Münster-Marathon - Polen machen mobil
Die Männer mit der weitesten Anreise räumten die Preisgelder ab. Allen voran Janusz Sarnicki, ein kleiner Bursche mit großer Puste! In Kattowitz, dem Zentrum des Steinkohlebergbaus in Oberschlesien, lebt er, in Münster schleppte der gelernte Bautechniker die meiste "Kohle" ab. Mit 1500 Euro, der Siegprämie beim 1. Volksbank-Marathon, machte sich der 36-jährige Pole froh gelaunt auf die Heimreise.
Janusz Sanicki (links) freute sich mit dem Drittpaltzierten Tomasz Hawasko über seinen Sieg (Foto: Hörnemann)
In Deutschland fühlt er sich pudelwohl. "Ja, ja", sagte der Mann mit der Startnummer 2, der als Erster ins Ziel eilte, "ich habe schon in Essen gewonnen und auch vier Mal hintereinander in Steinfurt." Janusz Sarnicki ist ein Devisenjäger, einer, der die Marathonläufe sammelt wie andere Leute Briefmarken. "Heute war es ziemlich warm", erzählte er, "aber das machte mir nichts aus, denn ich liebe diese Temperaturen." Als seine Landsleute in der heißen Schlussphase schwächelten, bewahrte er kühlen Kopf, behielt leichtfüßig sein Tempo bei und siegte in 2:25:08 Stunden. "Ich kann noch schneller", bemerkte Sarnicki mit keckem Grinsen, "doch es hat auch so gereicht." Er tat nicht mehr als unbedingt nötig und verpasste seine Bestzeit (2:18:38 h) deutlich, was ihn allerdings nicht kratzte. Denn die 1500 Euro konnte ihm keiner nehmen.Philipp Brouwer als bester Deutscher auf Rang fünf
Dichtauf in geringen Abständen folgten drei weitere Polen, die wie Perlen auf der Schnur aneinander gereiht Richtung Prinzipalmarkt rannten. Dort, auf der Prachtstraße mit den historischen Bauen, standen Tausende von Zuschauern dicht gedrängt hinter den Absperrgittern und feuerten das Marathon-Volk lauthals an. Andrzej Nowak erkämpfte sich den zweiten Platz in 2:25:47 Stunden vor dem 100-Kilometer-Spezialisten Tomasz Hawasko (2:25:59 h) und Mariusz Kaminski (2:26:20 h).
Bester Deutscher war Philipp Brouwer, 20 Jahre jung, Achter der Halbmarathon-DM der Junioren in 1:09:08 Stunden. In Münster beendete er seine Premiere auf der doppelt so langen Distanz als Fünfter in 2:35:19 Stunden. "Ich bleibe aber auf der Bahn", meinte der Pädagogikstudent, "die ganz langen Sachen kann ich später immer noch laufen."
Polin gewinnt ohne Top-Vorbereitung
Einen polnischen Erfolg gab es auch bei den Frauen durch Janina Malska und Magda Lisicka, die lange Zeit zusammen blieben. Doch bei Kilometer 32 trennten sich ihre Wege, denn Malska löste sich von ihrer Begleiterin und dominierte locker in 2:50:54 Stunden. Wie Kollege Sarnicki ist sie im Münsterland eine gute alte Bekannte. Im März bereits gewann die 32-jährige Power-Frau aus Okulsz, die für eine Marathonläuferin recht stabil geformt ist, den Steinfurt-Marathon. "Ich war vor kurzem noch in New York", berichtete sie den erstaunten Journalisten, "und habe dort in einer Fabrik gearbeitet." Drum fehlte ihr ein wenig das Training und die Frische, doch die 1500 Euro Preisgeld schnappte sie sich auch ohne eine Top-Vorbereitung auf dieses Rennen.
Magda Lisicka, ihre Landsfrau, landete auf Platz zwei in 2:52:15 Stunden vor der zweimaligen Siegerin des Hermann-Laufs, Heike Saeger aus Bielefeld, die sich nach einer klugen taktischen Vorstellung noch auf die dritte Position (3:01:31 h) vorarbeitete.
Bürgermeisterin von Münster bewältigt Marathon-Strecke
Knapp 5000 Teilnehmer aller Altersstufen, darunter mehr als 2000 Debütanten, waren auf den Beinen. Münster mobilisierte die Massen! Karin Reismann, die Bürgermeisterin, war ebenfalls live dabei. Sie bewältigte den zweiten Marathon ihres Lebens in 6:08:22 Stunden und war hinterher von der Atmosphäre genauso begeistert wie Michael Brinkmann, der "Macher" dieser Veranstaltung. "Jetzt sind wir in Deutschland gleich in die Top Ten aufgerückt", freute sich Brinkmann, Cheforganisator und selber begeisterter Hobbyläufer, "als Einstieg ist das nicht schlecht." Nur Berlin, Hamburg, Köln, Frankfurt und München waren im vergangenen Jahr noch stärker besucht. O-Ton Brinkmann: "Ich freue mich schon auf die Zweitauflage." Auch das Datum konnte er schon präsentieren: den 14. September 2003, wenn alles klappt.
1. Volksbank-Marathon in Münster (8.9.)
Männer:
1. Janusz Sarnicki (Polen) 2:25:08 h
2. Andrzej Nowak (Polen) 2:25:47
3. Tomasz Hawasko (Polen) 2:25:59
4. Mariusz Kaminski (Polen) 2:26:20
5. Philipp Brouwer (TB Burgsteinfurt) 2:35:19
Frauen:
1. Janina Malska (Polen) 2:50:54 h
2. Magda Lisicka (Polen) 2:52:15
3. Heike Saeger (Active-Team Bielefeld) 3:01:31
4. Elisabeth Rewer (Marathon Steinfurt) 3:02:56
5. Maria Marschner (Gehörlosen-Sportverein Wuppertal) 3:06:33