Mehrkampf-DM in Lage - Mein Moment 2013
WM, U23-EM, U20-EM, U18-WM bis hin zu Landesmeisterschaften und dutzende Meetings - leichtathletik.de war 2013 wieder bei zahlreichen Veranstaltungen live vor Ort dabei. Dabei haben unsere Reporter nicht nur aktuelle Berichte verfasst, es sind auch viele Erinnerungen hängengeblieben. Stellvertretend blicken wir auf ausgewählte Momente zurück. Dieses Mal dreht sich alles um die zwei Seiten der Medaillen im Sport - hinfallen, und wieder aufstehen. Die beispielhafte Geschichte des Arthur Abele.
Die Durststrecke des Ulmer Zehnkämpfers Arthur Abele (SSV Ulm 1846) schien zu Ende zu sein. Vier Jahre lang hatte der Athlet, der 2007 noch im deutschen Trikot bei der WM in Osaka (Japan) an den Start ging, keinen Mehrkampf mehr beendet. 2013 bewies er in Filderstadt-Bernhausen: Mit ihm ist wieder zu rechnen. Doch würde sein Körper auch einer zweiten Beweisprobe stand halten?Arthur Abele – diesen Namen riefen wir schon vor Jahren begeistert, als wir noch im Jugendbereich bei den Kreismeisterschaften im Mehrkampf in der Ulmer Messehalle starteten und der deutsche Spitzen-Zehnkämpfer zum Greifen nahe war.
Seine Leidensgeschichte wurde in sämtlichen regionalen Medien verfolgt. Die Fans fieberten mit. Im Sommer 2013 dann endlich die Nachricht: Arthur Abele tritt an, um zu beweisen, dass er auf die Weltbühne der Leichtathletik gehört. Und der Redaktionsplan verkündet: meine erste eigene Vor-Ort-Berichterstattung!
Durchbruch in Filderstadt-Bernhausen
Siebter der Junioren-WM 2004, Zweiter der U20-EM 2005, Neunter der WM 2007, Olympia-Teilnahme für Peking (China) 2008 in der Tasche – Arthur Abele (SSV Ulm 1846) startete schon als 18-Jähriger auf internationaler Ebene durch. Diese Erfolgsbilanz endet jedoch abrupt: Verletzt musste er am Ende des ersten Olympia-Tages in Peking den Wettkampf abbrechen.
Es sollte vier weitere Jahre dauern, bis er seine Verletzungsserie überwinden und wieder einen Zehnkampf beenden würde. Ganz genau dauerte es bis zum Mehrkampf-Meeting in Filderstadt-Bernhausen im Juni. Arthur Abele meldete sich zurück – und wie! 8.151 Punkte hatte er nach zehn Disziplinen auf dem Konto, im Jahresrückblick schreibt er auf seiner Homepage: „Ich wusste, ich bin wieder da auf der Zehnkampfbühne.“
Toll, diese Leistung! Zum Glück hatte dieses Mal alles gehalten! Ein Glücksfall? Ein Einzelfall? Oder wirklich das so lang ersehnte Comeback? Ein zweiter Wettkampf musste her: Die Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften Ende August in Lage sollten zum Schauplatz für die Bestätigung werden, dass der Ulmer tatsächlich in die Weltklasse gehört.
Generalprobe geglückt, auf zur Premiere
Arthur Abele reiste mit zahlreichen Autos voller tiefschwarz kostümierter Fans an. Lang bekannte Ulmer Trainer, Ehemalige, Familienangehörige und eine ganze Horde von Teilnehmern – ein Gefühl wie beim „Heimspiel“ damals in der Messehalle. Von Nervosität des Mehrkämpfers zumindest nach außen hin keine Spur. Die vielen Rückschläge hätten eins bewirkt, hatte er schon Anfang des Jahres gesagt: „Ich bin reifer geworden. Ich merke, wo ich Gas geben kann und wo ich meinen Körper schonen muss.“
Und dann? Dann gab Arthur Abele Gas. Der Ulmer startete am schnellsten in 11,04 Sekunden über 100 Meter, sprang 7,26 Meter weit und erzielte eine persönliche Bestleistung im Kugelstoßen (14,44 m) – der Durchbruch in der bisher schwächsten Disziplin des 27-Jährigen. Alle Zeichen auf grün.
Tag eins: Verletzung beim Hochsprung
Und dann? Dann brach er den Hochsprung ab. Er hatte sich eine leichte Verletzung am rechten Sprunggelenk zugezogen: „Die Verletzung behindert mich nicht weiter“, erklärte er anschließend, „aber ich wollte vorsichtig sein und mit den 1,91 Metern lag ich im Soll.“ Arthur Abele weiß inzwischen, was er aufs Spiel setzt. Die Erfahrung spricht aus ihm – und gab ihm zu diesem Zeitpunkt Recht: 48,89 Sekunden im abschließenden 400-Meter-Lauf des ersten Tages brachten ihn in Führung.
Mit 4.072 Punkten hatte der Zehnkämpfer eine ordentliche Hausnummer vorgelegt. Einmal mehr stand dem Erfolg nichts im Weg – zumindest auf dem Papier. Außenstehende hofften, sein Körper würde dieses Mal mitspielen und bestätigen, dass Arthur Abele die größten Verletzungen hinter sich gelassen hatte.
Tag zwei liefert den Beweis
Den Beweis lieferte Arthur Abele am zweiten Tag: Er erzielte 8.251 Punkte und wurde Deutscher Mehrkampf-Meister. Mit einer Bestleistung im Speerwurf (69,53 m) und einer Zitterpartie im Stabhochsprung. 4,20 Meter hatte er da zwei Mal gerissen. Aber bitte nicht vergessen: Der Ulmer war ja reifer geworden! Beim dritten Mal blieb die Latte liegen, Arthur Abele setzte zwei Höhen aus und übersprang 4,50 Meter im ersten Versuch.
Der schwarz-weiße Siegesjubel am Ende des Tages im Stadion jedenfalls bleibt unvergesslich. Der SSV feierte Arthur Abeles Meistertitel mit überschwänglicher Freude. Der Zehnkämpfer selbst fand kaum mehr Worte für seine Erleichterung. Was er auf seiner Homepage über diesen Erfolg schreibt, empfand nicht nur er so: „Ein sehr emotionaler und bewegender Moment, als mir nach dem 1.500-Meter-Lauf bewusst wurde… ARTHUR IS BACK, BACK ON TRACK!“