Melanie Seeger und das Rennen ihres Lebens
Als DLV-Cheftrainer Rüdiger Harksen am Mittwochmittag bei der DLV-Pressekonferenz in Barcelona (Spanien) Melanie Seeger ein großes Kompliment aussprach und ihr zu einer „glanzvollen Rückkehr“ gratulierte, passierte etwas, das nicht unbedingt zur Tagesordnung bei offiziellen Terminen gehört. Es gab spontanen Applaus. Die Potsdamer Geherin hatte sich wenige Stunden zuvor mit einem vierten Platz über 20 Kilometer bei der EM jeden Respekt verdient.
Die 33-Jährige selbst berichtete dann vom „Rennen ihres Lebens“ an einem Tag, der bereits um 4:30 Uhr morgens begann. „Ich hatte die Nacht kaum geschlafen“, berichtete sie. Doch beunruhigen konnte das Melanie Seeger nicht. Sie stellte Parallelen her. „Das war in Athen genauso.“ Damals, bei den Olympischen Spielen 2004 hatte sie mit Platz fünf ihren bislang größten internationalen Erfolg gefeiert.Als es dann um kurz nach 8 Uhr auf dem Stadtkurs in Hafennähe zwanzig Mal einen 1.000-Meter-Runde zurückzulegen galt, nahmen die Dinge ihren Lauf. Melanie Seeger hielt mit den besten europäischen Geherinnen mit und wurde nach einem couragierten Wettkampf mit Platz vier belohnt. „Ich konnte selbst die Entscheidungen treffen“, berichtete sie, „schon nach fünf Kilometern habe ich mich auf meine Stärken berufen. Es kam heute alles zur Geltung. Ich habe dieses Jahr ein sehr gutes Körpergefühl.“
„Keine Holzmedaille“
Der oft als undankbar bezeichnete Rang war für die Potsdamerin ein Grund zur Dankbarkeit, obwohl sie insgeheim schon entfernt ihren großen Traum von Edelmetall in Reichweite sah: „Das ist aber keine Holzmedaille.“ Dankbar war die Mutter der 13 Monate alten Tochter Helena, mit der sie ganz viel Zeit verbringt, aber vor allem ihrer Familie, die mit ihr eine Durststrecke durchgestanden hatte. „Sie hat mir soviel Kraft gegeben.“
Auch ihre Entscheidung, im vergangenen Jahr - ausgerechnet mit der Heim-WM in Berlin - eine Babypause einzulegen, erwies sich nun als goldrichtig. „Ich war am Boden, ich wusste schon 2006, dass ich eigentlich eine Auszeit brauche.“ Um mit frischen Kräften wieder anzugreifen.
Der eigene Weg
Diese Kräfte spielte Melanie Seeger in diesem Jahr bereits in der Vorbereitung aus. Sie suchte im Rahmen der IAAF Geher Challenge die internationale Konkurrenz und tankte mit drei zweiten Plätzen wichtiges Selbstvertrauen, das sie auch darin bestärkte, ihren ganz eigenen Weg zu gehen, zumal sie ohnehin mehr oder weniger ganz auf sich alleine gestellt war.
Dieser führte sie zuletzt ins Höhentrainingslager nach Font Romeu (Frankreich). Zu dessen Gunsten ließ sie sowohl die Deutschen Meisterschaften auf der Bahn in Braunschweig wie auch das EM-Vorbereitungscamp der deutschen Mannschaft in Kienbaum aus. Mit dem Saisonhöhepunkt als Ziel vor Augen. Nach dem „Rennen ihres Lebens“ in Barcelona steht fest: Zumindest für Melanie Seeger waren diese Entscheidungen richtig.
Video der DLV-Pressekonferenz
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