Merlene Ottey erstaunt die Konkurrenz
Als sie sich zu Beginn der nun gerade austrudelnden Hallensaison am 28. Januar in Wien mit mäßigen 7,30 Sekunden über 60 Meter zurückmeldete, schmunzelten manche noch über die Rückkehr der "Grande Dame" des Sprints, Merlene Ottey, unter slowenischer Flagge. Doch spätestens seit ihren 7,17 Sekunden von Linz vor ein paar Tagen macht sich blankes Erstaunen breit.
Merlene Ottey gibt wieder ordentlich Gas (Foto: Schröder)
"Das kann man nicht verstehen", schüttelt die deutsche Augenzeugin Melanie Paschke ungläubig den Kopf, "mit 42 Jahren, das ist unglaublich." Nahtlos stimmt auch Otteys frühere Landsfrau Juliet Campbell mit ein: "Einfach irre, das ist wirklich beeindruckend. Wir vermissen sie in Jamaika, aber zum Glück haben wir ja jede Menge anderer guter Sprinterinnen."Als Merlene Ottey Probleme mit dem jamaikanischen Verband, für den sie auf internationalem Terrain 34 Medaillen holte, bekam und sich im Olympiajahr 2000 mit Verantwortlichen zerstritt, wechselte sie das Lager und seit dem letzten Sommer ist sie für ihre Wahlheimat Slowenien startberechtigt. Bereits für die EM in München hatte sie gemeldet, aber Verletzungsprobleme verhinderten noch einen Start, den viele ohnehin nur für einen PR-Gag gehalten hatten.
"Habe keine Angst"
Doch jetzt wird sie ihre neuen Landesfarben am Wochenende bei der Hallen-Weltmeisterschaft in Birmingham vertreten. "Wer weiß, was dort passieren kann", sagt sie, "ich will erst einmal ins Finale kommen und dann um eine Medaille kämpfen. Ich habe keine Angst." Und mittlerweile zweifelt niemand mehr daran, dass es ihr ernst damit ist und den lautstarken Worten noch lautstärkere Taten folgen könnten.
Merlene Ottey ist zufrieden mit ihrem beeindruckenden Comeback und damit, dass sie es allen Skeptikern und Kritikern noch einmal gezeigt hat. "Es läuft fantastisch, ich habe hart dafür trainiert. Ich muss nur noch mir etwas beweisen und zwar, dass ich nach all den Verletzungen wieder zurückkommen kann. Das ist für mich noch einmal eine ganz besondere Motivation."
Eine Motivation im sportlichen Rentenalter, die für die Konkurrentinnen nur schwer nachzuvollziehen ist. Die Österreicherin Karin Mayr kommentiert es mit ihren eigenen Worten: "Eines weiß ich ganz genau. Mit 42 Jahren stehe ich nicht mehr auf der Bahn." Merlene Ottey tut's und hat auch noch ihren Spaß dabei.