Melanie Kraus - Gänsehaut und Glücksmomente
Es brauchte keines Expertenauges, um zu erkennen, dass Melanie Kraus bei der WM in Osaka (Japan) alles richtig gemacht hatte. Während die vor ihr angekommenen Mitstreiterinnen erschöpft auf dem Boden lagen, flitzte die deutsche Marathonläuferin am Sonntagvormittag noch lockeren und raumgreifenden Schrittes ins Nagai-Stadion. Für die Leverkusenerin war alles perfekt gelaufen, der WM-Auftritt ein voller Erfolg.

Melanie Kraus schaffte es unter die besten Zwanzig (Foto: Chai)
25 Kilometer lang hatte sie auf das Signal ihres Trainers Paul Heinz Wellmann gewartet. Dann kam es. "Er hat mir zugerufen, dass ich jetzt marschieren sollte." Gesagt, getan. Von Platz 35 zur Halbmarathonmarke lief sich die 32-Jährige in einer Endzeit von 2:37:20 Stunden auf einen prächtigen 20. Platz nach vorne. Damit toppte sie ihr bisher wertvollstes internationales Ergebnis von der WM in Edmonton (Kanada) vor sechs Jahren um drei Ränge.Dieses Resultat alleine ist schon aller Ehren wert, doch für Melanie Kraus war dieses Rennen nicht nur deshalb der Höhepunkt ihrer bisherigen Laufbahn. "Die Japaner sind marathonverrückt. Ich wollte das unbedingt erlebt haben. Dieser Frauen-Marathon war das Highlight dieser WM."
Besser als Berlin
Die Stimmung an der Strecke fand sie entsprechend grandios. "Die Japaner haben mich mit meinem Namen angefeuert. Ich musste manchmal schon schmunzeln, denn deutsche Namen sind nicht so einfach für sie."
Melanie Kraus bestritt die 42,195 Kilometer mit Gänsehaut und erlebte damit Glücksmomente, die sie bisher nur von ihrem Lieblingsmarathon in Berlin kannte. Aber Osaka setzte emotional nun noch etwas drauf: "Dass noch ein bisschen mehr als in Berlin geht, hätte ich nicht für möglich gehalten."
Die Zuschauer hatten die Apothekerin nach vorne getrieben, sie konnte aber an der Strecke auch auf die Unterstützung aus dem eigenen Team vertrauen. "Alle Trainer waren da, darüber war ich froh. Das gab mir Sicherheit. Dieser Marathon war auch eine Teamleistung."
Peking im Visier, Berlin im Hinterkopf
Nach dem Kraftakt in Osaka blickt Melanie Kraus nun bereits auf das nächste Jahr mit den Olympischen Spielen in Peking (China). "Das ist meine letzte Chance, einmal bei Olympia dabei zu sein." Dafür wähnt sie sich jetzt auf Kurs und hat aus dem WM-Rennen sehr viel Zuversicht geschöpft: "Ich habe jetzt gezeigt, das ich unter schweren Bedingungen laufen kann, warum soll es also in Peking nicht noch einmal klappen?"
2009 lockt schließlich die Heim-WM in Berlin. Melanie Kraus strahlt bereits beim Gedanken daran: "Berlin ist mein Lieblingsmarathon." Soweit nach vorne schauen möchte sie allerdings noch nicht: "Man darf nur von Jahr zu Jahr denken."
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