Mit „Tempolimit“ gegen die Hitze
Mit einem „Tempolimit“ für die Ausdauerathleten und Eiswesten für alle wollen die deutschen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen in der chinesischen Dampfsauna von Peking einen zweiten „Fall André Höhne“ verhindern. Der Berliner Geher war 2007 bei der WM im japanischen Osaka unter extremen Bedingungen im 20-Kilometer-Wettbewerb 200 Meter vor dem Ziel kollabiert.
Wenn André Höhne am Samstag (16. August) antritt, werden wieder bis 30 Grad und 85 Prozent Luftfeuchtigkeit erwartet. Kaum besser soll es tags darauf bei den Marathonläuferinnen werden.Die Leichtathleten beugen deshalb lieber vor. „Wir haben für alle Langstreckler und Geher eine an die Bedingungen angepasste Tempotabelle erstellt“, erklärt Mannschaftsarzt Dr. Uwe Wegner: „Die Körpertemperatur steigt unter Hitze-Bedingungen schnell auf bis zu 39,5 Grad. Die Athleten sind quasi mit Fieber unterwegs.“ Und das setzt automatisch die Schutzmechanismen des Körpers in Gang. Das vorzeitige Aus ist dadurch programmiert.
Nur ein Rezept
Dagegen gibt es laut Dr. Uwe Wegner nur ein Rezept: „Sich darauf einzustellen und die Auswirkungen durch eine angepasste Belastung gering halten.“ Das gilt auch für Sprinter, Springer und Werfer. „Studien haben gezeigt, dass die Feinmotorik leidet“, berichtet der Mediziner. Deshalb wurden außerdem Kühlwesten organisiert, die mit Trockeneis funktionieren.
Derweil geht André Höhne optimistisch in sein Rennen – gerade wegen der bitteren Erfahrung aus dem Vorjahr. „2007 habe ich auf mein Konto eingezahlt, dieses Mal würde ich gerne etwas abheben“, sagt der 30-Jährige vom SCC Berlin, der sich grundsätzlich als „hitzebeständigen Kämpfertyp“ bezeichnet: „Ich kann Wärme viel besser ab als andere.“
Verquickung unglücklicher Umstände
Doch 2007 war es einer Verquickung unglücklicher Umstände gekommen. Als der WM-Vierte von 2005 die letzte Runde beendet hatte und auf Rang vier liegend ins Stadion einbiegen wollte, schickten ihn die Kampfrichter noch einmal auf die Strecke. Nach wenigen Sekunden bemerkte André Höhne den Fehler und machte kehrt. „Von da ab weiß ich nicht mehr, was passiert ist. Ich war enttäuscht, wütend, traurig und völlig fertig.“
Der Oberfeldwebel der Bundeswehr ließ sich 200 Meter vor dem Zielstrich im Glauben fallen, die 20 Kilometer beendet zu haben. Danach setzte er sich in den Wassergraben, was seinen aufgeheizten Körper kollabieren ließ. „Erst im Krankenhaus habe ich mitbekommen, dass ich zu früh aufgehört habe.“
Viele Medaillenkandidaten
2008 würde er gern an die Vorjahresleistung anknüpfen. Bis zu 15 Athleten hat André Höhne als Medaillenkandidaten auf der Rechnung, doch mit Prognosen tut er sich schwer: „Die Leistungsdichte ist extrem.“ Da hilft auch nicht, dass der frühere U20-Weltmeister Vladimir Kanaykin (50 km) aus dem russischen Team wegen Dopingverdachts ausgeschlossen worden ist.
„Die erste Garde ist noch da. Wenn ich mir deren Leistungsentwicklung anschaue, traue ich ihnen nicht“, sagt der Berliner, der erst nach den 20 Kilometern über einen 50-Kilometer-Start entscheiden will.
Quelle: Sport-Informations-Dienst
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