Moderne Technik bereits weit verbreitet
An der Basis der deutschen Leichtathletik, bei den kleinen Vereinen und den Veranstaltern von Nachwuchs- und Breitensport-Wettkämpfen, fehlt oft die Übersicht, wie die Situation in vergleichbaren Organisationen ist. Dann fallen in Vorstandssitzungen Sätze wie "Das können sich andere Vereine auch nicht leisten" oder "Im Nachbarkreis sind sie viel besser dran als wir." Die vermeintlich exakten Informationen erweisen sich meistens als reine Spekulation.

Der Mangel an Kampfrichtern ist nach wie vor ein Problem (Foto: Gantenberg)
Der FLV Westfalen hat im Spätsommer eine Befragung seiner 32 Kreisverbände vorgenommen, um einerseits selbst einen Überblick zu bekommen, andererseits aber auch untereinander Missverständnisse abzubauen. Befragt wurden die in den Kreisvorständen für das Wettkampfwesen zuständigen Mitarbeiter, die allesamt die Fragebögen ausgefüllt zurück geschickt haben. Für den zweitgrößten Landesverband im DLV ist das Ergebnis also aussagekräftig. Ob es für ganz Deutschland repräsentativ ist, bleibt zunächst dahingestellt.Gefragt wurde zunächst nach den Kreismeisterschaften, der Basis des Meisterschaftsbetriebs in der Leichtathletik. Nur wenige Kreise verzichten auf die Durchführung von Einzel- und Mehrkampf-Titelkämpfen, aber bereits acht westfälische Kreise können sie aus Teilnehmermangel nur noch für den Schülerbereich anbieten. Erfreulich ist, dass der Laufboom sich auch auf dieser Ebene bemerkbar macht: Es gibt in bis auf sechs allen westfälischen Kreisen Titelkämpfe im Crosslauf für alle Altersgruppen. Fast die Hälfte wertet einen im Kreisgebiet stattfindenden Zehn-Kilometer-Lauf auch als Meisterschaft.
Vereinheitlichung in der Durchführung
Die häufig angeführte Überzeugung, man könne Wettkämpfe wegen des Kampfrichtermangels nur noch organisieren, wenn alle teilnehmenden Vereine verpflichtet werden, Helfer zu stellen, scheint zumindest im Westen so nicht zu stimmen: Eine solche Verpflichtung gibt es nur in sechs westfälischen Kreisen.
Eine weitgehende Vereinheitlichung wurde in der Durchführung festgestellt. Alle Titelkämpfe auf unterer Ebene werden in Westfalen mit EDV-Programmen abgewickelt. Dabei wird die bisher ausschließlich benutzte Rieping-Software immer mehr vom neuen Seltec-Programm abgelöst. Überraschend ist das Ergebnis, dass inzwischen bei allen Einzel-Kreismeisterschaften elektronische Zeitmessung im Einsatz ist. Während die Nutzung von Windmessern im Sprint selbstverständlich ist, nutzen nur fünf Kreise diese Geräte auch beim Weitsprung. Dies kann aber auch mit dem dafür notwendigen Personal zusammenhängen.
Moderne Kommunikationsmittel voll im Einsatz
Ein Ergebnis der Umfrage dürfte letzte Skeptiker widerlegen: Im Fragenkomplex "Kommunikation" wurde eindeutig festgestellt, dass der Kontakt untereinander an der Basis der Leichtathletik sehr stark mit Hilfe moderner Kommunikationsmittel funktioniert. In Westfalen versenden zwar noch einige Kreise ihre Infos und Ausschreibungen per Post, aber bereits 27 Kreise haben eine eigene Homepage oder nutzen das Internet-Portal eines Mitgliedsvereins. Die Meldungen zu Kreismeisterschaften erreichen die Ausrichter zum überwiegenden Teil per E-Mail. In mehr als der Hälfte der westfälischen Kreise besteht ein Mail-Verteiler, über den die Vorstände die Vereine und Mitarbeiter informieren.
Zur Frage nach den größten Problemen wurde vor allem der Mangel an Übungsleitern, Kampfrichtern und Vorstandsmitgliedern genannt. Trotz dieser Probleme hat die Befragung eindeutig auch Positives gezeigt. Der längst flächendeckend verbreitete Einsatz moderner Technik wie Zeitmessung, EDV-Wettkampfbearbeitung, Internet und E-Mail kann die wenigen vorhandenen ehrenamtlichen Mitarbeiter entlasten. Ein typisches Beispiel sind Ergebnislisten, die bis vor wenigen Jahren noch mit Schreibmaschine getippt, dann kopiert und per Post verschickt werden mussten. Heute werden sie von der EDV erstellt und stehen am Abend der Veranstaltung im Internet.