Melanie Kraus - Schnelle Beine dank freiem Kopf
Dreimal schon nahm Melanie Kraus Anlauf auf Olympische Sommerspiele. Doch dreimal endete dieser in „Pleiten, Pech und Pannen“, wie sie selbst sagt. Nachdem die Leverkusener Langstrecklerin 2007 aber das erfolgreichste Jahr ihrer Karriere mit dem zweiten Platz beim Düsseldorf-Marathon, Rang 20 beim WM-Hitzemarathon in Osaka (Japan) und ihrem Sieg beim Frankfurt-Marathon erlebte, will sich die 33-Jährige nun endlich den Traum von einer Olympiateilnahme erfüllen.

„Apothekerin Melanie Kraus findet das richtige Rezept“, titelte die Frankfurter Neue Presse im vergangenen Herbst nach ihrem Erfolg in der Bankenmetropole. Mitgegeben hat es ihr die in Kenia geborene und jetzt für die Niederlande startende Halbmarathon-Weltmeisterin Lornah Kiplagat. „Du musst ausgeglichen sein“, riet die erfahrene Athletin in einem gemeinsamen Trainingslager. Seitdem hat Melanie Kraus oft erfahren, dass es funktioniert: „Denn im Marathon macht ein freier Kopf auch schnelle Beine.“
Und so wurde 2007 für die gebürtige Mönchengladbacherin zu einem „Traumjahr“. Zuerst bewies sie ihre Stärke als Düsseldorf-Zweite (2:30:38 h). Nach drei 2:34-Stunden-Rennen 2004 und 2005 sowie 2:35:36 Stunden 2006 in Berlin ging es endlich wieder schneller. „Das war für mich eine grundlegende Erkenntnis und mein erster großer Sieg des Jahres“, erzählt die Marathon-WM-23. von 2001, die seit ihrer Premiere 2000 schon elf 42,195-Kilometer-Rennen bestritt. Nicht einmal hat Melanie Kraus bisher aufgeben müssen. Ihre Bestzeit von 2:27:58 Stunden erzielte sie gleich beim Debüt in Berlin.
Gigantisches Gefühl
Der zweite persönliche Sieg 2007 folgte in Osaka. „Dort habe ich mich schon beim Startschuss als Gewinnerin gefühlt, weil ich erstmals seit 2002 wieder in der Nationalmannschaft stand.“ Den krönenden Abschluss bildete der Frankfurt-Marathon. „Wenn ich gut drauf bin, ist Laufen wie Fliegen“, hat Melanie Kraus einmal gesagt. So war es am Main. „Ein gigantisches Gefühl.“
Ihren Anteil am Erfolg haben auch die Arbeitskollegen aus der Apotheke im Leverkusener Real, wo sie 15 Stunden pro Woche hinter dem Tresen steht. „Das Team ist super sportbegeistert. Es ermöglicht mir jedes Trainingslager, was von allen große Kompromissbereitschaft verlangt.“
Der Wellmann-Plan
Hinzu kommen viele Freunde, die ihr helfen, nicht ständig an den Sport zu denken. Und natürlich Trainer Paul Heinz Wellmann. „Wir sind jetzt seit elf Jahren ein Gespann. Er kennt mich in- und auswendig und hat seinen Plan im Schubfach, den ich aber gar nicht sehen will. Er versteht es, das Training meiner Tagesform anzupassen und mir gleichzeitig das Gefühl zu geben, dass alles nach Plan läuft“, erzählt Melanie Kraus, die im Januar ein erstes Trainingslager in Südafrika absolvierte.
Der „Wellmann-Plan“ sieht für Melanie Kraus nun nach dem erfolgreichen Start beim 27. Straßenlauf „Rund um das Bayer-Kreuz“ Anfang März, bei dem sie als zweite Läuferin nach Sonja Oberem den vierten Sieg schaffte, ein vierwöchiges Höhentrainingslager in Flagstaff (USA) vor.
Mit dem Düsseldorf-Marathon am 4. Mai soll dann der Olympia-Countdown eingeleitet werden. Läuft bis dahin keine Deutsche schneller als Melanie Kraus bei ihrem Sieg in Frankfurt (2:28:56 h) könnte sie sich wie in Osaka schon am Start als Siegerin fühlen. Denn dann ist ihr die Olympia-Qualifikation kaum mehr zu nehmen.