Mixed Zone – Der Whirlpool der Medien
Die Mixed Zone ist bei einem großen Sportereignis exakt der Punkt, wo die Journalisten auf die Athleten lauern, nach Antworten und dem heißen Stoff für ihre Blätter suchen. Ein Punkt, an dem so manche Frage unbeantwortet bleibt und an dem die EM-Teilnehmer nicht selten mehr Zeit verbringen als im Stadion. Es ist ein Whirlpool der Medien, ein Getümmel aus unterschiedlichen Nationen und Sprachen.
Dieter Baumann heiss begehrt in der Mixed Zone (Foto: Gantenberg)
Peter Middel und Bernd Kunze führen dort bei der Europameisterschaft in München gekonnt Regie. Sie sorgen dafür, dass vor allem die deutschen Athleten die vielen Wünsche in geordneten Bahnen erfüllen. ARD und ZDF lauern bereits, wenn die Helden und Enttäuschten ihren ersten Schritt von der Bahn tun. Meistens folgt dann vor den Radio- und Printleuten Markus Othmer, der die Athleten für das weite Rund des Olympiastadions interviewt.Da passiert selbst dem gekonnten Fernseh- und Radiomann schon mal ein kleiner Fehler. „Sandra Mockenhaupt“, verkündete er über das Stadionmikro. Prompt wurde er von der kleinen temperamentvollen Langstrecklerin lautstark verbessert: „Sabrina! Sabrina Mockenhaupt!“ Überhaupt hatte die Athletin der LG Sieg nach ihrem tollen Lauf über 10.000 Meter in der Mixed Zone ihren Spaß. Gebannt und unruhig wartete sie am Ergebnismonitor auf das offizielle Ergebnis und ihre Zeit. Erst verkündete ihr der Computer einen neunten Platz, später war sie Zehnte. „Das ist so egal, es ist einfach saugeil hier“, sprudelte sie über, bevor sie weitermarschierte zu den Vertretern der schreibenden Presse und sich dort in den ‚Whirlpool der Medien’ stürzte.
Menschliche Emotionen
Emotionen gehören zum Sport und Menschlichkeit zählt. Kirsten Bolm hielt sich nach ihrem bitteren Aus im Vorlauf bei Fernsehen und Radio tapfer geschlagen, danach flossen allerdings die menschlichen Tränen der Enttäuschung und sie sprach von einer bitteren Stunde in ihrer Sportlerkarriere. Bei Annika Becker war die Enttäuschung gleich so groß, dass sie das Weite suchte und die bohrenden Fragen der Journalisten nach ihrem fünften Platz links liegen ließ. Kein Kommentar ist auch eine Antwort!
Um den Ansturm der 280 akkreditierten Zeitungsvertreter aus Deutschland in der Mixed Zone zu bewältigen, haben sich die Organisatoren etwas Besonderes einfallen lassen. Bei einem besonders großen Auflauf greifen die DLV-Athleten zum Mikro und verkünden über einen extra bereitgestellten Lautsprecher ihre Botschaften. So hatte Dieter Baumann nach seiner Silbermedaille über 10.000 Meter die gesamte Mixed Zone in seiner Hand.
Die Hechte im Karpfenteich
Als „Hechte im Karpfenteich“ springen die sogenannten Flash-Interviewer in den „Whirlpool der Medien“. Sie sind überall und mittendrin und stürzen sich auch als eine der ersten auf die Athleten, wenn sie den Innenraum verlassen. Der Job von Alfons Juck, Matthias Strauss und Ladislav Knac und ihrer freiwilligen Helfer ist es, die Statements der Medaillengewinner und DLV-Athleten so schnell wie möglich einzufangen und über das Computersystem und den Verteiler auf die Pressetribüne zu transportieren.
Trubel und Hektik wird an den sechs Tagen in der Mixed Zone zum Alltag. Ruhe und Ordnung bleibt dabei allerdings jede Minute gewahrt. Anders wäre es auch gar nicht möglich, dass die Welt von dem erfährt, was die erfolgreichen und erfolglosen EM-Teilnehmer von München der großen, weiten Leichtathletik-Welt aus dem „Whirpool der Medien“ heraus mitzuteilen haben.