Mitchell Watts kometenhafter Aufstieg
Im Alter von 14 Jahren gewann Mitchell Watt die australischen Jugendtitel im Drei- und Weitsprung sowie über 100 Meter. Dann war Schluss mit der Leichtathletik. Der Australier versuchte sich im Nationalsport, Australian Football, und legte dann zwei Jahre die Beine hoch. Ende 2007 entschloss sich der 21-Jährige zu einer Rückkehr in die Leichtathletik und durchlebt seither einen kometenhaften Aufstieg, der ihn zu 8,43 Metern und WM-Bronze führte.
Mitchell Watt ist eines der größten australischen Leichtathletik-Talente und gilt im Land der Kängurus als Gold-Hoffnung für die nächsten internationalen Meisterschaften. Vorschuss-Lorbeeren, die sich der 21-Jährige innerhalb von nur 20 Monaten erarbeitet hat. Nachdem Mitchell Watt im Schüleralter einige nationale Erfolge erzielte, hängte er mit nur 14 Jahren die Spikes an den Nagel. "Ich habe einfach nicht geglaubt, dass mich die Leichtathletik irgendwo hinbringt und sich damit Geld verdienen lässt", sagt Mitchell Watt.Statt zu sprinten und zu springen, machte er daraufhin das, was so ziemlich jeder in Australien macht - er spielte Australian Football. Nach drei Jahren hatte der 21-Jährige jedoch auch davon genug. Zwei Jahre lang tat er daraufhin sportlich nichts, verbrachte seine Zeit hauptsächlich auf Parties.
Rückkehr in die Sandgrube Ende 2007
Ende 2007 kam dann der Einschnitt im Leben des 21-Jährigen. An der Universität in Brisbane, wo er Handelsrecht studiert, traf Mitchell Watt eines Tages einen ehemaligen Leichtathletik-Konkurrenten. Dieser erzählte ihm, dass er Wettkämpfe in Europa bestreite und damit auch ganz gut Geld verdiene. "Es ist Zeit für dich zurückzukommen", sagte er abschließend zu Mitchell Watt.
Gesagt getan. Im November 2007 ging Mitchell Watt zu Gary Bourne, der in Brisbane ein Sprungzentrum leitet und unter anderem Jai Taurima im Jahr 2000 zu Olympia-Silber und dem australischen Rekord von 8,49 Metern geführt hatte. Gary Bourne musste nicht lange überlegen und nahm den damals 19-Jährigen in seine Gruppe auf.
Rasante Steigerungen
Das Training schlug trotz anfänglicher Probleme schnell an. "Ich hatte zwei Jahre lang keinen Sport mehr gemacht und habe 15 Kilogramm mehr als heute gewogen", beschreibt der 21-Jährige seine ersten Trainingseinheiten. Nur drei Monate nach dem Trainingseinstieg sprang der 1,84 Meter große und 83 Kilogramm schwere Athlet in der Halle bereits 7,72 Meter. Vier Monate später steigerte er sich auf 7,97 Meter, bevor dann am 26. Januar 2009 an der australischen Gold Coast mit 8,04 Metern der erste Acht-Meter-Satz folgte. Es sollte nicht der letzte sein. Knapp sechs Wochen später sprang der 21-Jährige Queenslander 8,17 Meter.
Bis zu seinem ersten Wettkampf außerhalb Australiens sollte es aber nochmals drei Monate dauern, ehe es am 30. Juni im französischen Villeneuve d'Ascq so weit war. 8,15 Meter bedeuteten bei seinem ersten Europa-Auftritt Rang zwei.
Nummer zwei in der ewigen australischen Bestenliste
Der Kracher folgte jedoch 21 Tage später. Im griechischen Rethymno sprang Mitchell Watt 8,43 Meter, verbesserte den australischen U23-Rekord deutlich und katapultierte sich in der ewigen australischen Bestenliste auf Position zwei, sechs Zentimeter hinter Jai Taurima. "Jai war für mich immer ein Held. Es wäre ein komisches Gefühl seinen Rekord zu brechen, weil ich noch genau weiß, wie weit das damals im Fernsehen aussah", sagt Mitchell Watt, der sein Meisterstück bei der WM in Berlin machen sollte.
Trotz seiner erst 21 Jahre und der Tatsache, dass die WM in Berlin seine erste internationale Meisterschaft war, zeigte Mitchell Watt im ausverkauften Berliner Olympiastadion keine Nerven. Gleich im ersten Versuch flog der 21-Jährige auf 8,28 Meter. Nach drei ungültigen Versuchen folgte mit 8,37 Metern eine erneute Steigerung und der Gewinn der Bronze-Medaille hinter dem US-Amerikaner Dwight Phillips (8,54 m), dem Südafrikaner Khotso Mokoena (8,47 m) und noch vor seinem Landsmann Fabriece Lapierre (8,21 m).
Für Australien war es die erste Weitsprung-Medaille bei einer internationalen Meisterschaft seit Silber von Jai Taurima bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney (Australien). Die Zuversicht hatte sich Mitchell Watt dabei von Dani Samuels geholt. Die ebenfalls 21 Jahre alte Australierin konnte am Abend zuvor überraschend Diskuswurf-Gold gewinnen. "Ich habe es gesehen und es hat mich beflügelt", sagt Mitchell Watt.
Vielspringer und konstanter Weitspringer
Insgesamt 19 Weitsprung-Wettkämpfe bestritt Mitchell Watt im Jahr 2009 und zeigte dabei eine beeindruckende Konstanz. In 14 Wettkämpfen übertraf er die Acht-Metern-Marke. Viermal landete er sogar jenseits von 8,20 Metern. In der Weltjahresbestenliste nimmt er mit 8,43 Metern Rang fünf ein.
Die große Stärke des Australiers ist seine Anlaufgeschwindigkeit. Im Mai lief er in einem Wettkampf die 100 Meter in 10,37 Sekunden. Bedenkt man, dass der 21-Jährige erst seit zwei Jahren wieder trainiert, ist in Zukunft noch einiges von Mitchell Watt zu erwarten, was offenbar auch der australische Verband so sieht.
Mitte Dezember wurde Mitchell Watt als einer der ersten Australier zusammen mit Stabhochsprung-Weltmeister Steve Hooker, Diskuswurf-Weltmeisterin Dani Samuels und Hürdensprinterin Sally McLellan für die Commonwealth Games in Neu-Delhi (Indien; 3. bis 14. Oktober) nominiert. Australien will dort die stärkste Nation sein. Da darf einer wie Mitchell Watt nicht fehlen.