| Hallesche Werfertage

Müller und Schwanitz stark, Harting geschlagen

Es wurde ein Wettbewerb der Extraklasse: 64,27 Meter waren am Samstag bei den Halleschen Werfertagen nötig, um ins Diskus-Finale der Männer einzuziehen. Dort ließ der Pole Piotr Malachowski mit 69,28 Metern die deutsche Konkurrenz um Olympiasieger Robert Harting hinter sich. Im Kugelstoßen gelang Christina Schwanitz der nächste 20-Meter-Stoß, Nadine Müller holte sich mit 67,30 Metern den Diskus-Sieg.
Sandra Arm

Die Organisatoren konnten bereits vor dem ersten Wurf einen neuen Teilnehmerrekord verkünden: Insgesamt nahmen 545 Athleten aus 29 Nationen teil. Und auch die Zuschauerkulisse im Sportzentrum Brandberge war rekordverdächtig. Die Fans standen dicht gedrängt an den einzelnen Anlagen und feuerten die Leichtathletik-Stars frenetisch an.

Die besondere Atmosphäre in Halle weiß auch Kugelstoßerin Christina Schwanitz zu schätzen. Bei ihrem Saisonstart sorgte die 28-Jährige für einen phänomenalen Auftakt, als sie gleich im ersten Versuch die Vier-Kilo-Kugel auf 20,22 Meter wuchtete.

„Das war locker, das war einfach“, sagte Schwanitz. Die Weite bedeutete zugleich Rang zwei in der Weltjahresbestenliste hinter der Neuseeländerin Valerie Adams (20,46 m). Zum Aufeinandertreffen der beiden derzeit besten Kugelstoßerinnen der Welt wird es am kommenden Mittwoch (21. Mai) beim World Challenge Meeting in Peking (China) kommen. „Die Weite war ein Fingerzeig für Valerie, sie ist nicht allein auf dieser Welt“, lautete die Kampfansage von Schwanitz.

Terlecki unter Wert, Urbaniak zufrieden

In den weiteren Versuchen ließ Schwanitz die Lockerheit vermissen. „Ich war zu verbissen und zu ehrgeizig. Ich wollte noch mehr“, erklärte sie Erst im Sechsten kam das „leichte Feeling“ zurück: Mit 19,96 Metern kratzte die Vize-Weltmeisterin noch einmal an der 20-Meter-Marke.

Den zweiten Platz belegte Josephine Terlecki (Hallesche Leichtathletik-Freunde), die auf 17,46 Meter kam. Sicherlich nicht das, was sich die 18-Meter-Stoßerin vorgenommen hatte. Glücksgefühle durchströmten dagegen Lena Urbaniak (LG Filstal) nach ihrem sechsten Versuch, als 17,37 Meter auf der Anzeige standen.“Ich bin mit der Weite total zufrieden, weil sie auch nicht weit weg ist von meiner persönlichen Bestleistung. Ich habe in den letzten Stoß noch einmal alles reingelegt. Dazu hat mich auch die Stimmung beflügelt.“

Auch im Männer-Wettbewerb gab es nur einen Athleten, der die 20-Meter-Marke knackte: Alexandr Lesnoi (Russland) siegte mit 20,28 Metern vor Kemal Mesic (Bosnien & Herzegowina; 19,83 m) und dem Tschechen Ladislav Prasil (19,81 m). Bester Deutscher war Tobias Dahm (VfL Sindelfingen) als Sechster mit 18,52 Metern.

Nadine Müller nutzt Heimvorteil

Den drittbesten Wettkampf ihrer Karriere absolvierte Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde) in ihrem „Wohnzimmer“. Die guten Flugbedingungen nutzte die 28-Jährige gleich im ersten Versuch richtig aus und schleuderte ihr Arbeitsgerät auf 67,30 Meter.

„Die Weite hat sich schon im Training angdeutet. Mein Ziel war es, an die 68-Meter-Marke zu werfen“, sagte die Hallenserin, die in den weiteren drei Durchgängen „zu viel wollte“ und nicht annähernd an die Weite aus dem ersten Versuch heranreichte. Das gelang ihr erst wieder im vorletzten - 67,26 Meter.

Dahinter entschieden zwei Zentimeter über Platz zwei und drei. Shanice Craft (MTG Mannheim) hatte 64,85 Meter auf der Anzeige stehen, Julia Fischer (SCC Berlin) 64,83 Meter.

Piotr Malachowski vor deutschem Duo

Das nationale Diskus-Duell Robert Harting (SCC Berlin; 68,28 m) gegen Martin Wierig (SC Magdeburg; 66,02 m) entschied in Halle zwar der Olympiasieger aus Berlin für sich. Gewinnen konnte Harting aber nicht: Der Pole Piotr Malachowski stahl den beiden Deutschen die Show und siegte mit 69,28 Metern.

Robert Harting haderte mit seiner Leistung: „Die Bedingungen waren locker für 70 Meter da“, sagte der dreimalige Weltmeister. „Ich will mehr, ich kann auch mehr. Nur kann ich es derzeit nicht abrufen. Die Resourcen sind gerade nicht alle verfügbar.“

Nicht ganz unzufrieden mit seiner Weite war Martin Wierig, dennoch musste er feststelle: „Eigentlich habe ich mehr drauf, kann es aber derzeit nicht umsetzen. Ich bin im Wettkampf nicht locker genug.“ Im technischen Bereich sieht der 26-Jährige noch Reserven. „Der Abwurf war verhunzt, sodass ich daran noch intensiv arbeiten werde.“

Schwarzer Tag für Betty Heidler

Bei Hammerwurf-Weltrekordlerin Betty Heidler (LG Eintrach Frankfurt) wollte am Samstag einfach nichts zusammenlaufen. Nach drei Versuchen war sie sogar schon zum Zuschauen verdammt. Ihr Weite von 68,21 Meter reichten leidiglich zum neunten Platz.

„Der Wettkampf hat sich nicht als solcher angefühlt. Das war gar nichts. Ich bin nicht richtig reingekommen“, sagte die Olympia-Dritte selbstkritisch und gab sich im gleichen Atemzug auch schon wieder kämpferisch: „Ich zerreiße mich jetzt nicht und lasse mich von solchen Dingen nicht unterkriegen. Am Mittwoch ist der nächste Wettkampf.“

Besser lief es für Kathrin Klaas (LG Eintracht Frankfurt), die mit 73,40 Metern den dritten Rang belegte und die EM-Norm (70,80 m) erneut bestätigte. „Der dritte Platz ist ein gutes Ergebnis. Ich kann aber noch weiter werfen“, sagte die 30-Jährige. Auf Rang drei der Weltjahresbestenliste verbesserte sich die Chinesin Wenxiu Zhang, die sich in einem hochkarätig besetzten Feld mit 75,06 Metern durchsetzte. Die Polin Joanna Fiodorow wurde mit 74,39 Metern Zweite.

Markus Esser fehlt Ausreißer nach oben

Als Beständigkeit in Person präsentierte sich Hammerwerfer Markus Esser. Nur der Ausreißer nach oben fehlte. Mit 76,26 Metern belegte der Leverkusener den vierten Rang. Noch fehlen ihm 1,24 Meter zur EM-Norm.

Auf den vorderen Plätzen entwickelte sich eine Zentimeter-Schlacht. Nicht zu knacken war die 80-Meter-Marke. Auch nicht vom starken Polen Pawel Fajdek, der mit 79,59 Metern gewann. Nur zehn Zentimeter dahinter platzierte sich Dilshod Nazarov (Tadschikistan; 79,49 m) auf Rang zwei.

Prominente Zuschauer


Prominente Unterstützung erhielten die Speerwerfer. Olympiasiegerin Christina Obergföll (LG Offenburg), die Anfang Juli ihr erstes Kind erwartet, schaute ebenso  bei der Weitenjagd zu wie Ex-Weltmeister Matthias de Zordo (SC Magdeburg).

„Linda Stahl war gut. Die Leistungen der anderen waren eher durchwachsen“, sagte Obergföll, die verriet, dass sie für die EM-Norm (60,50 m) auch Christin Hussong (LAZ Zweibrücken) auf der Rechnung hat. In Halle reichte es für Hussong mit 58,53 Metern zu Platz sechs. Den Sieg holte sich Favoritin Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen), die erneut mit 63,90 Metern die EM-Norm bestätigte.

Drei Werfer über 80 Meter

Mathias de Zordo, der sich im vergangenen Jahr in Halle die Achillessehne gerissen hatte, lieferte im Vorfeld des Wettkampfs eine gute Prognose ab. „Der Finne Ari Mannio ist immer gut für 80 Meter. Wir werden schöne Würfe über diese Marke sehen.“

Und tatsächlich: Gleich drei Athleten übertrafen die magische Marke. Ari Mannio siegte mit 82,47 Metern, dahinter startete Thomas Röhler (LC Jena; 81,99 m) mit einem guten Resultat in die Saison. „Ich habe mir im Vorfeld keinen Kopf um Normen oder Weiten gemacht. Das war mein erster Wettkampf. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden.“ Andreas Hofmann (MTG Mannheim) gelang ebenfalls ein starker Wurf auf 81,08 Meter, die Belohnung war Rang drei.

Die Resultate finden Sie in unserer <link http: www.leichtathletik.de>Ergebnisrubrik…

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