Nadine Kleinert - „Das Wunder von Berlin“
Nadine Kleinert holte am Sonntag bei der WM in Berlin ihre vierte WM-Silbermedaille im Kugelstoßen. Warum das „Wunder von Berlin“ der Schlüssel für diesen Erfolg der Kugelstoßerin vom SC Magdeburg und wer dafür verantwortlich war, lesen Sie im Interview
Nadine Kleinert, mit wie viel purem Willen haben Sie sich diese WM-Medaille erkämpft?Nadine Kleinert:
Ich war einfach nur heiß. Ich wollte in Berlin diese Medaille. Ich hatte es nur vorher nicht gesagt, damit man es mir nicht auf den Kopf haut, wenn es nicht klappt. Eine Medaille hier in Deutschland, etwas Schöneres gibt es gar nicht. Das habe ich gestern bewiesen und das Berliner Publikum genauso.
Wie ging es Ihnen vor Ihrem ersten Stoß?
Nadine Kleinert:
Meine Beine waren weich, ich habe gezittert. Ich habe einfach nur zu mir gesagt: du blöde Kuh, du kannst es, reiß dich zusammen. Dass es dann so gut geklappt hat, davon war ich selber überrascht.
Welches Gefühl hatten Sie nach ihrem ersten Versuch, mit dem Sie ihre Bestleistung von 20,06 Metern eingestellt haben?
Nadine Kleinert:
Das war ‚Yo, es hat geklappt’. Ich hatte aus der Qualifikation viel gelernt und ich wollte mir nicht bis zum dritten Versuch Zeit lassen. Das kann dann auch nach hinten losgehen. Ich wollte alles in den Ersten reinlegen, ich hatte zu mir gesagt: ‚Alles oder nichts’.
Dann ging es aber später noch 14 Zentimeter weiter…
Nadine Kleinert:
Der erste Versuch war ja nur eine Einstellung. Damit war ich wie immer nicht zufrieden, also musste ich noch etwas nachlegen. Dass der dritte Stoß dann aber 20,20 Meter weit war, hatte ich erst gar nicht so mitbekommen. Es hatte sich nicht so danach angefühlt.
War dann die Spannung raus?
Nadine Kleinert:
Nein, mir ist danach erst einmal der Kreislauf zusammengebrochen. Das hatte man nur nicht so gesehen, weil ich dem Kameramann gesagt habe, er soll bitte weggehen. Ich bin dann auf meinem Platz gegangen und habe die Beine hochgelegt.
Wem galten Ihre ersten Gedanken nach dem Wettkampf?
Nadine Kleinert:
Diese gingen an den Physiotherapeuten Peter Müller und den Arzt Dr. Knud Leonhardt, die innerhalb von zwei Wochen ein Wunder wahrgemacht haben. Das ist für mich die Saison, das ist das Wunder von Berlin, dass ich hier so weit stoßen konnte.
Um was für eine Verletzung handelte es sich dabei?
Nadine Kleinert:
Alterserscheinungen (lacht), im Ellbogen rechts. Es ist eine Arthrose. Das ist ein Kreislauf ohne Ende. Von der Arthrose greift es über auf die Sehne, dann reagiert die Muskulatur. Die Muskulatur schwillt an und greift wieder die Sehne an.
Haben Sie es so empfunden, dass Ihr Wettbewerb am Sonntag im Schatten des 100-Meter-Laufes stand?
Nadine Kleinert:
Ich habe es überhaupt nicht so empfunden, denn wann schafft es schon einmal eine Werferin, einen Usain Bolt acht Minuten warten zu lassen? Er ist acht Minuten später gelaufen und jetzt weiß er endlich, wie wir uns immer fühlen, wenn wir auf ihn warten müssen. Ich glaube, wir haben ihm ein bisschen die Show gestohlen. Die Leute wollten uns auf der Ehrenrunde sehen.
War auch angesichts dieser Stimmung im Olympiastadion die Entscheidung gegen das Boxen im nachhinein goldrichtig?
Nadine Kleinert:
Vielleicht wird ja auch mal im Olympiastadion geboxt, wer weiß. Im Boxen ist alles möglich, das wissen wir ja nun mittlerweile. Es war eine Entscheidung des Herzens, ich hing am Kugelstoßen.
Welche Ziele setzen Sie sich als nächstes?
Nadine Kleinert:
Ich habe mir noch gar keine Ziele gesetzt. Ich glaube auch, ich muss mir keine setzen. Ziele werden von alleine kommen. Ich möchte die Saison jetzt einfach gesund zu Ende bringen.
Ist Olympia 2012 in London noch eine Vorstellung? Nadine Kleinert:
Definitiv nein, das weiß ich jetzt schon. Ich mache keine Regenspiele in London. Ich werde mir nächstes Jahr wieder die Hallen-WM anschauen und dann entscheide ich kurzfristig, was ich mache.Die WM in Berlin auf leichtathletik.de:
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