kann er dennoch sehr zufrieden sein. Über 5,00 Meter kam nur einer: der Franzose Matthias Ako. Bei den niedrigeren Höhen hatte er die Zuschauer noch mit einem Salto rückwärts im Herunterfallen nach Lattenüberquerung unterhalten, später ließ er auf die Show Leistung folgen.

Vor den letzten beiden Disziplinen bahnt sich ein spannendes Finale um die Medaillen an. Gleich mehrere Athleten sind auf Kurs 8.000 Punkte. Nachdem der Tscheche Jiri Sýkora aber schon nach 4,40 Metern die Segel streichen musste, hat sich der Australier Cedric Dubler (4,80 m) wieder in Position auf Gold gebracht. Tim Nowak lauert als Vierter nur sechs Punkte hinter dem schwächeren Speerwerfer Roman Kondratyev (Russland).

Zwischenstand nach der achten Disziplin:

1. Cedric Dubler (AUS), 6.771 Punkte
2. Jiri Sýkora (CZE), 6.722 Punkte
3. Roman Kondratyev (RUS), 6.610 Punkte
4. Tim Nowak (GER), 6.604 Punkte
9. Fabian Christ (GER), 6.355 Punkte

Speerwurf

Tim Nowak musste nur einmal anlaufen, dann hatte er in der Zwischenwertung den Russen Roman Kondratyev von Rang drei verdrängt. Mit 59,74 Metern war der Ulmer der drittbeste Speerwerfer der Konkurrenz und legte ganze zwölf Meter zwischen sich und seinen ärgsten Konkurrenten um die Bronzemedaille. 174 Punkte Vorsprung hat Tim Nowak vor dem abschließenden 1.500-Meter-Lauf von Kondratyev – da sollte eigentlich nichts mehr anbrennen.

Vorne ging das Duell um Gold in die nächste Runde. Nach einem schwächeren Stabhochsprung schleuderte Jiri Sýkora (Tschechische Republik) den Speer auf 60,56 Meter und holte sich die Führung vom Australier Cedric Dubler (63,63 m) zurück. 55 Punkte trennt die Spitzenreiter voneinander, über 1.500 Meter kommt es zum Showdown.

Fabian Christ hockte sich nach seinem letzten Wurf enttäuscht und ein wenig fassungslos auf den Boden. Keinen einzigen gültigen Versuch hatte er auf den Rasen gebracht. Der Grund dafür: Ellbogenprobleme. Er konnte nur aus dem Stand werfen, jedes Mal kam der Speer mit der hinteren Spitze auf. Ein bitteres Ende für den Frankfurter, der sich mit seinem starken Stabhochsprung wieder in die Top Ten geschoben hatte.

Zwischenstand nach der neunten Disziplin:

1. Jiri Sýkora (CZE), 7.468 Punkte
2. Cedric Dubler (AUS), 7.413 Punkte
3. Tim Nowak (GER), 7.338 Punkte
4. Roman Kondratyev (RUS), 7.164 Punkte
27. Fabian Christ (GER), 6.355 Punkte

1.500 Meter

Tim Nowak machte sich mit Kurs auf die 8.000 Punkte auf den Weg, doch schon nach 500 Metern wurden die Beine schwer. Dass schließlich eine Zeit von 4:46,19 Minuten "nur" zu 7.980 Punkten reichten - eine Neben-Episode im wohl besten U20-Zehnkampf von U20-Weltmeisterschaften.

An der Spitze behauptete Jiri Sýkora (4:42,10 min) seine Führung, auch wenn sein ärgster Konkurrent um Gold Cedric Dubler (Australien: 4:39,81 min) ihm rund zwei Sekunden abnahm. Beide absolvierten einen herausragenden Zehnkampf, beide schlossen die zwei Tage mit Bestmarken ab. Der Tscheche stellte mit 8.135 Punkten einen neuen Meisterschaftsrekord auf, der Australier mit 8.094 Punkten einen neuen Rekord für Ozeanien.

Fabian Christ trat nach drei Ungültigen im Speerwurf nicht mehr zu den 1.500 Meter an.

<link news:35670>Tim Nowak holt mit 7.980 Punkten Bronze nach Hause

 

Siebenkampf

Weitsprung

Die ganz großen Weiten blieben an der Grube aus – zu schlecht waren die Bedingungen bei Kälte, Regen und Gegenwind, zu geschafft vielleicht auch die Athletinnen nach dem anstrengenden ersten Tag. Allein die Kubanerin Yorgelis Rodriguez konnte mit Bestleistung von 6,19 Metern die Sechs-Meter-Marke überbieten.

Dahinter folgte dann schon U18-Weltmeisterin Celina Leffler (SSC Koblenz-Karthause) mit bei diesen Verhältnissen starken 5,99 Metern, weitengleich mit der Niederländerin Nadine Visser und neun Zentimeter vor der Führenden Morgan Lake (Großbritannien). Die Weitsprung-Ergebnisse spiegelten so auch das Ranking in der Zwischenwertung des Siebenkampfs wider, denn diese vier Athletinnen belegen die Ränge eins bis vier.

Für Louisa Grauvogel (LG Saar 70) sprang die nächste starke Leistung heraus: Im dritten Versuch landete sie bei 5,70 Metern und kam damit sieben Zentimeter weiter als bei ihrem bis dato besten Siebenkampf. Sie marschiert auf ein Ergebnis jenseits der 5.600 Punkte zu, Celina Leffler hat die 5.800 Punkte im Blick. Für die ersten Drei sind die 6.000 Punkte nach wie vor in Reichweite.

Zwischenstand nach der fünften Disziplin:

1. Morgan Lake (GBR), 4.640 Punkte
2. Nadine Visser (NED), 4.498 Punkte
3. Yorgelis Rodriguez (CUB), 4.469 Punkte
4. Celina Leffler (GER), 4.302 Punkte
7. Louisa Grauvogel (GER), 4.123 Punkte

Speerwurf

Um die 40 Meter haben beide deutsche Siebenkämpferinnen schon geworfen, und diese Marke nahmen sie auch in Eugene wieder ins Visier. Während Louisa Grauvogel ihren Hausrekord um rund einen halben Meter auf 40,49 Meter steigern konnte, blieb Celina Leffler mit 39,55 Metern rund einen Meter unter Bestweite – das nächste gute Ergebnis der DLV-Athletinnen. Jetzt heißt es über 800 Meter noch einmal Zähne zusammenbeißen: Louisa Grauvogel würde mit einer Zeit um 2:18 Minuten erstmals deutlich die 5.600-Punkte-Marke überbieten, Celina Leffler könnte damit den nächsten 5.800er und voraussichtlich Rang vier feiern.

Der Kampf um Gold hat vor der letzten Disziplin noch einmal ein wenig an Fahrt aufgenommen, denn die Kubanerin Yorgelis Rodriguez machte mit einem starken Speerwurf (43,36 m) Boden gut auf die führende Morgan Lake (Großbritannien), auch wenn diese mit 41,66 Metern eine neue Bestleistung erzielte. 138 Punkte hat die Britin Vorsprung auf die Kubanerin, die eine bessere 800-Meter-Läuferin ist. Dass diese allerdings die nötigen zehn Sekunden Vorsprung herausholen kann, ist unwahrscheinlich. Bronze scheint vergeben an Nadine Visser (Niederlande; 38,76 m), mit einem ganz starken 800er kann sie sich eventuell sogar den zweiten Platz wieder zurückholen.

Zwischenstand nach der sechsten Disziplin:

1. Morgan Lake (GBR), 5.339 Punkte
2. Yorgelis Rodriguez (CUB), 5.201 Punkte
3. Nadine Visser (NED), 5.142 Punkte
4. Celina Leffler (GER), 4.961 Punkte
6. Louisa Grauvogel (GER), 4.800 Punkte

800 Meter

Alles richtig gemacht: Louisa Grauvogel hatte sich für die Zielgerade die nötigen Körner gespart und rollte das Feld von hinten auf. In 2:20,18 Minuten war sie nicht nur die schnellste Athletin im Lauf der Favoritinnen, sondern konnte auch noch die Schwedin Emma Stenlöf (2:27,71 min) von Rang fünf verdrängen.

Celina Leffler war Rang vier nicht mehr zu nehmen - und auch nach vorne ging nichts mehr, das stand schon vorher fest. In 2:22,90 Minuten brachte sie den Siebenkampf gut zu Ende und feierte nach Gold bei der U18-WM 2013 den nächsten internationalen Erfolg.

Die Medaillen machte ein Trio unter sich aus. Die Kubanerin Yorgelis Rodriguez versuchte in der Hoffnung auf Gold zwar ihr Heil in der Flucht, es blieb schließlich aber bei Rang zwei in der Gesamtwertung hinter Morgan Lake, die später sogar noch vorbeiziehen konnte und in 2:21,06 Minuten eine neue Bestzeit aufstellte. Dritte des Laufs und Dritte der Gesamtwertung: Nadine Visser (Niederlande):

<link news:35664>Siebenkampf-Duo glänzt auf Rang vier und fünf


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