Militär-EM: Robert Harting will wieder Gold
Im münsterländischen Warendorf treten von Donnerstag bis Sonntag (12. bis 15. September) Sportsoldatinnen und -Soldaten zur Militär-Europameisterschaft an. Die starke deutsche Crew wird von Robert Harting (SCC Berlin) angeführt. Der Olympiasieger und Weltmeister trifft erneut auf seinen Dauer-Rivalen Piotr Malachowski (Polen). Neben zahlreichen anderen Assen sind erstmals Kriegsversehrte am Start.
„Ich dachte, ich hör’ nicht richtig, als mir Piotr erzählte, er sei Angestellter der polnischen Armee und dass wir uns in Warendorf sehen“, wird Robert Harting in der Berliner Zeitung zitiert. „Piotr bat mich nett zu sein und ihm wenigstens einen Titel zu überlassen. Das wird nicht passieren, zuhause will ich schon gar nicht verlieren“, gibt der Stabsunteroffizier im Gespräch mit seiner Heimat-Gazette der Premiere bei einer Militär-EM einen hohen Stellenwert.Obwohl der Olympiasieger und dreifache Weltmeister nach eigenen Angaben „ganz schön platt ist“ und die Kräfte immer mehr schwinden, möchte er in Warendorf noch einmal aufs Ganze gehen: „Die Bundeswehr ist mein Arbeitgeber und wir haben eine Heim-EM, deshalb quäle ich mich noch ein bisschen im Training, denn diesen Titel habe ich noch nicht.“
Zum 36-köpfigen Aufgebot der Bundeswehr gehören elf WM-Teilnehmer, darunter auch die WM-Zweite im Kugelstoßen, Stabsunteroffizierin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge).
Marcin Lewandowski Top-Favorit
Einer der internationalen Top-Akteure ist Marcin Lewandowski (Polen). Der 26-jährige 800-Meter-Spezialist aus Stettin, 2010 Europameister, hat sich letzten Freitag in Brüssel (Belgien) als Vierter auf 1:43,83 Minuten verbessert. Über 100 Meter muss Julian Reus (TV Wattenscheid 01; 10,08 sec) neben den Mitbewerbern aus dem eigenen Land unter anderem auf den Polen Grzegorz Zimniewicz achten. Der 22-Jährige konnte sich kürzlich auf 10,31 Sekunden steigern.
Über 200 Meter zählen Kamil Mastak (Polen; 20,85 sec) und Volodymyr Burakov (Ukraine), über 400 Meter schon mit 46,07 Sekunden gestoppt, zu den Medaillenanwärtern. Da es sich um eine „offene EM“ handelt, ist auch ein starkes Bataillon aus Brasilien am Start. Ihr Bester: Bruno de Barros, dessen Hausrekorde bei 10,16 und 20,16 Sekunden stehen. Auf der Stadionrunde wird ein packender Zweikampf der Polen Kacper Kozlowski (45,24 sec) und Marcin Marciniszyn (45,27 sec) erwartet.
Homiyu Tesfaye nun auch Soldat
Ihre Landsmänner Mateucz Demczyszak (3:36,15 min) und Bartosz Nowicki (3:36,68 min) fordern über 1.500 Meter den WM-Fünften Homiyu Tesfaye (LG Eintracht Frankfurt; 3:34,18 min). Ebenfalls zu beachten: Andreas Vojta (Österreich; 3:36,36 min).
Im Weitsprung muss mit dem dreifachen Schweizer Meister Yves Zellweger gerechnet werden, zumal sich der 26-Jährige in diesem Sommer auf 8,03 Meter verbessern konnte. Im Hochsprung gelten die Ukrainer Dmytro Demianiuk (2,35 m) und Viktor Shapoval (2,34 m) als Favoriten.
Brasilianerinnen zu beachten
Bei den Soldatinnen ist Marika Popowicz (Polen; 11,29 sec), 2010 mit der Staffel EM-Dritte, über 100 Meter Sieganwärterin. Auf der zweifachen Strecke kann Mariya Ryemen (Ukraine; 22,58 sec), 2011 Zweite der Hallen-EM über 60 Meter, Gold holen. Auch hier liegt Brasilien gut im Rennen. Top-Repräsentantin ist Franciela Krasucki, die Mitte Juli in Bottrop auf der kürzeren Distanz in 11,24 Sekunden gewann. Auf der Stadionrunde läuft Nataliia Pygyda (Ukraine; 51,09 sec), bis August 2011 wegen Dopings gesperrt, nahezu außer Konkurrenz.
Während die Sujew-Twins (LT Haspa Marathon Hamburg) auf beiden Mittelstrecken gute Karten haben, ruhen über 5.000 Meter die Hoffnungen auf Sabrina Mockenhaupt (LG Sieg), in dieser Saison mit 15:32,72 Minuten notiert. Eine der Mitwerberinnen ist Viktoria Pohorielska (Ukraine; 15:28,35 min). Im Weitsprung meldet neben Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01; 7,04 m) auch Anastasiia Mokhniuk (Ukraine; 6,65 m) Ansprüche an.
Marktplatzspringen zur Eröffnung
Eröffnet wird die Militär-Europameisterschaft am Donnerstag um 18.30 Uhr mit dem Stabhochsprung der Männer. Allerdings nicht im Stadion, sondern auf dem Warendorfer Marktplatz. Dabei treffen die deutschen Starter um Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen; 5,72 m) und Daniel Clemens (LAZ Zweibrücken; 5,50 m) unter anderem auf Universiade-Sieger Lukasz Michalski (5,85 m).
Erstmals in der Geschichte von Militär-Titelkämpfen werden in Warendorf auch Wettbewerbe für im Einsatz verletzte Soldaten ausgetragen – eine Art „Military Paralympics“. Unter anderem sind im Afghanistankrieg verwundete Bundeswehrsoldaten dabei. Diese Kriegsversehrten haben im Sport eine neue Berufung gefunden.
Bundeswehr wichtiger DLV-Partner
Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) ist die Bundeswehr ein wichtiger Partner in der Sportförderung. Sie gewährleistet, dass sich die Athleten als Soldaten unter optimalen Bedingungen und finanziell abgesichert auf ihre Wettkämpfe vorbereiten können. Im Rahmen einer dualen Karriereplanung wurde die Möglichkeit geschaffen, während der Bundeswehrzugehörigkeit noch ein Studium neben dem Sport zu absolvieren.