Nach Fuß-Lähmung: Werrmann beendet Karriere
Es ist der Schlussstrich unter einer von Verletzungen gepflasterten Laufbahn: Jens Werrmann (LAZ Leipzig) hat seine Karriere beendet. Nicht freiwillig, aber nach einem Bandscheibenvorfall im Juli war sein rechter Fuß gelähmt. Jetzt startet der 28-Jährige in ein neues Leben.
„Mein Körper wollte nicht mehr“, sagt Jens Werrmann heute. Die Erkenntnis war schmerzhaft – im doppelten Sinn. Dabei sah Anfang des Jahres alles so vielversprechend aus. Im Trainingslager in den USA arbeitete der Leipziger an seinem Comeback – nach drei Jahren verletzungsbedingter Wettkampfpause. „Es grenzt an ein Wunder, dass ich wieder laufen kann“, sagte er damals und war voller Hoffnung, bald wieder mit einer Startnummer auf der Brust auf der Bahn zu stehen.Es kam anders. Am 18. Juli spürte er ein Ziehen im Rücken, nachdem er in Saarbrücken am Reck seine Bauchmuskeln trainiert hatte. Stunden später konnte den rechten Fuß nicht mehr abrollen. „Die Schmerzen waren unmenschlich.“ Diagnose: schwerer Bandscheibenvorfall. Der rechte Fuß war gelähmt, das rechte Bein taub. Vier Tage später wurde er in der Beta Klinik in Bonn operiert. „In dem Moment war mir klar, das war’s jetzt.“
Dabei galt Jens Werrmann als riesiges Talent im deutschen Hürdensprint. Seine Bestzeit liegt bei 13,51 Sekunden. Sein größter Erfolg: Platz sechs bei den Europameisterschaften 2006. Als 21-Jähriger. Damals trauten ihm viele eine große Karriere zu. Er hatte den Biss. Er hatte das Talent. Aber sein Körper – er war den Belastungen des Hochleistungssports nicht gewachsen. „Im Nachhinein denke ich, dass ich körperlich wohl nicht dafür gemacht bin“, sagt Jens Werrmann.
Neun Sport-Operationen
Die Liste seiner Operationen ist lang: drei Mal an der Leiste, vier Mal an der Achillessehne, zwei Mal an den Bandscheiben. „Das reicht für mehrere Sportlerleben.“
Heute, fünf Monate nach der letzten Operation, kann Jens Werrmann wieder laufen, auch wenn der Fuß immer noch schnell ermüdet und taub wird. „Die Nerven müssen sich erst wieder regenerieren.“ Bis er wieder vollständig gesund ist, kann es bis zu zehn Monate dauern.
Seitdem hat sich sein Leben verändert. Zwangsläufig. „Ich habe mir ein neues Hobby gesucht.“ Zwei Mal die Woche geht er nun zum Fußballtraining, am Wochenende steht ein Spiel an. „Das macht Spaß, aber der Abschied von der Leichtathletik fällt mir enorm schwer.“ Zu sehr hatte er für seinen Traum gekämpft, wieder auf der Bahn zu stehen, zu zeigen, was er wirklich kann. „Aber ich musste einsehen, dass es keinen Sinn mehr hat.“
Neues Leben als Polizist
Statt zum Training fährt der Familienvater (Sohn Luca ist zwei Jahre alt) nun jeden Morgen ins Büro. Bis Ende Dezember macht er ein Praktikum im Ermittlungsdienst der Bundespolizei in Kaiserslautern und wird nach dieser Zeit dort fest einsteigen können. „Ich hatte unglaublich Glück, dass ich den Rückhalt von der Bundespolizei hatte.“
Den Kontakt zur Leichtathletik will er dennoch nicht verlieren. „Das war schließlich mein Leben“, sagt er und will im kommenden Jahr auch zu den Deutschen Meisterschaften nach Ulm kommen. Dann aber als Zuschauer.