Nach-Quelle-Zeit beginnt in Bayern
Das Ende des Quelle-Versandhauses in Fürth in der vergangenen Woche traf das LAC Quelle Fürth/München 1860 nicht ganz unvorbereitet. „Wir haben unseren Notfallplan aus der Schublade geholt“, sagte LAC-Vorsitzender Werner Kaminski. Die Finanzierung des Sportbetriebs sei noch bis mindestens 2010 gesichert. Nun gelte es, neue Sponsoren zu finden. Werner Kaminski: „Ab sofort beginnt für uns die Nach-Quelle-Zeit.“
Am vergangenen Wochenende wurde das 40-jährige Bestehen des LAC Quelle in Fürth gefeiert. „Wir wollten das ganz bewusst tun“, erklärte Werner Kaminiski. „Denn es wird weitergehen, auf jeden Fall! Ich bin da optimistisch. Als Hobby-Marathonläufer weiß ich: Irgendwie geht es immer weiter. Und diesen Optimismus wollen wir auch nach außen tragen.“Dabei sieht es momentan im leichtathletischen Ballungsraum Fürth-Nürnberg alles andere als rosig aus. Nach der schockierenden Gewissheit, dass der Versandhausriese nunmehr bis Weihnachten abgewickelt wird, teilt das LAC Quelle Fürth das gleiche Schicksal wie zwei andere deutsche Traditionsvereine: LAZ Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg steht ebenfalls ohne Hauptsponsor da, während der TSV Bayer 04 Leverkusen mit empfindlichen Einbußen rechnen muss.
Säulen der deutschen Leichtathletik
„Das sind doch Säulen der bundesdeutschen Leichtathletik über Jahrzehnte hinweg gewesen“, geht es Werner Kaminiski noch immer nicht in den Kopf. Er übernahm den Vorsitz der mittelfränkischen Hochleistungsbasis 2006 und ist als Angestellter in der Steuerabteilung bei der Schickedanz Vermögensverwaltung zumindest mittelbar vom Quelle-Aus betroffen. Anders als viele frühere LAC-Sportler, die nach ihrer aktiven Zeit Arbeit im Konzern fanden, wird er seinen Job jedoch nicht verlieren.
„Wir setzen jetzt verstärkt auf unseren Förderverein, den wir schon vor einiger Zeit gegründet haben“, erläuterte der 58-Jährige die weitere Vorgehensweise. Die Hiobsbotschaft sei zwar auch für die Fürther Leichtathleten ein Schock gewesen, „aber wir wussten schon seit längerem, dass Quelle spätestens ab 2011 nicht mehr als Sponsor zur Verfügung steht.“
2008, also zu einem Zeitpunkt, als der Konzern bereits in Schieflage geraten war, habe man mit dem langjährigen Geld- und Namensgeber einen „letzten Vertrag“ geschlossen, offenbarte Werner Kaminiski ein Detail, das bislang allenfalls Eingeweihten bekannt war.
150.000 Euro für 2009 geplant
Dieser besitzt eine Laufzeit von drei Jahren und sieht für 2009 eine Unterstützung von 150.000 Euro vor. Geflossen sind bis dato 90.000 Euro. 2010 sollte dann auf 100.000 Euro reduziert werden und 2011 waren nur noch 50.000 Euro zugesagt.
„Dann wäre sowieso Schluss gewesen“, erklärte der Vorsitzende. Seit Eröffnung des Insolvenzverfahrens im Juni wusste der Verein definitiv, dass er ab 2011 auf eigenen Beinen stehen muss. Die seit 40 Jahren zuverlässig und großzügig sprudelnde Quelle war im ursprünglichsten Wortsinn versiegt.
Durch gutes Wirtschaften verfüge das LAC aktuell über ein solides Rücklagenpolster, das den Sportbetrieb mindestens bis zum Ende des Jahres 2010 sicherstelle. Dabei sei allerdings fraglich, welche Leistungsträger gehalten werden könnten. Christian Blum, Bayerns schnellster Sprinter, steht Gerüchten zufolge vor einem Wechsel zu einem anderen Verein. Ein „Ausbluten“ aufgrund der aktuellen Entwicklung möchte Werner Kaminski allerdings auf jeden Fall verhindern. „Wir müssen doch auch noch Athleten haben, mit denen wir uns zeigen können!“
In Ruhe Konzepte entwickeln
Als weiteres Damoklesschwert erweist sich die vor 20 Jahren eröffnete Leichtathletikhalle am Finkenschlag. Zwischen 70.000 und 90.000 Euro verschlingt der Zweckbau jährlich an Unterhaltskosten. Die Stadt Fürth hat derzeit kein Interesse, die Halle zu übernehmen, bezahlt aber für die Nutzung durch den Schulsport. „Wir müssen jetzt einfach in Ruhe bewahren, Konzepte entwickeln und Sponsoren suchen“, mahnte der Vorsitzende zur Besonnenheit. Er sehe es als seine Pflicht an, nicht all das sterben zu lassen, was in vier Jahrzehnten mit Hilfe der Quelle geschaffen wurde.
Fürth ist Landesstützpunkt sowie Olympiastützpunkt und die Halle ein Sammelplatz für Leichtathleten aus der gesamten Region. Hier sieht Werner Kaminski eine mögliche Perspektive für die „Nach-Quelle-Zeit“.
Verstärkte Nachwuchsarbeit
„Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir die Leichtathletik in Mittelfranken bei uns in Fürth bündeln. Auch andere, kleinere Vereine, bekommen zunehmend Probleme. Wir bieten Synergieeffekte: die Halle, die Trainer, das Umfeld.“ Ungeachtet der Versandhauskrise setzte der Verein in den vergangenen Jahren verstärkt auf Nachwuchsarbeit. Ein Trend, der sogar noch ausgebaut werden soll.
Dennoch: „In Fürth bluten Herzen“, beschrieb die „Süddeutsche Zeitung“ das Befinden der dortigen Leichtathletik. Was passiert eigentlich mit dem Namen, der seit den 1970er Jahren regelmäßig den DLV mit Leistungsträgern wie Patriz Ilg, Christian Haas oder Verena Sailer versorgte? „Für mich ist der Verein weiterhin ´die Quelle`“, sagte Werner Kaminski fast trotzig. „Wir sind als LAC Quelle in der Leichtathletik bekannt geworden. Solange ein möglicher neuer Hauptsponsor keine Namensänderung wünscht, bleibt es dabei!“
Sollte Werner Kaminskis heimlicher Wunsch von einem regionsweiten Zusammenschluss in Erfüllung gehen, dann könnte freilich auch dieses Dogma fallen: „Vielleicht heißen wir dann ja LAC Metropolregion Fürth-Nürnberg.“