Mehrkämpfer Tim Golomski auf dem Weg nach oben
Vor vier bis fünf Jahren war Tim Golomski im Schüler-Mehrkampf das Maß aller Dinge in Deutschland. Er gewann die Titel im Achtkampf der M14 und M15 relativ deutlich und hält noch heute die deutsche Bestleistung im Blockwettkampf Wurf. Vor einer Woche gewann der Leverkusener in Neubrandenburg den Siebenkampf der männlichen Jugend A. Es war sein erster großer Einzeltitel bei den Jugendlichen und er führte den Erfolg auch auf das Fehlen der Wurfdisziplinen zurück. Am vergangenen Wochenende legte er bei den Deutschen Jugend-Hallen-Meisterschaften im Heimspiel in beeindruckender Manier nach.
Tim Golomski machte in den letzten zwei Wochen nachhaltig auf sich aufmerksam (Foto: Klaue)
"Der Siebenkampf liegt mir", meint der Leverkusener und blickt zufrieden auf die Premiere der deutschen Jugend-Hallen-Mehrkämpfe in Neubrandenburg zurück. "Statt der 1500 Meter gibt es die 1000 Meter. 400 Meter und die Wurfdisziplinen fallen raus. Das ist gut für mich, denn mit Speer und Diskus habe ich noch Defizite, da muss ich noch etwas tun." Umso besser läuft es in den Sprint - und Sprungbereichen. In Neubrandenburg lagen da seine Trümpfe. Besonders die persönliche Bestleistung im Weitsprung (7,36 m) und die schnellste 60-Meter-Hürdenzeit (8,11 sec) aller Teilnehmer sorgte für das nötige Polster auf die Konkurrenz. Mit seinen 7,24 Sekunden über 60 Meter dagegen war er nicht ganz zufrieden: "Die hätten schneller sein können, aber das war mein erster Lauf in diesem Jahr über die kurze Sprintstrecke."
Am Ende hatte sich die weite Reise in den Nordosten der Republik gelohnt. Zuerst wollte sich der Schützling von Jugendtrainer Axel Berndt ganz auf sein Heimspiel in Leverkusen konzentrieren, immerhin war die 4 x 200-Meter-Staffel mit der schnellsten Zeit zur Jugend-Hallen-DM gemeldet: "Aber dann habe ich gemerkt, dass ich gut drauf bin und deshalb wollte ich vorher noch nach Neubrandenburg, schließlich bin ich Mehrkämpfer."
Zwei Titel als Lokalmatador
Mit dem Mehrkampftitel in der Tasche konnte sich der Schüler dann beruhigt seiner Aufgabe als Lokalmatador in der Leverkusener Halle widmen. In dem spannendsten Wettbewerb des letzten Wochenendes machten in der Endabrechnung nur zwei Zentimeter den Unterschied zwischen Gold oder Bronze beim Weitsprung aus.
Im fünften Versuch sprang Tim Golomski auf 7,52 Meter und verdrängte Tim Riedel (7,50 m) von der Spitze. Christian Kaczmarek schob sich mit seinem letzten Sprung (7,51 m) sogar noch zwischen die beiden. Konfettiregen und tobenden Lärm gab es schließlich noch bei den Staffelläufen, den die Leverkusener mit 1:28,04 Minuten für sich entscheiden konnten und Tim Golomski die zweite Medaille bescherten.
Erst Abitur, dann Tampere
So steht der groß gewachsene Athlet, der davon träumt Hubschrauberpilot zu werden, plötzlich wieder ganz oben auf dem Siegertreppchen. Danach hatte es lange Zeit nicht ausgesehen, denn in der letzten Saison schien er auf sechste Plätze abonniert zu sein. Die gelangen ihm im Weitsprung (7,08 m in Mönchengladbach), über 110 Meter Hürden (14,78 sec in Hamburg) und im Zehnkampf (7043 Punkte in Berlin).
Für Tim Golomski waren diese Ergebnisse allerdings erste Silberstreifen am Horizont, denn nach seinen Erfolgen bei den Schülern ging nicht mehr viel und er befürchtete eines dieser Talente zu sein, das den Übergang in den Jugendbereich nicht schaffen würde. Viele Verletzungen (Stressfraktur im Rücken, Muskelabriss, Innenmeniskuseinriss) warfen ihn zurück, ehe sich im zweiten B-Jugend-Jahr der erste Erfolg einstellte. Die Bronzemedaille im Zehnkampf in Vaterstetten nennt er rückblickend den ersten "Aufmunterer", obwohl er damals den Wettkampf nur mit Hilfe der medizinischen Abteilung von Bayer 04 zu Ende brachte und "relativ unvorbereitet" in den Wettkampf gegangen war.
In seinem letzten A-Jugend-Jahr hat er sich nun hohe Ziele gesetzt. Die Teilnahme an der Junioren-Europameisterschaft in Tampere/Finnland wird anvisiert. Davor steht allerdings noch das Abitur. Die Prüfungen sind kurz nach den Osterferien und somit werden beim Kader-Trainingslager in Österreich, neben Speer und Diskusscheibe auch einige Schulbücher liegen. Aber wer, wenn nicht ein Mehrkämpfer, sollte bei dieser "elften Disziplin" die wenigsten Probleme haben?