Steffi Nerius fehlt noch die Feinabstimmung
Durch den zweiten Platz beim Meeting in Kassel mit 64,11 Meter im Speerwerfen hat Steffi Nerius (TSV Bayer 04 Leverkusen) am Mittwoch das Ticket zum Europacup in München (23/24. Juni) wohl verpasst. Im letzten Durchgang hatte die Offenburgerin Christina Obergföll den Wettkampf mit 65,08 Meter noch für sich entschieden. Trotzdem blickt Steffi Nerius zuversichtlich in den Sommer.

Steffi Nerius liegt gut in ihrem Saisonplan (Foto: Kiefner)
"Ich wusste, dass Christina weit werfen kann, dass hat sie mit den 68,08 Meter in Halle bereits gezeigt", stellte die Leverkusenerin nach dem Wettkampf im Auestadion fest. Dem Europacup, für den sich nun ihre Konkurrentin empfohlen hat, trauert sie nicht hinterher, schließlich war sie dort in den vergangenen Jahren immer dabei. "Gefreut habe ich mich über die Niederlage natürlich nicht, man will immer gewinnen." Richtig geärgert hat sich Steffi Nerius über ihre Leistung in Kassel aber schon. Die Siegesweite hätte sie sich nämlich auch zugetraut, allerdings konnte die Europameisterin ihre Leistungsfähigkeit in diesem Wettkampf nicht abrufen. "Dass ich mehr kann, habe ich im Training schon gezeigt."
Verlängerter Anlauf
In den nächsten Wettkämpfen hofft die 34-Jährige mehr Stabilität und Sicherheit zu finden. Die Abwurflinie steht bisher noch wie eine Mauer am Ende des Anlaufs und hemmt jeden Versuch. "Im Training macht es nichts, wenn ich mal ein bisschen übertrete, da geht alles unbeschwerter."
Eine Umstellung zur vergangenen Saison, und eventuell ein Grund für die Unsicherheit, ist der neue Anlauf. "Der ist länger und auch schneller als vorher." Damit ist auch ein beschleunigter Abwurf verbunden und "der Arm muss schneller reagieren". In diesen so wichtigen Sekundenbruchteilen fehlt noch die Feinabstimmung.
Zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison macht sich Steffi Nerius darüber aber keine Sorgen. "Mit mehr Wettkampfpraxis wird das immer besser." Die Saison verlaufe bisher nach Plan. Ziel ist in diesem Jahr ganz eindeutig die Weltmeisterschaft in Osaka (Japan, 25. August bis 2. September), dort kommt es Steffi Nerius besonders auf die Weite an.
Keine Gedanken an 70 Meter
An den Europarekord von Christina Obergföll (70,03 m) denkt sie dabei aber nicht. Steffi Nerius möchte nicht spekulieren, ob eine solche Weite bei einem perfekten Wurf möglich wäre. "Wenn ich bei der WM mit 68 Metern Vierte werde, ist das auch okay."
Darüber, dass auch Christina Obergföll bei der WM erneut vor ihr stehen könnte, denkt Steffi Nerius ebenfalls nicht nach. "Ich orientiere mich an den Besten der Welt." Wenn eine von ihnen aus Deutschland kommt, belebe das höchstens die Konkurrenz. Ziel in diesem Jahr ist für Steffi Nerius, ihre Bestleistung (66,52 m) aus dem Jahr 2005 zu knacken. Am besten natürlich beim Saisonhöhepunkt.
Im Gepäck zur WM nach Japan wird auch wieder ein besonders Stirnband für den Wettkampf sein. "Das bekomme ich immer von einer Freundin." Vermutlich wird wieder ein Schriftzug in der Landessprache zu lesen sein. Steffi Nerius möchte damit die Zuschauer für sich gewinnen. "Außerdem ist es so eine Art Markenzeichen von mir."