Mixed-Staffel-Experiment beim ISTAF
Wenn beim ISTAF im Berliner-Olympiastadion (2. September) die 4x100-Meter-Staffel gestartet wird, erleben die Zuschauer eine Premiere. Zwei Frauen auf den ersten beiden Positionen und dann zwei Männer werden gemeinsam um den Sieg kämpfen. Für die deutschen Staffel-Europameisterinnen steht damit nach Olympia in London (Großbritannien; 3. bis 12. August) noch ein Highlight im Kalender.
"Ich habe wahrscheinlich die Position mit dem besonderen Wechsel", blickt Anne Cibis (MTG Mannheim) voraus, die im erfolgreichen deutschen Quartett bei der EM in Helsinki (Finnland) die Gegengerade gelaufen ist. Beim ISTAF wird an Position drei ein Mann darauf warten, das Holz zu bekommen. "Es wird nicht einfach werden, aber ich bin sicher, wir bekommen das hin." Geübt werden soll der Wechsel von Frau auf Mann bei einem öffentlichen Training am Tag vor dem ISTAF im Rahmen des Kinder- und Jugendfestivals „Sport im Olympiapark“.ISTAF-Meeting-Direktor Gerhard Janetzky hofft, einen neuen Trend setzten zu können. "Die Mixed-Staffel sollte ein offizieller Wettbewerb werden. Er bietet Nationen oder Vereinen neue Möglichkeiten, die nicht vier schnelle Frauen oder vier schnelle Männer haben, sondern jeweils nur zwei." Beim tschechischen, polnischen und schweizerischen Verband ist die Idee schon auf Interesse gestoßen, genauso bei Athleten aus den USA und der Karibik. Beim ISTAF deutet sich eine hochkarätige Premiere an.
Abschied für Marion Wagner
Marion Wagner ist überzeugt, dass die Mixed-Staffel beim Publikum gut ankommt und freut sich, endlich mal zeigen zu können, "dass wir auch mit den Männern ein gutes Team sind." Für sie wird das ISTAF wohl der Schlusspunkt ihrer Karriere werden. Dabei steht auch einem Auftritt im B-Lauf über 100 Meter nichts im Wege.
Ihren Platz in diesem Rennen an die erfahrene Mainzerin abgetreten hat Senkrechtstarterin Tatjana Pinto (LG Ratio Münster). "Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich in diesem Jahr bei so vielen internationalen Rennen dabei bin", erklärte die 20-Jährige. Beim ISTAF wird sie zum späten Zeitpunkt der Saison nicht mehr starten. "Das wäre zu viel."
Große Vorfreude auf London
Erst einmal steht Olympia im Fokus. Im Moment trainiert die Staffel gemeinsam in Kienbaum. "Mit London im Hinterkopf ist die Motivation noch einmal ein Stück größer", erzählte Leena Günther (LT DSHS Köln). Mit ihrem Triumph bei der EM hat sie genau wie Anne Cibis, Tatjana Pinto und Verena Sailer (MTG Mannheim) gute Karten, auch in London auf der Bahn zustehen.
Bundestrainer Thomas Kremer hob aber hervor, dass auch Yasmin Kwadwo (TV Wattenscheid 01) und Marion Wagner topfit und einsatzbereit sein werden. "Eine Staffelmannschaft lebt von allen Athletinnen. Wir sind froh, sechs Sprinterinnen dabei zu haben." Bis zum Stellplatzschluss sind Änderungen in der Staffel möglich.
Das Finale ist das Ziel für Olympia. "Wenn wir das Holz ins Ziel bringen, sind wir auch schnell", meinte Verena Sailer. Das gilt natürlich auch für die großen Favoritinnen aus den USA und Jamaika. Nach dem Pech bei der WM in Daegu (Südkorea) könnte das nötige Quäntchen Glück mal wieder auf der Seite der Deutschen stehen.
Verena Sailer, Yasmin Kwadwo, Leena Günther, Marion Wagner, Anne Cibis und Tatjana Pinto durften nach dem Pressetermin noch durch Berlin schlendern, bevor es dann zurück nach Kienbaum zur Olympia-Vorbereitung ging (Foto: Camera4/ISTAF)