Melanie Seeger geht mit Power ins neue Jahr
Melanie Seeger spürt sie wieder, diese besondere Power, die sich bei ihr nach einer Geburt breit macht. 2010 nutzte die Geherin diesen Rückenwind zu einem vierten Platz bei der EM in Barcelona (Spanien). Für die kommende Europameisterschaft in Zürich (Schweiz) hat sie wieder ein ähnliches Husarenstück im Kopf, nachdem im Mai ihre zweite Tochter Louise das Licht der Welt erblickte.
Die Aussichten auf ein erfolgreiches Comeback stehen gut. "Es ist wie bei meiner ersten Babypause nach der Geburt", erzählt Melanie Seeger, "ich bin physisch schon wieder stark. Ich habe total viel Energie. Deshalb läuft es auch im Training gut. So macht es gleich noch mehr Spaß."Ihr Körpergefühl und die innere Kraft, die sie momentan beobachtet, seien "unglaublich". Es ist eine besondere Power, die sie antreibt: "Alles geht einem total leicht von der Hand. Ich fühle mich auch bei den Geheinheiten total super. Ich muss mich überhaupt nicht quälen. Das erinnert mich an die Jahre 2009 und 2010." Damals war sie mit Tochter Helena zum ersten Mal Mutter geworden.
Erinnerungen an 2010
Das mündete in eine Spitzenform, die sie mit zur EM nach Barcelona brachte. Damals saß sie im Call Room und dachte sich plötzlich voller Selbstvertrauen: "Wer soll mich hier schon schlagen außer den Russinnen?" So kam es dann auch. Melanie Seeger landete hinter den Spitzengeherinnen der osteuropäischen Großmacht auf Platz vier.
Diese Erinnerungen geben ihr jetzt frische Motivation für die kommende EM. Im nächsten Sommer würde sie in Zürich am liebsten auch den Russinnen Paroli bieten. Zunächst einmal will die Olympia-Fünfte von 2004 aber gut durch den Winter kommen und im Frühling die EM-Norm attackieren. Sollten dann die Leistungen stimmen, hat sie wieder Großes vor.
Sie kann dabei auch auf ihre Erfahrung bauen. Mit Stolz verweist Melanie Seeger darauf, dass sie außer in den Babyjahren kein internationales Großereignis verpasst hat und damit mehr als nur zum Stamm der Nationalmannschaft gehört. "Ich hätte mir nie erträumt, dass ich soviel erlebe und erreiche", stellt sie fest.
Medaille fehlt noch
Nur der Wunsch einer internationalen Medaille bei den Erwachsenen ging noch nicht in Erfüllung. Die Betonung liegt auf dem "Noch", denn Melanie Seeger hat diese Ambitionen nicht begraben. "Es muss doch auch irgendwann bei mir klappen", sagt sie sich. Die ein oder andere Chance sieht sie durchaus noch.
"Ich weiß zwar noch nicht genau, wie es nach Zürich weitergehen könnte. Mit 36 Jahren bin ich aber noch nicht so alt für den Ausdauersport. Vielleicht mache ich die ein oder andere Saison doch noch mit", lässt die Athletin des SC Potsdam Platz für Optionen in Richtung Olympische Spiele 2016 in Rio (Brasilien). Das könnte sie sich durchaus als Abschluss vorstellen.
Gut organisiert und total heiß
Die 36-Jährige, die seit einem Jahr in Belgien lebt, muss auf dem Weg dorthin ihren Beruf als Lehrerin an einer internationalen Schule, die Familie mit zwei Kindern und den Leistungssport unter einen Hut bekommen: "Da muss man gut organisiert sein."
Das ist das Eine. Auf der anderen Seite weiß sie aber auch, dass zunächst einmal der Winter mit der Vorbereitung auf ein erfolgreiches Comeback hart werden wird. Das aber wiegt die eigene Motivation, die sich eingestellt hat, auf: "Ich bin wieder heiß."