Nadine Kleinert will Triumphzug krönen
Eigentlich begann das Jahr für Nadine Kleinert (SC Magdeburg) alles andere als erfreulich. Gleich im Januar fiel die Kugelstoßerin nach einem Bänder- und Kapselanriss verletzt aus. Was nun im Freien folgte, war ein Triumphzug für die Olympia-Zweite und WM-Dritte ohne Ende. Insgesamt kam sie achtmal über 19,26 Meter und schraubte ihre Saisonbestmarke auf 19,89 Meter, was weltweit Platz vier der Top Ten in diesem Jahr bedeutet, dort führt die Weißrussin Nadezya Ostapchuk mit 20,90 Metern. Trotzdem sagt sie: „Der perfekte Stoß fehlt mir noch.“
Den letzten echten Test hat sie am Samstag in Shibetsu absolviert. Dabei überlässt sie nichts dem Zufall. Sie hat zu exakt den Zeiten trainiert, die nun bei den Olympischen Spielen in Peking (China) für Qualifikation (9 Uhr) und Finale (18 Uhr) vorgesehen sind.Trotz ihrer schlimmsten Verletzung hat sie die bisher beste Saison ihrer Karriere hingelegt, die sie in der nächsten Woche krönen möchte. Ihr Boxtraining hat sie dafür seit Ende Juni eingestellt.
Beeindruckende Bilanz seit 1997
Die Bilanz von Nadine Kleinert im Leistungssport liest sich beeindruckend: seit 1997 war sie immer im Finale von internationalen Großereignissen, mit Ausnahme der Hallen-WM in Birmingham (Großbritannien), und holte insgesamt sechs Medaillen. Einer der wichtigsten Wegbegleiter ist ihr Trainer Klaus Schneider, der Nadine Kleinert kennt, wie kaum ein anderer. „Seit dem 1. März 1991 arbeite ich mit ihm zusammen. Wir sind schon wie ein altes Ehepaar.“
Seit 1988 treibt die 32-Jährige Leichtathletik. „Irgendwann hat damals einer zu mir gesagt: ab zum Wurf und seitdem nin ich beim Kugelstoßen.“ Bescheiden sagt sie zu ihren Olympiazielen: „Ich will mein Bestes geben und sehen, was am Ende rauskommt. Ich möchte auf jeden Fall das abrufen, was ich bisher gezeigt habe.“ Angst vor der unerträglichen Hitze im „Vogelnest“ hat sie nicht, denn sie kennt die hohe Luffeuchtigkeit von Wettkämpfen in Shanghai (China)
Konstant, konzentriert und locker
Bei den Spielen 2004 in Athen (Griechenland) holte sie Silber, doch der erhoffte Ruck beim deutschen Leichtathletik-Team blieb damals aus. Diesmal kann sie wieder für eine Signalwirkung am zweiten Leichtathletik-Wettkampftag (16. August) sorgen, doch damit beschäftigt sie sich nicht. Prognosen im Vorfeld sind nämlich nicht ihr Ding. Dass die deutschen Damen mit Christina Schwanitz (SV Neckarsulm) und Denise Hinrichs (TV Wattenscheid 01) gleich zu dritt die Qualifikation bestreiten, findet sie gut. „Wenn ich ein paar Tipps geben kann, mache ich das, aber im Wettkampf bin ich meistens so konzentriert, das ich nicht viel mitbekomme.“
2005 und 2006 hat sie noch viel mit der DLV-Psychologin Dr. Heike Kugler zusammengearbeitet. Inzwischen entwickelte sich zwischen beiden eine sehr gute Freundschaft, doch die Hilfe als Psychologin braucht sie nicht mehr. Nadine Kleinert hat durch ihre jahrelange Erfahrung gelernt, mit besonderen Stress-Situationen umzugehen. Heute glänzt sie durch Konstanz, Konzentration und Lockerheit auf einem sehr hohen Leistungsniveau. Sie ist im Laufe ihrer langen Karriere gereift zu einer der besten Kugelstoßerinnen der Welt - ohne abzuheben.
Alles rund um die Olympische Leichtathletik:
News | DLV-Team | Zeitplan | Tippspiel | Podcast