Mit heißen Eisen in die Hitzeschlacht
Mit etlichen "heißen Eisen" unter 74 Nominierten, aber ohne drei prominente Härtefälle gehen Deutschlands Leichtathleten kommende Woche in die Hitzeschlacht bei der EM in Barcelona (27. Juli bis 1. August). Stars des Teams sind Diskus-Weltmeister Robert Harting (SCC Berlin) und die neue Hürden-Hoffnung Carolin Nytra (Bremer LT). Erstmals seit Jahrzehnten findet ein Großereignis ohne deutsche Zehnkämpfer statt.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) nominierte 38 Männer und 36 Frauen. Unter ihnen befinden sich rund 20 Kandidaten auf 12 realistisch erscheinende Medaillen. Es fehlen nach Verletzungs- und Formproblemen im Hochsprung der WM-Dritte Raul Spank (Dresdner SC), im Weitsprung Hallen-Europameister Sebastian Bayer (Hamburger SV) und im Zehnkampf Pascal Behrenbruch (LG Eintracht Frankfurt)."Wir wollen an die Erfolge der WM 2009 in Berlin anknüpfen", erklärte DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop zur Nominierung. Bei der Heim-WM hatte es neun Medaillen gegeben, darunter Gold für Diskus-Ass Robert Harting und die nicht mehr aktive Speerwerferin Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Verantwortung für Pascal Behrenbruch
DLV-Sportdirektor Thomas Kurschilgen meinte zum Fall von Sebastian Bayer, dessen Freundin Carolin Nytra im Hürdensprint zu den Sieghoffnungen gehört: "Er war bei den Deutschen Meisterschafen in Braunschweig mit seinen 7,71 Metern zu weit weg von der Norm und einer Finalchance. Gleiches gilt für Raul Spank, den wir auf Grundlage eines einzigen 2,25-Meter-Sprungs hätten nominieren müssen."
Zu Pascal Behrenbruch, der die Zehnkampf-Norm mit 8.069 Punkten erfüllt, sich dann aber an der Plantarsehne verletzt hatte, meinte Thomas Kurschilgen: "Wir haben ihn auf Grundlage eines ärztlichen Befundes, das von einem Start abrät, aus Verantwortung für den Athleten nicht nominiert. Alle Beteiligten sehen das ein, nur er selbst nicht."
Gold-Kandidaten im Wurf
Gold-Kandidaten in Barcelona sind vor allem die Werfer-Asse: Mit dem Diskus Robert Harting und die Weltranglisten-Erste Nadine Müller (Hallesche LAF), mit dem Hammer Vize-Weltmeisterin Betty Heidler (LG Eintracht Frankfurt), außerdem als Erste der Europa-Rangliste Weitspringer Christian Reif (ABC Ludwigshafen) und über 100 Metre Hürden Carolin Nytra, im Hochsprung Hallen-Europameisterin Ariane Friedrich (LG Eintracht Frankfurt) und im Siebenkampf Vize-Weltmeisterin Jennifer Oeser (TSV Bayer 04 Leverkusen).
Zum Team gehören 52 Einzelathleten, von denen 45 die Norm voll erfüllten, und 22 Staffelläufer. Sieben Ausnahmen gab es laut Thomas Kurschilgen, weil sich die Athleten bei der DM und in der Europarangliste gut platzierten und die zweite Norm knapp verfehlten.
Zehn Medaillen vor vier Jahren
Insgesamt neun Disziplinen blieben unbesetzt. Bei den Männern sind dies 400 Meter, 800 Meter, 400 Meter Hürden, Hochsprung, Dreisprung und Zehnkampf. Keine Frau ist nominiert über 200, 400 und 1.500 Meter.
2006 in Göteborg (Schweden) hatten bei der letzten EM 80 Nominierte zehn Medaillen gewonnen (4/4/2), Gold gab es dabei für Jan Fitschen (TV Wattenscheid 01) über 10.000 Meter, Ralf Bartels (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen, Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) und die Marathon-Siegerin Ulrike Maisch (1. LAV Rostock).
Quelle: Sport-Informations-Dienst (sid)