Nach WM-Vergabe: Frust statt Rausch in Helsinki
Von wegen Euphorie. Von wegen Enthusiasmus. Die Reaktion der Finnen auf die Vergabe der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2005 nach Helsinki ist ernüchternd. Die Frankfurter Rundschau zitiert in ihrer heutigen Ausgabe die Zeitung ,Hufvudstadsbladet`: "Das war ein Schock für viele Finnen und auch ein Schock für Helsinkis Stadtverwaltung", denn die Kommunalkassen sind leer.
Die Politiker fürchten, dass die veranschlagten Kosten von sechs Millionen Euro letztlich bei 20 Millionen Euro liegen werden. Der WM-Silbermedaillengewinner über 110 Meter Hürden und heutige Vize-Bürgermeister Arto Bryggare sagte: "Das ist eine enorme Herausforderung für eine Stadt mit elenden Finanzen." Trotzdem sollen Millionen für die Stadion-Renovierung ausgegeben werden. Die Probleme der Stadtverwaltung sind vorprogrammiert. Provokativ fragt ,Hufvudstadsbladet´: "Wer braucht diese WM?"Angeblich wurde der Stadtrat nicht einmal über die notwendigen Bauvorhaben informiert, da man nicht davon ausging, die WM zu bekommen. Eines der Hauptprobleme im Olympiastadion ist die fehlende Komplett-Überdachung. Das Stadion wurde in den dreißiger Jahren entworfen und in den neunziger Jahren renoviert. Ein modernes Schiebedach fehlt, wird aber vom Weltverband IAAF bis 2005 gefordert. Tommi Lind von der Museumsbehörde in Helsinki hat ein provisorisches Holzdach vorgeschlagen, um den Wunsch zu erfüllen. Und auch in Punkto Sicherheit zweifeln die finnischen Kommentatoren die WM-Tauglichkeit Helsinkis an. "Unserer Polizei fehlt die Erfahrung, die ihre Kollegen in Brüssel oder Berlin haben". Nach dem Jubel bei der WM-Vergabe dominiert die Ernüchterung.