Mehrkämpfer jagen letztes Olympia-Ticket
Das Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen verspricht am Donnerstag und Freitag (14./15. Juni) Hochspannung: Die deutschen Allrounder können bei der Traditionsveranstaltung im Zehnkampf und im Siebenkampf jeweils noch ein einziges Ticket für die Olympischen Spiele in London (Großbritannien; 27. Juli bis 12. August) ergattern.
Bereits fest mit London planen dürfen Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Lilli Schwarzkopf (LG Rhein/Wied) sowie Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) und Rico Freimuth (Hallesche Leichtathletik-Freunde). Sie lösten Ende Mai in Götzis (Österreich) das Olympia-Ticket und verzichten auf einen Start in Ratingen.So werden bei den Frauen alle Blicke auf Maren Schwerdtner (Hannover 96) und Julia Mächtig (SC Neubrandenburg) gerichtet sein. Sie wollen Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) verdrängen, die mit 6.189 Punkten zurzeit die deutsche Nummer drei ist.
Die Frankfurterin hat sich für einen Start bei der EM in Helsinki (Finnland; 27. Juni bis 1. Juli) entschieden und muss aus der Ferne hoffen, dass in Ratingen keine Siebenkämpferin an ihr vorbei zieht.
Julia Mächtig muss aufholen
Während Maren Schwerdtner die Olympia-Norm (6.150 Punkte) in Götzis schon um vier Punkte überboten hat, verfehlte Julia Mächtig (6.110 Punkte) sie knapp. „Sie ist deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben“, sagt Bundestrainer Wolfgang Kühne über die WM-Neunte von 2009. Er geht davon aus, dass sich beide Siebenkämpferinnen bei ihrem zweiten Saisonauftritt noch einmal steigern werden.
Julia Mächtig kehrt mit guten Erinnerungen nach Ratingen zurück: Im Vorjahr hatte sie dort mit 6.194 Punkten einen Schlussstrich unter eine Verletzungsmisere gesetzt, die sie das gesamte Jahr 2010 kostete. Dass sie die Olympia-Norm drauf hat, zeigt auch ein Blick auf ihre Bestleistung: 2009 erzielte sie in Götzis 6.320 Punkte.
Doch die EM-Neunte Maren Schwerdtner wird sich nicht kampflos geschlagen geben. Sie startet in Ratingen mit dem Rückenwind des besseren Ergebnisses aus Götzis, wo sie besonders im Weitsprung mit neuer Bestleistung von 6,44 Metern Selbstbewusstsein tankte.
Internationale Konkurrenz unter Druck
Auch die internationale Konkurrenz steht unter Druck: Die Norwegerin Ida Marcussen, mit einer Bestleistung von 6.226 Punkten eigentlich eine Olympia-Kandidatin, hat in diesem Jahr erst 5.706 Punkte stehen und muss sich steigern, um in London dabei zu sein.
Gleiches gilt für die Neuseeländerin Sarah Cowley und die Schweizerin Ellen Sprunger. Beide verfehlten die Olympia-Norm des Weltverbands IAAF (6.150 Punkte) bisher nur denkbar knapp um 15 bzw. 26 Punkte.
Linda Züblin (Schweiz), Leichtathletik-Fans noch durch ihre mitreißenden Jubelstürme bei der WM 2009 in Berlin bekannt, bestreitet nach drei Knie-Operationen ihren ersten Wettkampf seit der EM 2010 und hat sich als Ziel die EM-Norm gesetzt, die der Schweizer Verband auf 5.920 Punkte festgelegt hat.
Gute Karten für Jan Felix Knobel
Nach der verletzungsbedingten Absage von Michael Schrader (TSV Bayer 04 Leverkusen) scheint im Zehnkampf der Männer das dritte deutsche Olympia-Ticket reserviert für Jan Felix Knobel (LG Eintracht Frankfurt). Der WM-Achte sammelte im Vorjahr 8.288 Punkte und damit 88 mehr als für London gefordert. Da 2012 bisher nur zwei DLV-Athleten besser waren, könnte ihm schon ein Leistungsnachweis von 8.000 Punkten reichen.
Noch hat er diesen nicht erbracht: In Götzis musste er nach drei Disziplinen im Hochsprung mit Knieproblemen aufgeben. Doch für Ratingen kann Bundestrainer Rainer Pottel grünes Licht geben: „Er kann wieder richtig losgelassen werden“, sagt er. Der Frankfurter werde sich nicht mit 8.000 Punkten zufrieden geben, sondern eine Leistung jenseits der Olympia-Norm ansteuern, prophezeit er.
Kann André Niklaus überraschen?
Denn allzu sicher darf sich der Frankfurter nicht sein, dass allein der Leistungsnachweis ausreicht - schließlich wollen einige weitere DLV-Athleten die letzte Chance zur Teilnahme in London nutzen, allen voran André Niklaus (LG Nike Berlin).
Der mittlerweile 30-Jährige, der mit Gold bei der Hallen-WM 2006 seinen größten Erfolg feierte, will in Ratingen sein vielzitiertes „Projekt zweiter Frühling“ zu einem glücklichen Ende führen. „8.100 Punkte sind definitiv drin“, sagte er im Anschluss an seinen durchwachsenen Zehnkampf in Ulm, bei dem er Ende Mai auf 7.797 Punkte kam. Doch für London bräuchte er 8.200 Punkte - ein ambitioniertes Projekt.
Zu den weiteren DLV-Athleten, die im Hinblick auf ihre Einzel-Bestleistungen einen Angriff auf die Olympia-Norm starten könnten, zählen 8.000-Punkte-Zehnkämpfer Simon Hechler (LA Team Saar) und Matthias Prey (Ahrensburger TSV). Aus den ersten Ergebnissen des Jahres sei jedoch schwer abzuleiten, wer tatsächlich den nötigen Leistungssprung schaffen kann, erklärt Rainer Pottel.
Starkes kubanisches Trio
Starke Konkurrenz erfahren die Deutschen unter anderem von drei Kubanern, die in Ratingen ihre Olympia-Form unter Beweis stellen wollen. Der Olympia- und WM-Dritte Leonel Suarez ist mit einer Bestleistung von 8.654 Punkten der Topanwärter auf den Sieg. Doch auch Yordanis Garcia (PB: 8.496) und Yunior Diaz (PB: 8.357) weisen starke Vorleistungen auf.
Wieder in Ratingen mit dabei ist außerdem Vorjahressieger Larbi Bouraada. Der Algerier gewann 2011 mit neuem Afrikarekord von 8.302 Punkten.
Erdgas Mehrkampf-Meeting Ratingen (14./15. Juni): Tickets für das Highlight im Lohrheidestadion gibt es unter www.ticketmaster.de oder über die Hotline: 01805 - 969 0000 (€ 0,14/Min. aus dem dt. Festnetz / max. € 0,42/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz). |
Erdgas Mehrkampf-Meeting in Ratingen
Kombiticket: Wer ein Ticket für die Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid (16./17. Juni) kauft oder bereits gekauft hat, bekommt an der Tageskasse in Ratingen oder bei www.ticketmaster.de einmalig einen Rabatt von 30 Prozent auf Tickets für das Ratinger Mehrkampf-Meeting.