Botson und Krajenski mit schnellen Hundertern
Die dichte Terminfolge brachte die besten Ultra- Langstreckler des DLV bei den Deutschen 100km- Straßenlaufmeisterschaften in Rheine in "Gewissenskonflikte", nachdem in zwei Wochen die EM in Winschoten auf dem Programm steht. Von denen, die sich für deutsches Terrain entschieden, waren Ricarda Botson und Volker Krajenski die Schnellsten und neuen Titelträger.
Die letztjährige Europameisterin Ricarda Botson (LG Lüneburg) war mit dem festen Vorsatz ins Rennen gegangen, im Hinblick auf Winschoten lediglich einen Trainingslauf bis 60 Kilometer zu absolvieren und dann vorzeitig unter die Dusche zu gehen. Doch es kam anders. Als Favoritin Maria Bak (MTV Hersbruck) bereits bei 40 Kilometern das Handtuch warf, witterte die 36- jährige Erzieherin, die sich um vernachlässigte Jugendliche kümmert, ihre Chance und setzte sich souverän in 8:07:46 Stunden vor Marion Drescher (SSC Hanau/Rodenbach, 8:16:31 h) und Elena Kobrina (DJK Frankenberg Aachen, 8:43:56 h) durch.Hin- und hergerissen
"Ich war während des Rennens innerlich hin- und hergerissen, jedoch erhält man nicht jeden Tag die Gelegenheit geboten, Deutsche Meisterin zu werden. Zudem konnte ich es nicht übers Herz bringen, auszusteigen, da der Veranstalter alles so liebevoll vorbereitete hatte und die Zuschauer mich unermüdlich anfeuerten," bekannte die Überraschungssiegerin, die nun das Problem hat, bis zum 14. September den "Hunderter" aus ihren Beinen zu schütteln. Schließlich möchte sie in Winschoten ihren EM- Titel erfolgreich verteidigen.
Große Erleichterung herrschte bei der Zweitplatzierten Anke Drescher (SSC Hanau/Rodenbach), die sich wegen einer Gelenkblockade kurzfristig für einen Start in Rheine entschied und das Rennen trotz einer mehrtägigen Trainingspause überraschend gut durchstand.
Komfortabler Vorsprung für Volker Krajenski
Bei den Männern übernahm Volker Krajenski (SV Emmerstedt) bei 86 Kilometern die Führung und hatte im Ziel einen komfortablen Vorsprung vor Dr. Thomas Miksch (TV Jahn Kempten, 7:03:27 h) und dem recht gleichmäßig laufenden Wolfgang Schneider (Marathon Gießen, 7:10:28 h).
Volker Krajenski, der in zwei Wochen Vater wird, zeigte sich überrascht über seinen sicheren Erfolg: "Mit einem Platz auf dem Treppchen hatte ich gerechnet, nicht jedoch mit dem Sieg. Die Strecke war gut zu belaufen, jedoch schlug sich die hohe Luftfeuchtigkeit negativ auf die Zeiten nieder."
Große Ausdauer demonstrierte Dr. Thomas Miksch, der eine Woche nach seinem Sieg beim Galtür- Berg- Marathon (2:59:48 h) in der neuen persönlichen Bestzeit von 7:03:27 Stunden (bisher 7:19:00 h in Biel) überraschend Vizemeister wurde. Der 40- jährige Chirurge, der tags zuvor noch im OP stand und Vater von drei Kindern ist, betrachtet sich vornehmlich als Berg- und Crossläufer: "Teerstrecken sind Gift für mich. Daher beteilige ich mich auch selten an Stadtmarathonläufen."