Merlene Ottey - "Mannequin in Motion" wird 50
Sie war der Paradiesvogel der Leichtathletik. Als "Mannequin in Motion" machte Merlene Ottey die Kunststoffpiste zu ihrem Laufsteg. Keine andere ihrer Sportart errang 29 Medaillen bei Olympia (9) oder der WM (20 inklusive Halle). Die 1,75 Meter große Jamaika-Schönheit gewann 1980 in Moskau (Russland) mit 20 als erste Frau aus der Karibik olympisches Edelmetall.
Mit 48 verpasste sie die Sommerspiele in Peking (China) nur knapp. An diesem Montag feiert sie ihren 50. Geburtstag. Doch ihre Karriere hat sie noch immer nicht beendet."Ich bin noch immer fasziniert von diesem Sport. Noch kann ich nicht endgültig aufhören", sagt die Frau mit den großen braunen Kulleraugen, für die der Sprint zur Sucht geworden ist. Mit 36 erzielte sie in 10,74 Sekunden ihre Bestzeit, mit der sie noch heute auf Platz vier der "ewigen" Weltbestenliste steht. Seit sie 30 ist, steht sie in allen Jahrgängen weltweit auf Platz eins in der Sprint-Statistik. Mit 46 stellte Merlene Ottey in 11,41 Sekunden einen Masters-Weltrekord auf.
Jahrelang galt Merlene Ottey als die "Bronze-Queen", denn immer wenn es um viel ging, verpasste sie das Gold. So auch 1996 in Atlanta (USA), wo ihr im fast "toten Rennen" in 10,94 Sekunden fünf Tausendstel zum Sieg über Gail Devers (USA) fehlten. Damals gewann sie eine ihrer drei Silbermedaillen bei Sommerspielen, dazu sechs in Bronze. Die letzte erhielt sie vergangenes Jahr nach der späten Aberkennung des Olympiasieges von Marion Jones (USA) 2000 in Sydney (Australien).
Positiver Test
Noch knapper verlor Merlene Ottey bei der WM 1993 in Stuttgart. Dort fehlte ihr im erneuten Duell mit Gail Devers nur eine Tausendstelsekunde zum Gold. Doch über 200 Meter platzte damals der Knoten, auch 1995 in Göteborg (Schweden) gewann sie hier WM-Gold. Den Bann gebrochen hatte die "ewige" Verliererin 1991 in Tokio (Japan) bei Jamaikas 4x100-Meter-Triumph. Streng genommen schon 1989. Denn hier sprintete sie über 200 Meter zur ersten von drei WM-Goldmedaillen unter dem Hallendach.
Die Karriere von Merlene Joyce Ottey, am 10. Mai 1960 als eines von sieben Geschwistern in Cold Spring (Jamaika) geboren, blieb nicht ohne Makel. Hierfür sorgte eine positive Dopingprobe auf Nandrolon 1999 in Luzern (Schweiz). Merlene Ottey fühlte sich in den Monaten danach in der Heimat geächtet, auch nachdem sie wegen eines Formfehlers wieder rehabilitiert worden war.
Neue Heimat Slowenien
"Man wollte mich zuhause aus dem Sport drängen", erklärte Merlene Ottey ihren Wechsel nach Slowenien, wo sie 2002 die Staatsbürgerschaft erhielt. Unter Trainer Srdjan Djordjevic erreichte die "ewige Ottey" 2004 bei Olympia in Athen (Griechenland) das Halbfinale über 100 Meter, ebenso bei ihrem EM-Debüt 2006 in Göteborg (Schweden). Ein Jahr später schied sie als älteste WM-Teilnehmerin der Leichtathletik-Geschichte im 100-Meter-Vorlauf von Osaka (Japan) aus, verpasste 2008 die Olympia-Norm.
Nicht viele würden sich wundern, wenn die 50-Jährige bei der EM in Barcelona (Spanien; 27. Juli bis 1. August) wieder auftauchen würde. Derzeit weilt sie in den USA, wo sie ihre Karriere begann, kehrt aber am 11. Mai nach Ljubljana zurück.
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)