| WM 2015 Peking

Miguel Ángel Lopez ärgert Gastgeber – Hagen Pohle bester Deutscher

Der Europameister ist der neue Weltmeister: Miguel Ángel López (Spanien) hat am Sonntag in Peking (China) einen Sieg der Gastgeber vereitelt und sich mit Bestzeit von 1:19:14 Stunden Gold im 20 Kilometer Gehen geholt. Bester Deutscher wurde auf Rang 19 der Potsdamer Hagen Pohle.
Silke Morrissey

Auf den ersten Kilometern bot sich ein ungewohntes Bild: Mutig vorne weg marschierte da Hagen Pohle, rund 30 Meter vor dem Rest des Feldes, scheinbar unbeeindruckt von den Weltklasse-Athleten, die ihm auf den Fersen waren. Nach rund sieben Kilometern hatte sich die Rangordnung aber wieder sortiert. Eine rund 20-köpfige Gruppe hatte den deutschen U18-Weltmeister von 2009 wieder eingefangen, und vorne machten von da an die Chinesen Druck.

Lange Zeit war es der Olympia-Vierte von London Zelin Cai, der auf das Tempo drückte und so nach und nach die große Spitzengruppe sprengte. Dann nahm der Olympia-Dritte Zhen Wang bei Kilometer 14 das Heft in die Hand und hatte schnell einen großen Vorsprung herausgearbeitet – allerdings auf Kosten der Technik, was ihm rasch zwei Verwarnungen aufgrund fehlenden Bodenkontaktes einbrachte. So musste er wieder Tempo rausnehmen, und Europameister Miguel Ángel López (Spanien) nutzte seine Chance.

Cleveres Rennen von Miguel Ángel López

Der Spanier hatte sich das Rennen sehr gut eingeteilt, schloss rund drei Kilometer vor Schluss zu Zhen Wang auf, ging anderthalb Kilometer Seite an Seite mit ihm und dann weitere anderthalb Kilometer mit einer Tempoverschärfung seiner ersten WM-Goldmedaille und einer neuen Bestleistung von 1:19:14 Stunden entgegen. Zwei Jahre zuvor in Moskau (Russland) hatte er Bronze gewonnen.

Zhen Wang (1:19:29 h) verlor zwar Gold, kam aber im Gegensatz zu Moskau ohne Disqualifikation ins Ziel und wurde dafür mit Silber belohnt. Bronze ging überraschend mit Landesrekord an den Kanadier Benjamin Thorne (1:19:57 h).

Tränenreich endete der Wettbewerb für Andres Chocho aus Ecuador, der ungefähr bei Kilometer 16 auf Rang drei liegend nach drei Verwarnungen disqualifiziert wurde. Zelin Cai musste seiner Tempoarbeit Tribut zollen, hatte mit Seitenstechen zu kämpfen und kam schließlich als Fünfter ins Ziel.

Christopher Linke ratlos

Hagen Pohle konnte sein schnelles Anfangstempo nicht bis ins Ziel bringen, schlug sich aber als bester Deutscher mit Rang 18 (1:22:29 h) rund eine Minute über Bestzeit achtbar. Nils Brembach kam bei seinem WM-Debüt in 1:25:21 Stunden auf Rang 34.

Der eigentlich am höchsten gewettete Athlet des deutschen Trios, Europacup-Sieger Christopher Linke (alle SC Potsdam), konnte seine Leistung von Podebrady (1:20:37 h) nicht wiederholen. Ratlos und enttäuscht kam er nach 1:26:10 Stunden auf Rang 38 ins Ziel - dass er nicht aufgegeben hatte, war das einzig Positive, das er diesem Wettbewerb abgewinnen konnte.


STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Hagen Pohle (SC Potsdam; 1:22:29 h)
Ich kann mir nichts vorwerfen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Aber Platz 16 wäre schon schön gewesen, für die Olympia-Qualifikation - das war die Gruppe, die mich ungefähr anderthalb Kilometer vor dem Ziel überholt hat. Ich wollte mein eigenes Tempo gehen, ich bin niemand, der im Feld mitschwimmt und am Ende noch mal zulegen kann. Das Tempo war eigentlich nicht zu schnell für mich, letztendlich ist es meine viertbeste Zeit geworden. Ich habe mir zeitig einen Vorsprung erarbeitet, leider hat es nicht bis ins Ziel gereicht. Es ist schon krass, wie dicht die Weltspitze beisammen ist.

Nils Brembach (SC Postdam; 1:25:21 h)
Es war ein hartes Rennen, es war sehr warm, aber eigentlich waren die Bedingungen gut. Ich bin besser mit der Hitze zurecht gekommen als vor zwei Jahren beim Europacup. Das Ergebnis ist zwar nicht ganz zufriedenstellend, aber trotzdem gehe ich ein Stück weit als Gewinner aus dem Wettkampf, weil ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt habe. Ich habe schon auf dem Aufwärmplatz gesehen, wie stark die Konkurrenz ist, man hat ein paar Athleten angesprochen, die hatten alle richtig gute Bestzeiten. Den einen oder anderen davon konnte ich heute ärgern.

Christopher Linke (SC Potsdam; 1:26:10 h)
Ich kann noch gar nicht sagen, was los war. Ich war in sehr guter Form. Aber schon nach 23 Minuten habe ich gemerkt, dass es nicht läuft. Nach 33 Minuten hatte ich schon überlegt auszusteigen. Ich hatte in den letzten anderthalb Wochen Fußprobleme - aber davon verliere ich die Form ja nicht! Im Rennen habe ich sie auch nicht gemerkt. Es war seltsam. ich habe schon vor dem Wettbewerb zum Bundestrainer gesagt: Ich glaube, danach werde ich krank. Ich hatte schon andere Rennen, da habe ich vorher schlecht trainiert und war trotzdem gut. Jetzt habe ich sehr gut trainiert und war schlecht. Ich bin maßlos enttäuscht.

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