| Hallen-EM oder Aufbautraining?

Mehrkampf-Winter mit vielen Gesichtern

Mit Carolin Schäfer, Kai Kazmirek und Arthur Abele haben sich drei DLV-Mehrkämpfer einen Startplatz für die Hallen-EM gesichert. Vor allem der Nachwuchs muss wegen der ausfallenden Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften in diesem Winter ohne Saisonhöhepunkt auskommen. Einige Top-Athleten sind nach Verletzungen noch auf dem Weg zurück.
Jan-Henner Reitze

Soll es eine vollständige Hallensaison mit internationalem Höhepunkt sein? Möchte ich mich lieber langfristig auf den Sommer vorbereiten? Lässt der Körper überhaupt Wettkämpfe im Winter zu? Diese Fragen stellen sich viele Athleten gemeinsam mit ihren Trainern zu Beginn des Aufbautrainings im Herbst.

Bei den Mehrkämpfern kommen einige weitere Aspekte dazu - erschwerend oder erleichternd, je nachdem wie man es sehen möchte: Die Startplätze für die Hallen-EM werden teilweise schon durch Leistungen des vorangegangenen Sommers vergeben, Startmöglichkeiten im Mehrkampf sind rar und dann fallen auch noch die Deutschen Mehrkampfmeisterschaften aus, weil kein Ausrichter gefunden werden konnte. Kein Wunder, dass die deutschen Top-Mehrkämpfer den Winter sehr unterschiedlich gestalten.

Drei DLV-Athleten für Hallen-EM qualifiziert

Langfristig für die Hallen-EM in Prag (Tschechische Republik; 5. bis 8 März) geplant hat die EM-Vierte im Siebenkampf Carolin Schäfer (LG Eintracht Frankfurt), die mit Hallen-Bestleistungen über die Hürden (8,50 sec) und im Hochsprung (1,79 m) in die Saison eingestiegen ist. "Mit dem Rückenwind aus dem EM-Jahr hat sie sehr gute Trainingsleistungen gebracht", erklärte Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne, der in Prag etwa 4.600 Punkte durch die 23-Jährige für möglich hält. "Man wird sehen, für welchen Platz so eine Leistung reicht. Das hängt auch von der Konkurrenz ab."

Bei den Männern haben sich Arthur Abele (SSV Ulm 1846) und Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) als Fünfter und Sechster der EM in Zürich (Schweiz) für den internationalen Höhepunkt des Winters qualifiziert. Arthur Abele ist noch nicht hundertprozentig belastbar und verzichtet deshalb auf einen Start beim Mehrkampf-Meeting in Tallinn (Estland; 7./8. Februar), bei dem Kai Kazmirek als Aufbauwettkampf Richtung Hallen-EM antritt. Ähnlich war auch seine Hallensaison 2014 aufgebaut, die mit Bestleistung (6.173 Punkten) und Rang sechs bei der Hallen-WM endete.

Auch Mathias Brugger und Tim Nowak in Tallinn

Einen Siebenkampf in der Hallensaison angehen werden auch Mathias Brugger und der Jugend-Leichtathlet des Jahres Tim Nowak (beide SSV Ulm 1846), die sich in Tallinn mit der internationalen Konkurrenz messen dürfen. "Die beiden haben gut trainiert", so Zehnkampf-Bundestrainer Rainer Pottel.

Einen langfristigen Aufbau in Richtung Sommer haben Claudia Rath (LG Eintracht Frankfurt) und Rico Freimuth (SV Halle) gewählt, der speziell an der Technik im Stabhochsprung und Kugelstoßen feilt. "Als Bundestrainer bin ich vor allem mit der persönlichen Entwicklung von Rico zufrieden", so Rainer Pottel. "Das kann ihn nochmal nach vorne bringen. Er hat viele positive Ansätze gezeigt, aber der letzte Sprung hat bisher gefehlt. Und den kann ich mir jetzt gut vorstellen."

Auch Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt) legt den Fokus auf den Sommer und hat sich für das Ziel WM in Peking (China) in den USA Trainer Dan Pfaff angeschlossen.

Cindy Roleder nur über die Hürden

Noch zu früh kommen Wettkämpfe in der Halle für Michael Schrader (SV Hessen Dreieich), der nach Knieproblemen wieder ins Mehrkampftraining eingestiegen ist. Kira Biesenbach (TSV Bayer 04 Leverkusen) arbeitet nach einem Kreuzbandriss genauso am Comeback wie Vereinskollegin Jennifer Oeser nach ihrer Schwangerschaft und Julia Mächtig (SC Neubrandenburg) nach einem Anriss der Achillessehne.

Cindy Roleder (LAZ Leipzig) steckt mitten in den Abschlussprüfungen ihrer Ausbildung bei der Bundespolizei und hält sich deshalb hauptsächlich in Kienbaum auf. Auf dem Trainingsplan steht der Mehrkampf mit Schwerpunkt Hürdensprint. In dieser Disziplin will die EM-Dritte auch Wettkämpfe absolvieren. Kommen Zeiten um acht Sekunden heraus, ist auch ein Start bei der Hallen-EM möglich. Ab März gilt es sich dann auf das Mehrkampf-Meeting in Götzis (Österreich) vorzubereiten.

Nachdem er wegen einer Entzündung des Gleitgewebes der Achillessehnen auf die Sommersaison verzichtet hatte, sucht Jan Felix Knobel (Königsteiner LV) über einige Einzelstarts Wettkampfpraxis.

Ausfall der Hallen-DM ein Verlust

Dass in diesem Winter kein Ausrichter für die Hallen-DM im Mehrkampf gefunden wurde, bedauern die Bundestrainer. "Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe", sagt Rainer Pottel. Besonders für den Nachwuchs sei es schade, dass keine Möglichkeit bestehe, sich im Mehrkampf zu messen. Die Möglichkeit auf Landesmeisterschaften auszuweichen ist begrenzt, die Kapazitäten sind begrenzt.

Auch Wolfgang Kühne hat Anrufe von Kollegen bekommen, die den Wegfall der Meisterschaften bedauern. "Ich hoffe, dass wir diese Meisterschaften ab dem nächsten Jahr wieder austragen können", erklärte Kühne.

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