Michael Schrader peilt weitere Verbesserung an
Nach seinem Sensationssieg in Götzis (Österreich) mit sieben neu erzielten Bestmarken geht Michael Schrader (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen) beim ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen (20./21. Juni), das unter dem Motto „Ratingen macht die Weltmeister“ steht, locker an den Start. Mit den 8.522 Punkten aus Götzis (Österreich) hat der 21-Jährige das WM-Ticket so gut wie in der Tasche. In Ratingen will der neue Zehnkampfstar weitere Bestleistungen aufstellen.
Mit seinem Sieg in Götzis hat sich Zehnkämpfer Michael Schrader in die Favoritenrolle beim Mehrkampf-Meeting in Ratingen gebracht. „Ich hoffe ich gewinne“, sagte der Vorjahresvierte bei der Pressekonferenz am Mittwoch, die unter dem Motto „Mehrkampf - gestern, heute und morgen“ stand.„Ich gehe davon aus, dass ich in einigen Disziplinen noch einiges drauflegen kann“, ist Michael Schrader überzeugt. Vor allem im Hochsprung und über 400 Meter, wo ihn in Götzis Wadenkrämpfe ausgebremst hatten, ist noch einiges drin. „Zwei Meter sind möglich. Die 400 Meter kann ich zwei Sekunden schneller laufen als in Götzis (49,71 sec)“, ist der Olympia Zehnte überzeugt.
Auch beim Stabhochsprung und im Diskuswurf sieht er noch Steigerungsmöglichkeiten. Mit dem Stab gab es in diesem Jahr nur wenige Trainingseinheiten. Schließlich musste er wegen eines Ermüdungsbruchs im Fuß noch bis März an Krücken gehen.
Keine Zweifel an Start in Ratingen
Einem Start in Ratingen steht aber nichts im Weg. Von Götzis hat sich der 21-Jährige gut erholt, lediglich Schmerzen in den Waden plagen den Mehrkämpfer weiterhin. Bisher wartet er noch auf das Ergebnis eines Blutbildes, was aufgrund der Krämpfe in Götzis angefertigt wurde, und das endlich Aufklärung über deren Ursachen bringen soll.
Während Michael Schrader sein Ticket so gut wie sicher hat, kämpfen die anderen deutschen Zehnkämpfer in Ratingen um ihre Chance, an der Heim-WM im Berliner Olympiastadion teilzunehmen. Neben Michael Schrader haben auch der Frankfurter Pascal Behrenbruch als Dritter (8.374 Punkte) und Norman Müller aus Halle als Sechster (8.272 Punkte) mit starken Leistungen in Götzis vorgelegt.
Es gilt für André Niklaus und Arthur Abele
Jetzt geht es auch für den Ratingen-Sieger von 2005, André Niklaus (LG Nike Berlin), und den Sieger von 2007, Artur Abele (VfL Sindelfingen), darum, auf den WM-Zug aufzuspringen. Beide wollen die letzte Chance nutzen, sich in Ratingen für die WM zu qualifizieren, da beide verletzungsbedingt in Götzis nicht an den Start gehen konnten. Ob ein Start der beiden Olympiateilnehmer möglich ist, wird sich erst im Laufe dieser Woche zeigen. Nach Ratingen wird dann endgültig entschieden, wer eins der drei begehrten WM-Tickets im Zehnkampf der Männer sowie im Siebenkampf der Frauen ergattern kann.
Im letzten Jahr waren die drei besten Zehnkämpfer aus Ratingen auch bei den Olympischen Spielen dabei. Michael Schrader konnte sich damals als Dritter mit knappem Vorsprung auf Pascal Behrenbruch qualifizieren, der in Ratingen aufgeben musste und mit seinem guten Ergebnis von Götzis nur die viertbeste Punktzahl erreicht hatte.
In Ratingen am Abgrund
Auch in diesem Jahr ist Höchstspannung und Dramatik zu erwarten. „In Ratingen stehst du am Abgrund, da geht es um Berlin“, verdeutlichte Claus Marek, Team-Manager Zehnkampf im DLV, die schwierige Situation der deutschen Mehrkämpfer. „Michael Schrader dagegen ist in einer komfortablen Situation und kann locker in den Wettkampf gehen“, sagte er. Die anderen Zehnkämpfer dürfen aber nicht unterschätzt werden. Pascal Behrenbruch und Norman Müller traut er ebenfalls Leistungen im Bereich von 8.500 Punkten zu. „Davon träumen beide, Michael Schrader hat die Tür aufgemacht“, erklärte Claus Marek.
Trotz Favoritenrolle bleibt Michael Schrader jedoch gelassen und weiß, dass eine Leistung wie in Götzis, wo es „sportlich perfekt gelaufen ist“, nicht so einfach wiederholbar ist. „Noch einmal 8.500 Punkte kann ich nicht versprechen“, sagte er bescheiden. Mit 8.300 Punkten wäre er genauso zufrieden. „Man kann ja nicht nach den Sternen greifen“, meint der Schützling von Ex-Weltmeister Torsten Voss, der sich vor Saisonbeginn noch ein Ziel von 8.400 Punkten gesteckt hatte.
Starke Konkurrenz aus dem Ausland
Nach der Absage von Vorjahressieger Leonel Suarez (Kuba) am Dienstag werden die besten deutschen Zehnkämpfer ihre stärksten Konkurrenten in dem estnischen Hallen-Europameister Mikk Pahapill und dem Kubaner Yordani Garcia haben, der sich vor drei Tagen in Havanna (Kuba) auf 8.496 Punkte gesteigert hatte.
Begeistert zeigte sich Claus Marek von den Teilnehmern im Nachwuchsbereich: „Das Teilnehmerfeld im U23- und U20-Bereich ist so großartig wie noch nie in den letzten 20 Jahren“, freut sich der Team-Manager. Besonders gespannt ist er auf U20-Europameister Matthias Prey (Hamburger SV), der beim Mehrkampf-Meeting in Bernhausen mit 7.656 Punkten gesiegt hatte.
Zum gleichen Jahrgang zählt auch Michael Schraders Vereinskollege Thomas Faber, der wegen einer Verletzung in Ratingen nicht dabei sein kann. An Motivation fehlt es dem 20-Jährigen mit solch einem Trainingspartner aber nicht. „Michaels Erfolge spornen die ganze Trainingsgruppe an“, sagt Thomas Faber, der im nächsten Jahr in Ratingen dabei sein möchte. Der "Zehnkämpfer von morgen" ist überzeugt, dass sein Trainingspartner bei der WM vorne mitmischen kann und in Ratingen das Zeug zum Sieg hat.
Optimale Bedingungen
Was das Besondere am Meeting in Ratingen ausmacht, weiß auch die frühere Weltmeisterin (2002) Sabine Braun (TV Wattenscheid 01), die in Ratingen viermal gewinnen konnte. „Hier herrschen optimale Wettkampfbedingungen. Auch Athleten und Trainer haben in den letzten Jahren viel dazu beigetragen, dass Topleistungen erzielt werden können“, sagte die 43-Jährige, die die Entwicklung des größten deutschen Mehrkampf-Meetings miterlebt hat.
Die Olympia-Dritte von 1992, die mittlerweile als Nachwuchstrainerin in Wattenscheid arbeitet, ist überzeugt von den optimalen Bedingungen in Ratingen: „Das Meeting hat auf jeden Fall eine große Zukunft.“
Für Michael Schrader hat das ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen noch eine weitere Besonderheit. Ratingen liegt nicht weit entfernt von seiner Heimatstadt, so dass Unterstützung von Freunden und Familie garantiert ist „Die werden noch einmal mehr Stimmung machen“, verspricht er.
ERDGAS Mehrkampf-Meeting in Ratingen