Melanie Kraus - "Ich kann nur Marathon"
Den Düsseldorf-Marathon hatte Melanie Kraus im Mai nach 8 Kilometern verletzt beenden müssen und auch bei der WM in Berlin blieb ihr mit Bandscheibenvorfall und eitriger Kieferentzündung nur die Zuschauerrolle. Beim Silvesterlauf in Bietigheim meldete sich die 35-Jährige nach halbjähriger Verletzungspause als Zweite wieder zurück. Im Anschluss sprach leichtathletik.de mit der Leverkusenerin über die verpasste WM, den Weg zurück zu alter Stärke und den EM-Marathon.
Melanie Kraus, nach mehr als einem halben Jahr Verletzungspause zuletzt in Bietigheim der erste Wettkampf. Was ging in Ihnen vor?Melanie Kraus:
Ich habe mich einfach auf Bietigheim gefreut und war froh wieder dabei zu sein. Das war schon eine harte Zeit. Bei der Weltmeisterschaft musste ich zugucken, wie die anderen laufen und lag verletzt mit einem Bandscheibenvorfall und einem vereiterten Kiefer zu Hause auf der Couch. Das tut einem Läuferherz schon ganz schön weh.
Mit welchen Absichten sind Sie als Vorjahressiegerin und Streckenrekordhalterin nach Bietigheim gekommen?
Melanie Kraus:
Ich wusste natürlich, dass es schwer wird zu gewinnen bzw. weit vorne zu sein, weil die anderen einen ganz anderen Saisonaufbau haben und auch schon Wettkämpfe gelaufen sind. Das war mir aber egal. Ich komme einfach gerne nach Bietigheim. Ich war jetzt vier Jahre hintereinander hier und bin immer sehr herzlich und liebevoll empfangen worden. Ich fühle mich hier einfach immer sehr wohl und wollte deshalb die Tradition nicht brechen.
Am Ende hat es nicht ganz zum Sieg gereicht. Ist Platz zwei eine Enttäuschung?
Melanie Kraus:
Ich freue mich sehr über Platz zwei. Für mich ist das ein kleiner Sieg. Ich finde nicht, dass ich den ersten Platz verloren habe.
Ist man denn nach so einer langen Pause vor dem Start nervöser als sonst?
Melanie Kraus:
Auf jeden Fall. Man verliert so ein bisschen die Wettkampfroutine, wenn man so lange weg ist. Wettkampf kann man einfach nicht trainieren. Wettkampf muss man machen. Wenn dann diese Routine durch Verletzungen unterbrochen wird, dann ist man vor einem Start natürlich angespannter als sonst. Das war ein Test. Die Bietigheimer Strecke ist bekannt dafür, dass sie sehr schwer ist. Das hat es nicht einfacher gemacht.
Sie haben die verpasste WM schon angesprochen. Wie groß war die Enttäuschung qualifiziert und nominiert zu sein, aber nicht starten zu können?
Melanie Kraus:
Das war verdammt hart. Ich wäre sehr gerne dabei gewesen, vor allem weil wir Leverkusener ein sehr großes Team in Berlin hatten und es auch noch der letzte große Wettkampf von Steffi Nerius war. Ich wusste, dass sie sehr gut drauf war und habe meine Anreise eigentlich auch so geplant, dass ich ihr Finale sehen kann. Das hat dann schon weh getan, nicht dabei zu sein, wenn eine Vereinskameradin Weltmeisterin wird. Das wäre schon ein tolles Erlebnis gewesen.
Ab wann wussten Sie denn, dass Sie in Berlin nicht starten würden können?
Melanie Kraus:
Der Bandscheibenvorfall ist relativ zeitig diagnostiziert worden. Etwa vier Wochen nach dem Düsseldorf-Marathon hat man es festgestellt, da ich Rückenprobleme hatte, die einfach nicht besser wurden. Das haben wir dann aber relativ schnell in den Griff bekommen. Dann kam aber auch noch die Kieferentzündung hinzu und die Kombination war dann zu viel. Mit einer Entzündung im Körper darf man keinen Sport machen. Es waren einfach zwei schlimme Verletzungen, die verhindert haben, dass ich wettkampftauglich bin.
Wann konnten Sie wieder ins normale Training einsteigen?
Melanie Kraus:
Ich trainiere jetzt wieder seit Ende Oktober. Bietigheim war ein erster Leistungstest. Ich werde das mit meinem Trainer Paul Heinz Wellmann analysieren. Ich war rund 90 Sekunden langsamer als im Vorjahr, aber ich finde das nicht schlecht, weil ich im Vorjahr hier einfach in absoluter Top-Form war.
Was steht als nächstes an?
Melanie Kraus:
Ich hoffe, dass mich dieser Wettkampf in Bietigheim wieder meiner Form ein Stück weiter bringt. Jetzt heißt es einfach trainieren. Im März steht ein Trainingslager in Flagstaff an und im Mai dann ein Marathon. Das heißt, ich habe jetzt noch etwa vier Monate Training vor mir, um mich in eine gute Marathonform zu bringen. Das dauert jetzt einfach ein Weilchen. Da muss man Geduld haben und wieder Schritt für Schritt aufbauen. Ich denke wir sind auf einem guten Vorwärtsmarsch.
Heißt das, dass Sie wieder den Düsseldorf-Marathon laufen?
Melanie Kraus:
Wir haben es noch nicht festgemacht, aber es wird auf jeden Fall Ende April, Anfang Mai sein.
In diesem Jahr steht die EM in Barcelona (Spanien; 26. Juli bis 1. August) an. Irina Mikitenko (TV Wattenscheid 01) und Sabrina Mockenhaupt (Kölner Verein für Marathon) haben bereits ihren Verzicht auf den Marathon erklärt und wollen stattdessen über 10.000 Meter starten. Wie sehen Ihre Absichten aus?
Melanie Kraus:
Ich habe es da ganz einfach. Ich kann nur Marathon. Das heißt, wenn ich mich qualifiziere, werde ich in Barcelona Marathon laufen. 10.000 Meter würde ich auch sehr gerne laufen, aber der Zug ist, glaube ich, abgefahren.
Viele Marathon-Läufer meiden internationale Meisterschaften. Welchen Stellenwert hat ein EM-Marathon für Sie?
Melanie Kraus:
Für mich ist die EM ganz klar der Höhepunkt in diesem Jahr. Ich möchte dort auf jeden Fall an den Start gehen. Das ist das erklärte Ziel von mir und meinem Trainer, davon träume ich.
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