Mit dem Zeigefinger an der Pistole am Zeittakt der EM
Ohne sie ginge nichts bei diesen Leichtathletik-Europameisterschaften: Über 700 Kampfrichter und Helfer sollen im Schatten von Stars und Sternchen für einen reibungsfreien Ablauf sorgen. Mit dem Zeigefinger am Zeittakt der EM: das fünfköpfige Starterteam. Ihre wichtigsten Utensilien: Pistole und Mikro statt Rennschuhe und Startnummer.
Auf die (EM-)Plätze... (Foto: Kiefner)
Sie bekommen im Erfolgsfall keine Sponsorverträge, sie brechen nicht in Jubel aus, wenn sie ihren Auftrag erfüllt haben. Vielmehr opfern sie für ein internationales Großereignis wie die EM eine Woche ihres Jahresurlaubs. Fünf Euro Aufwandsentschädigung am Tag, dazu Verpflegung und Logis gratis. Ihr Erkennungszeichen: grünes Hemd und khakifarbene Hosen. Sie sind die Enthusiasten einer Sportart, die um ihren Stellenwert kämpft und in München ein Fest erlebt."Dies ist unser Hobby", sagt Carlo Ludwig aus Sindelfingen, einer von fünf Startern in München. Die EM ist seine Premiere bei einem internationalen Großereignis. Seine Frau, die ehemalige Sprinterin Andrea Schmidt vom SSV Ulm, hat Verständnis für das Hobby mit der Startpistole. Natürlich beeindruckt die Atmosphäre in der riesigen Schüssel des Olympiastadions. "Nach den ersten Starts hat man nur noch die Konzentration für die Aufgabe", so Fritz Sauerbeck (Schwabach).
Alles easy bei der Europameisterschaft
Diese Aufgabe heißt, die Läuferinnen und Läufer möglichst präzise aus ihren Startblöcken zu bringen. "Hier bei der EM ist eigentlich alles easy", meint Wilfried Fittko, "bei einer Kreis- oder Bezirksmeisterschaft ist es viel schwieriger, den Zeitplan einzuhalten." Dennoch müssen die Starter immer damit rechnen, dass sie von einer der rund 120 Kameras im Stadion beobachtet werden.
"Auf die Plätze!" Dann warten, bis alle runtergehen in den Startblock, wieder warten bis alle ruhig sitzen. "Fertig!" – dann dauert's nach der elektronischen Startauswertung 1,8 bis 2,5 Sekunden, bis der Knall ertönt. Den Stöpsel als Schallschutz im rechten, den Kopfhörer für den Piepser zum Rückstarten im linken Ohr, die Startpistole mit der elektronischen Zeitauslösung in der Hand – das sind die wesentlichen Utensilien eines EM-Starters. Nach einem festen Plan wechselt das Starter-Team, zu dem noch Peter Richter (Leipzig) und Hans-Jürgen Hornen (Witten) gehören, den Einsatzort.
Guter Teamgeist bei den fünf Startern
"Auf der Kiste steht man zwar allein, vom Team ist man jedoch nicht allein gelassen", so Ludwig, "denn wir haben einen guten Teamgeist", stellt er fest. Wenn die Chemie nicht stimmt, würde es möglicherweise (zu) viele Fehlstarts geben. Und das quittieren ungeduldige Zuschauer nicht selten mit Pfiffen...