Michael May spurtet Jan Fitschen nieder
Die Ansage vor dem Rennen war klar: Wer zuerst im Ziel ist, darf mit zum Weltcup nach Madrid und für Deutschland über 3000 Meter starten. Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) und Michael May (TSV Bayer 04 Leverkusen) wussten, welche Stunde beim Sportfest in Troisdorf geschlagen hatte und so war der Jubel des Bayer-Mannes nur allzu verständlich, nachdem er das Rennen für sich entschieden hatte.
Michael May kann sich auf die Reise nach Madrid zum Weltcup freuen. (Foto: Chai)
In 8:18,45 Minuten lief er knapp vor Jan Fitschen (8:18,82 min) über die Ziellinie. Obwohl am Ende zügig, war das für beide Athleten so bedeutende Rennen wahrlich nicht schnell, dafür umso spannender. Es erinnerte ein wenig an einen Sprint auf der Radrennbahn. Die ersten 1000 Meter riefen allgemeines Gähnen hervor. Denn die Konkurrenten belauerten sich an der Spitze des Feldes und ließen einander nicht aus den Augen, sorgten aber auch beide nicht für ein besonders hohes Tempo. Mit 2:54 Minuten ging man durch. Umso überraschender kam der Angriff von Michael May nach 1200 Metern. Plötzlich stach der Schützling von Paul Heinz Wellmann aus der Meute hervor, rannte wie angestochen davon, was bei Jan Fitschen hektischste Bewegungen hervorrief. Sofort setzte er nach. Schnell hatten die beiden einen klaren Vorsprung von fast 20 Metern. Doch genauso schnell waren sie wieder eingeholt. Nach 300 Metern war das taktische Vorspiel beendet. Zum Showdown kam es erst 500 Meter vor Schluss.Entscheidung auf der Zielgeraden
Jan Fitschen, nach der Attacke nun immer vorne laufend und sichtlich erschrocken ob der Unbekümmertheit seines Gegners, setzte zum langen Endspurt an. Er versuchte mit aller Macht davon zu ziehen, doch Michael May biss sich an seinen Fersen fest und schob sich auf den letzten 50 Metern vorbei. Der Sieg war sein. Taktisch klug – um seine eigenen Stärken wissend – hatte er den Konkurrenten zuvor zum Handeln gezwungen und sich selbst einen kleinen psychologischen Vorteil verschafft. „Ich hatte mir fest vorgenommen, zwischendurch anzugreifen, um Jan in die Augen zu schauen“, erklärt der 23-Jährige. „Jetzt bin ich total motiviert für die kommenden drei Wochen.“ In denen wolle er sich voll auf die Weltcup-Vorbereitung konzentrieren. Teil seines Programms wird nächste Woche auch die Militär-WM in Rom sein, bei der er 1500 Meter läuft.
Sauer war dagegen Jan Fitschen: „Ich gönne Michael den Sieg. Er war heute einfach besser. Ich bin selbst noch nicht richtig fit“, schickte er vorweg, bevor er seinem Ärger über die Entscheidung des DLV, ein Ausscheidungsrennen laufen zu lassen, Luft machte: „Erst hieß es, ich bin beim Weltcup dabei, auch ohne bei der EM gestartet zu sein, einen Tag später höre ich dann, es gibt doch noch eine Qualifikationsrennen. Und jetzt stehe ich wieder mal mit leeren Händen da.“ Begründet wurde sein Frust auch durch die Tatsache, dass er beim Europacup in Annecy/Frankreich dabei war, dort mit einem couragierten Rennen Platz drei holte und damit entscheidende Punkte für die Weltcup-Qualifikation der deutschen Männer erstritten hatte.
Im fünften Duell des Jahres die erste Niederlage
Viermal war es zuvor in dieser Saison schon zum Aufeinandertreffen von Michael May und Jan Fitschen gekommen. Viermal hatte der Wattenscheider gesiegt. In Troisdorf ging das Duell erstmals andersherum aus. Dass es ausgerechnet hier zum fünften Wettstreit der beiden Kontrahenten kam und nicht schon vor drei Wochen in München, lag an einer Magen-Darm-Infektion, die den EM-Start des Wattenscheiders verhinderte hatte.
Weitere Ergebnisse vom Troisdorfer Sportfest:
3000 Meter Männer:
3. Dennis Jünemann (LG Braunschweig) 8:24,13 min
<ku>3000 Meter Frauen:</ku>
1. Birte Bultmann (LG Braunschweig) 9:16,19 min
2. Suanne Ritter (LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel) 9:17,34 min
3. Judith Heinze (TSV Bayer 04 Leverkusen) 9:37,53 min
10.000 Meter Männer:
1. Dominik Burkhardt (LG Eintracht Frankfurt) 29:19,77 min
2. Guido Streit (TSV Bayer 04 Leverkusen) 29:27,74 min
3. Stefan Groß (LG Bonn/Troisdorf/Niederkassel) 29:37,17 min