Mocki und der Traum von der TV-Karriere danach
Was könnte man als Läuferin mit der vielen Zeit denn so anfangen, wenn es mit der Sportlerkarriere eines Tages nicht mehr so recht klappt? Sabrina Mockenhaupt weiß, was sie will und hat schon eine Idee. "Ich bin jemand, der die Leute belustigen und erheitern kann. Deshalb würde ich gerne in einer Daily Soap mitspielen, wenn es mit dem Laufen nicht mehr läuft", sprudelt es aus ihr heraus.
Sabrina Mockenhaupt auf dem Weg zur TV-Karriere? (Foto: Klaue)
Doch der Gedanke über die Karriere danach stößt noch nicht überall im Siegerland auf Gegenliebe. "Wenn das jetzt mein Papa hören könnte, würde er mich schimpfen", schmunzelt die kleingewachsene Athletin, "deshalb laufen wir jetzt erst einmal!"Dass "Mocki" das Zeug zur Entertainerin hat, spricht sich inzwischen auch in Journalistenkreisen herum. So konzentrierte sich bei den Deutschen 10.000 Meter-Meisterschaften in München am vergangenen Samstag das Interesse längst nicht nur auf Dieter Baumann. Auch Sabrina war gefragt und sie plauderte vor den Medienvertretern von "TZ" über "Süddeutsche" bis zum Bayerischen Rundfunk nach ihrem Sieg gewohnt locker flockig drauf los, immer den gewissen Schelm im Gesichtsausdruck.
"Mocki, wer sonst?"
Obwohl sie am Vormittag vor dem Rennen noch durch München geschlendert war, ihr obligatorisches Mittagsschläfchen versäumt hatte und sich deshalb nicht so gut fühlte, lief sie ein souveränes Rennen in 32:11,95 Minuten nach Hause, ohne sich lange mit der Titelverteidigerin Melanie Schulz beschäftigen zu müssen. "Mocki, wer sonst?", lautete der treffende und überzeugte Kommentar von der 800-Meter-Meisterin Claudia Gesell, die gekommen war, um sich den Lauf ihrer EM-Zimmerkollegin anzusehen, schon nach wenigen Runden wie selbstverständlich.
Jetzt steckt sich Sabrina Mockenhaupt die nächsten Ziele. Bei der WM in Paris will sie dabei sein und sie baut darauf, über die von ihr bereits zweimal erfüllte "weiche Norm" in den Kader für Paris zu rutschen. Wenn sich die Frankfurterin Irina Mikitenko, die mit der A-Norm als Zweite der EAA 10.000 Meter Challenge quasi ein Erstrecht hat, im Hinblick auf Paris für die 5.000 Meter entscheidet, ist die Bahn für die Sportsoldatin wohl frei.
Sie hofft darauf, dass sie vielleicht schon am 1. Juni in Hengelo noch als Zugabe die WM-Norm über 5.000 Meter packt. "Dann kann man immer noch verhandeln", verrät sie ihre Taktik im Nominierungsgeplänkel, "über 10.000 Meter kommt nämlich sonst niemand mehr in Frage."
Erst Olympia und dann Marathon
In Paris-St. Denis möchte die 22-jährige dann richtig Gas geben und sich mit einer Zeit unter 31:45 Minuten gleich für die Olympischen Spiele in Athen empfehlen. "Ich denke, das ist machbar", sagt sie überzeugt.
Den Blick weiter voraus – und noch nicht ganz bis zur Fernsehkarriere – gerichtet, sieht Sabrina Mockenhaupt ihre Zukunft im Marathon und gesteht sich etwas ein: "Den Kopf für die 10.000 Meter habe ich auch nicht immer." Nicht erst einmal ist es ihr schon passiert, dass sie in aussichtsreicher Position einfach ausstieg und nachher ratlos Trübsal blies.
Erfolg ist wichtig für "Mocki", die Spaß haben will im Leben, aber zwischen "himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt" immer wieder mal emotional Achterbahn fährt. Sie macht damit auch gleich ihre Schwäche aus: "Mit Rückschlägen kann ich schwer umgehen." Dann lenkt sie sich ab, kauft sich ein schönes Kleid oder geht – wie so oft und gerne – mal tanzen.
Prädikat sportliches Entertainment
Ihre Tänzchen sind mittlerweile schon ein klein wenig berühmt. Auch die Fernsehredakteure des SWR haben sich schon Sabrina Mockenhaupt ausgekuckt und sie als "beste Tänzerin in der deutschen Leichtathletik" auf das Podest des sportlichen Entertainments gehoben.
Na, wenn das keine Referenz ist, mit der man bei einer Daily Soap anheuern könnte? Irgendwo zwischen "GZSZ" und "Marienhof" wird sich wohl eine Rolle finden. Oder wäre vielleicht doch eine Comedy-Show die bessere Alternative? Noch hat "Mocki" ja genügend Zeit, sich über die Karriere danach den Kopf zu zerbrechen und den Traum über ihre Fernsehkarriere noch etwas gedeihen zu lassen.