Mehrkampf-Spektakel in Talence
"Décastar – les dieux du stade", so der spektakuläre Slogan, "Décastar – die Götter des Stadions". Im Herbst, wenn die Blätter fallen und die Leichtathletik-Arenen ihre Pforten schließen, feiern die Mehrkämpfer alljährlich ihren Saisonabschluss in Talence. In dem französischen Vorort von Bordeaux gibt es am Wochenende obendrein eine Veranstaltungspremiere: den Zehnkampf der Frauen.
Olympiasieger Roman Sebrle gibt in Talence seine Visitenkarte ab (Foto: Krebs)
Das "schwache Geschlecht", das so schwach gar nicht ist, absolviert das gleiche Programm wie die männlichen Kollegen. Allerdings in einer anderen Reihenfolge: Am Samstag stehen die Disziplinen 100 Meter, Diskuswerfen, Stabhochsprung, Speerwerfen 400 Meter auf dem Programm - tags darauf folgen 110 Meter Hürden, Weitsprung, Kugelstoßen, Hochsprung und als krönender Abschluss die 1.500 Meter.Sieben Athletinnen werden dafür auf der Meldeliste aufgeführt: Marie Collonville, Frankreichs beste Siebenkämpferin, die in Athen Siebte war, Julie Martin, Marie-Cécile Crance, Sophie Mepoint (alle Frankreich), Irina Naumenko (Kasachstan) und Barbora Spotakova (Tschechische Republik). Der Frauen-Zehnkampf war in den letzten Jahren reichlich diskutiert worden, hatte aber immer weniger Befürworter gefunden. Talence versucht sich nun trotzdem daran.
Olympia-Revanche
Der Männer-Wettbewerb darf getrost als Olympia-Revanche angekündigt werden. Denn den Organisatoren ist ein besonderer Clou gelungen. Mit dem Tschechen Roman Sebrle, dem US-Amerikaner Brian Clay und dem Kasachen Dimitriy Karpov wurden die drei Medaillengewinner von Athen verpflichtet.
Ursprünglich gemeldet war auch der Regensburger Florian Schönbeck, Zwölfter in Athen mit persönlicher Bestleistung von 8.077 Punkten, doch hat er seinen Start abgesagt.
Dan O'Brien, der Ex-Olympiasieger aus den USA, dessen Comeback-Versuche misslungen sind, hält den Meeting-Rekord. 1992 triumphierte er mit 8.891 Punkten. Lang, lang ist's her. Zwei Jahre später ließ er noch mal 8.710 Punkte folgen. Tomas Dvorak, der zweimalige Weltmeister aus Tschechien, kam im Herbst 2000 auf 8733 Punkte.
Kelly Sotherton Siebenkampf-Favoritin
Klare Favoritin im Siebenkampf von Talence ist die Britin Kelly Sotherton, die Olympia-Bronze gewann mit 6.424 Punkten. Yelena Prokhorova aus Russland und Nataliya Dobrynska aus der Ukraine sind ihre größten Konkurrentinnen. An die Bestmarke der Britin Denise Lewis, die nach ihrem Olympiasieg in Sydney 2000 in Talence mit 6.831 Punkten dominierte, werden sie kaum herankommen.
Heike Drechsler, die vor zwei Wochen beim Berliner ISTAF auf deutschem Boden ihre Karriere ausklingen ließ, hat auch sehr gute Erinnerungen an Talence. Nachdem ihr 1981 im Alter von achtzehn Jahren mit 5.812 Punkten bereits ein Junioren-Weltrekord gelungen war, kehrte sie 1994 zurück zu ihrer "alten Liebe", dem Siebenkampf. Mit 6.741 Punkten, dem zweitbesten Ergebnis, das jemals in Talence erzielt wurde, setzte sich die Doppel-Olympiasiegerin im Weitsprung damals auf Platz eins der Weltjahresbestenliste. 1995 erreichte sie als Zweite von Talence noch mal 6.375 Punkte.
Anke Behmer aus der ehemaligen DDR, 1984 und 1988 Olympia-Dritte im Siebenkampf, hat sich in Frankreich auch schon in die Siegerliste eingetragen. 1988 gewann die jetzt 43-jährige Neubrandenburgerin mit 6.733 Punkten.