| Para-EM Berlin

Müller-Rottgardt sprintet zu Gold, emotionaler Abschied für Popow

Zweiter Tag, zweiter EM-Titel: Nach 400-Meter-Sprinterin Lindy Ave am Montag konnte Katrin Müller-Rottgardt am Dienstag über 100 Meter mit Guide Alexander Kosenkow die zweite deutsche Goldmedaille der Para Europameisterschaften der Leichtathleten in Berlin feiern.
pm/sb

Die sehbehinderte Sprinterin des TV Wattenscheid 01 Katrin Müller-Rottgardt sprintete am Dienstag nach 100 Metern in 12,78 Sekunden über die Ziellinie: „Ich bin super happy, dass es in der neuen Besetzung im ersten Rennen gleich mit einer Goldmedaille geklappt hat", freute sich Müller-Rottgart, die seit dieser Saison vom ehemaligen deutschen Weltklasse-Sprinter Alexander Kosenkow bei ihren Rennen begleitet wird.

Das emotionale Highlight steuerte dann Heinrich Popow zu einem Abend bei, an dem mehr Zuschauer als am Vortag den Weg in den stimmungsvollen Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin gefunden hatten. Sein Verein TSV Bayer 04 Leverkusen breitete ein vier Mal drei Meter großes Plakat mit „Danke Heini“ aus, sein Prothesenhersteller Ottobock hatte eigens einen Clip produzieren lassen, der nach dem Wettkampf auf der Stadionleinwand lief – und sein langjähriger Rivale Atsushi Yamamoto flog extra aus Tokio ein, um beim letzten sportlichen Höhepunkt seines Freundes dabei zu sein. Gänsehaut und Emotionen pur zum Abschied.

Gold geht nach Schweden, Rekord bleibt in Deutschland

„Bei all dem konnte ich dem Wettkampf nicht die Bedeutung zuschreiben, die er verdient gehabt hätte“, sagte Heinrich Popow, der bei den ersten beiden Sprüngen knapp auf das Brett trat und die rote Fahne gezeigt bekam. Im dritten Versuch landete der einseitig oberschenkelamputierte Athlet dann bei 6,24 Metern – sein weitester Sprung des Tages und gleichzeitig Saisonbestleistung.

Der Däne Daniel Wagner, der in London (Großbritannien) im vergangenen Jahr in Abwesenheit von Popow ebenfalls Gold gewonnen hatte, sprang 6,72 Meter und verpasste den Weltrekord des Leverkuseners nur um fünf Zentimeter. „Ich wollte im ersten Sprung alles raushauen, das hat leider nicht geklappt“, sagte Popow: „Aber immerhin hat Daniel mir den Weltrekord in Deutschland gelassen.“

Ali Lacin strauchelt und holt Silber nach Berlin

Die erste Medaille für einen Berliner Lokalmatadoren sicherte sich Ali Lacin (PSC Berlin) mit Silber. Der beidseitig oberschenkelamputierte Sprinter benötigte beim Heimspiel 27,39 Sekunden für 200 Meter und blieb damit hinter Paralympics-Sieger Richard Whitehead (Großbritannien) auf Rang zwei. Auf den letzten Metern strauchelte der Lokalmatador sogar und stürzte, riss dann aber vor Freude direkt die Hände in die Höhe. „Es war so ein hartes Rennen, ich musste mich ins Ziel werfen, um anzukommen“, sagte er danach mit einem Grinsen im Gesicht.

Martina Willing (BPRSV Cottbus) durfte sich ebenfalls über Silber freuen. Nachdem sie den Diskus auf 20,53 Meter geworfen hatte, hatte sie schon eine Medaille sicher und dann Glück, dass die Bulgarin Ivanka Koleva nicht an sie herangekommen war. Nur die Irin Orla Barry war stärker, doch die querschnittsgelähmte Willing zeigte sich mit Platz zwei sehr zufrieden: „Mit der Weite kann ich gut leben, auch wenn mir 21 Meter lieber gewesen wären. Es gab ein paar Unstimmigkeiten im Wettkampfablauf – und dass die Irin unerreichbar ist, war schon vorher klar. Daher ist das die optimale Ausbeute für mich.“

Bemerkenswerte Debütanten und vielversprechende Vorläufe

Für die EM-Debütanten Ronny Ziesmer aus Cottbus über 100 Meter, David Scherer (TV Püttlingen) über 200 Meter und Moritz Raykowski (TSV Bayer 04 Leverkusen) über 400 Meter gab es jeweils Rang fünf, Johannes Hohl (BPRSV Cottbus) lief über 400 Meter als Dritter in 53,06 Sekunden ins Finale. Das gelang auch dem Leverkusener Felix Streng, der in 22,36 Sekunden über 200 Meter im Vorlauf sogar den Meisterschaftsrekord einstellte und weit vor seiner Konkurrenz blieb.

Mit ein Mal Gold und drei Mal Silber am zweiten Wettkampftag hat die Deutsche Paralympische Mannschaft nun insgesamt zwei Goldmedaillen, sechs Silbermedaillen und eine Bronzemedaille. Am Mittwoch haben bereits am Vormittag Hanna Wichmann und Katrin Müller-Rottgardt Chancen auf Edelmetall.

Die komplette Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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