München - Neuer Schwung zum "EM-Einjährigen"
An diesem Mittwoch jährt sich der Auftakt zu einem Ereignis, das den Titel "Leichtathletik-Festspiele" ohne Untertreibung verdient: Die Leichtathletik-Europameisterschaft 2002 in München. Zum Jahrestag stellt sich die Frage, was vom "Spirit of Munich" geblieben ist, was der Deutsche Leichtathletik-Verband aus München mitgenommen hat und wie es in der bayerischen Landeshauptstadt mit der vielseitigen Sportart weitergeht.
Helle Begeisterung herrschte vor einem Jahr in München (Foto: Kleinmann)
Zunächst zur Auffrischung ein kleiner Rückblick. Die EM in München fiel buchstäblich ins Wasser. August-untypische Temperaturen von meist 18 Grad und fast durchgehend herabprasselnde, zum Teil sintflutartige Regenfälle bildeten die trüben Rahmenbedingungen. Das besondere an diesen Meisterschaften: Niemand ließ sich davon die Laune verderben. 303.900 Zuschauer an sechs Wettkampftagen, das Olympiastadion teilweise restlos ausverkauft, dazu 150.000 applaudierende Fans an der Marathonstrecke, vor Dankbarkeit fast sprachlose Athleten und immer wieder die Welle auf den Rängen - auch mit Regenschirmen in der Hand.
DLV: Ausstrahlung stärkt die Motivation
"Dieses Fest der Leichtathletik mit der Riesenausstrahlung", schwärmt DLV-Cheftrainer Dr. Bernd Schubert, "hat gezeigt, dass sie lebt, die Leichtathletik". Und damit nicht genug, die EM hat noch mehr bewirkt. Nach außen haben die Tage in München belegt, welche Qualität und welches Niveau die deutschen Athleten und ihre Sportart haben.
Zusätzlich ging ein Ruck durch den Dachverband: "Das hat uns auch intern wieder Mut gemacht, alles zu tun für unsere Sportart", erklärt Schubert weitere Folgen. In München bewährtes wird aktuell weiter fortgesetzt. Die gemeinsamen Tage der Athleten in Erding vor Beginn der Wettkämpfe hatten erheblich zur Entstehung des Teamgeistes beigetragen. Vor dem Auftakt zur WM in Paris werden sich dieses Jahr die deutschen Teilnehmer in Kienbaum versammeln.
Olympiapark mit Hoffnung auf Fortsetzung
Ein eng gesteckter Open-Air-Kalender im Allgemeinen und das Konzert von Robbie Williams im Speziellen verhinderten im Olympiapark ein leichtathletisches Großereignis 2003. Doch die Planungen bei den Verantwortlichen wurden dadurch keinesfalls ad acta gelegt.
"Wir erarbeiten da eine sehr interessante Geschichte", verrät Tobias Kohler, stellvertretender Pressesprecher der Olympiapark GmbH. Einzelheiten werden noch nicht nach außen getragen, aber die Zusammenarbeit mit dem DLV und dem internationalen Verband lassen hoffen. Da die Veranstaltung laut Kohler für einige Sportler der letzte Test vor den Olympischen Spielen 2004 in Athen sein könnte, ist bei Zustandekommen sogar mit einem entsprechend hohen Stellenwert zu rechnen.
Die Euphorie kommt zurück
Dass die Veranstaltung in den Köpfen der Zuschauer hängen geblieben ist und die bei der EM erlebte Euphorie wieder entfacht werden kann, darin sind sich alle einig. "Die, die im Stadion waren vergessen es nicht, und wer da war, der kommt auch wieder", meint auch Claudia Gesell.
Die 800-Meter-Läuferin weiß, wovon sie spricht: trotz ungünstigster Vorzeichen und Formtief im August sprintete sie in München auf Platz fünf: "So was funktioniert nur, wenn das Publikum hinter einem steht". Erfolgreiche Wettkämpfe, die den deutschen Athleten, und speziell den bayerischen, einen großen Schub gegeben haben.
So überrascht auch Gesells freudige Erwartung nicht, wenn von Plänen für ein neues Meeting die Rede ist: "Wenn man so was wiederholen könnte, das wär schon 'n Ding!".