Michael Möllenbeck - Der Herausforderer zeigt Stärke
"Im Diskuswerfen der Männer haben wir die Weltklasse im eigenen Land", stellt Chef-Bundestrainer Dr. Bernd Schubert fest. So ist das nach dem Rücktritt von Weltrekordhalter Jürgen Schult mit einem nahtlosen Übergang seit der Weltmeisterschaft in Edmonton wieder, als Lars Riedel zum fünften Mal WM-Gold und ein anderer aus dem DLV-Aufgebot Bronze holte. Michael Möllenbeck nämlich.
Michael Möllenbeck zeigt Stärke (Foto: Kiefner)
Diese Medaille, dieser dritte Platz inmitten der Weltspitze gab dem 32jährigen eine neue Richtung vor. Aufhören wollte er allerspätestens nach der Europameisterschaft in München, der Rücktritt war fest ins Auge gefasst. Aber dieses Edelmetall veränderte die Dinge. "Ich wäre kein Hochleistungssportler, wenn mich so was nicht hochbringen würde für die nächsten Jahre. Vielleicht fahre ich noch nach Athen", verkündete Michael Möllenbeck nach seinem Bronze-Coup im letzten Jahr. Es war sein größter Erfolg bislang und Rückenwind genug, um die Pläne zu ändern, da sie doch auch leicht änderbar sind.
Die neue Rolle des Michael Möllenbeck
Nun ist er in einer neuen Rolle. In der Rolle des Herausforderers nämlich und derjenige, den es herauszufordern gilt, ist mit dem fünfachen Weltmeister Lars Riedel der momentan noch angeschlagene Riese im eigenen Land. Das Verhältnis zwischen beiden Athleten gilt als sehr angespannt, was auch bei der WM in Kanada nicht zu übersehen war und sich in einer Geschichte von 1994 begründet. "Das ist eine uralte Sache, die es sich nicht lohnt, noch einmal aufzuarbeiten", sagt Michael Möllenbeck. Damals ging er durch eines von mehreren Tiefs. Doch der Wattenscheider liess sich nicht entmutigen und kämpfte beharrlich um seine Chance, die sich im vergangenen Jahr bot. Zum ersten Mal stand er bei einem Großereignis auf dem Treppchen.
Ein Erfolgsgeheimnis ist die Zusammenarbeit mit seinem Trainer Miroslaw Jasinski: "Er gibt mir die nötige Ruhe. Seit ich mit ihm zusammenarbeite, geht es voran. Ich habe lange nach so einem Trainer gesucht." Das Alltagsleben von Michael Möllenbeck, der mit 21 Jahren vom Zehnkampf den Weg zum Diskuswerfen fand, ist bis oben hin vollgepackt. Er geht zwischen Training und Wettkampf auch arbeiten. "Ich habe so viele Dinge zu tun und deshalb keine Zeit, mir den Kopf zu zerbrechen. Das scheint mir unheimlich zu liegen."
Der Wattenscheider zeigt Stärke
Im EM-Sommer werden die Karten nun neu gemischt und während Lars Riedel mit einer Verletzung kämpft und seinen nächsten Wettkampf voraussichtlich erst am 27. Juli in Leverkusen bestreiten kann, zeigt der Herausforderer Stärke. Das erste innerdeutsche Aufeinandertreffen in diesem Jahr am 11. Mai in Halle ging an Michael Möllenbeck. Mit 67,07 Metern knackte er dort ohne große Mühe die EM-Norm für München. Beim Sparkassen DLV-Meeting in Dortmund warf er mit 67,64 Metern eine neue persönliche Bestleistung und qualifzierte sich erstmals für den Europacup in Annecy, wo er am vergangenen Wochenende mit 66,82 Metern überlegen gewann und den Russen Dimitri Schevchenko um viereinhalb Meter distanzierte: "Das war eine schöne Erfahrung. Ich habe bei meinem ersten Start beim Europacup gewonnen. Besser kann es nicht laufen."
Vorfreude auf Heimspiel im Lohrheidestadion
Das Ticket zur Europameisterschaft in München ist von Michael Möllenbeck nun fix gebucht. Er bereitet sich jetzt in Kienbaum auf die Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid (5. bis 7. Juli) vor. "Ausruhen geht jetzt nicht", erklärt er zu seinem Heimspiel, "ich werde in meinem Stadion meinen Mann stehen und versuchen, richtig weit zu werfen. Ich freue mich unheimlich darauf."
Aber erst im Anschluß an die nationalen Titelkämpfe hat er seinen "wichtigsten Wettkampf", wie er sagt. Michael Möllenbeck wird Vater. "Dann werde ich erst einmal zehn Tage Babypause machen und bei meiner Familie bleiben", freut er sich, "danach steige ich wieder in Kienbaum in die EM-Vorbereitung ein."
Fester Blick auf die EM in München
Auf die Europameisterschaft in München blickt er mit festem Blick voraus. Sein Ziel ist im Olympiastadion wieder eine Medaille. "Sie soll aber diesmal eine andere Farbe haben als in Edmonton." Dort war es Bronze. Im August will er mehr. Die Kampfansage steht. So wie es sich eben gehört für einen Herausforderer, der in dem deutschen Weltmeister Lars Riedel, dem Ungarn Robert Fazekas und dem Russen Dimitri Schevchenko derzeit die stärksten Konkurrenten sieht. Eine Rolle, die dem Zwei-Meter-Riesen gut zu Gesicht steht und in der er sich auch pudelwohl zu fühlen scheint. Selbstbewusst sagt er: "Wenn ich bei der EM ganz oben stehe, ist die Welt in Ordnung!"