Nadine Müller reist der Sonne entgegen
Nass, kalt, ungemütlich: So präsentierte sich Deutschland in den vergangenen Tagen. Nicht unbedingt das Traumwetter für Leichtathleten, deren Training nur eingeschränkt möglich ist und sie deshalb in wärmere Gefilde flüchten. So wie Diskuswerferin Nadine Müller (Hallesche Leichtathletik-Freunde). Auf Südafrika folgt nun Portugal. In den kommenden zwei Wochen will sich die 27-Jährige unter portugiesischer Sonne den letzten Schliff für die kommenden Wettkämpfe holen.

Leiden für den Erfolg. Doch nicht allein, denn die Reise hat noch einen schönen Nebeneffekt. Sie wird sich mit einigen Konkurrenten aus dem deutschen Lager wie Nachwuchswerferin Julia Fischer messen, was sie auf heimischer Anlage in Halle nicht kann. „Im Training kann man zwar simulieren, dass man sechs Versuche scharf und auf Weite wirft, aber wenn man keinen Trainingspartner hat, der einen mitzieht, dann ist das schwierig.“
Trainingslager auf 1.400 Meter
Noch vor drei Wochen grüßte Müller auf ihrer Facebook-Seite aus dem sonnigen Pretoria. „Die Maxkraftspitze verläuft nach Plan, sodass wir für die kommenden Wochen dann gut aufgestellt sein werden“, ließ sie ihre Fans wissen. Auf 1.400 Meter Höhe ließ sie sich unter anderem im Kraftraum an den Stangen aus, zu Beginn kein leichtes Unterfangen.
„In den ersten drei, vier Tagen war es schon schwierig. Von der Puste merkt man es schon, wenn die ersten Einheiten anstehen, um auf Maximalkraft zu trainieren“, verriet sie. Auf die Frage, ob ihr das Stemmen von Gewichten Spaß gemacht hätte, antwortete sie mit leichtem Unterton, „meinem Trainer schon“.
Einen Tag auf Safari-Tour
Neben der ganzen Schinderei blieb auch noch Zeit, um Land und Leute kennenzulernen. Zwar nur an einem Tag, den genoss Müller daher umso mehr. Es ging auf Safari-Tour. Tiere in freier Wildbahn zu erleben und das es Natur pur geben kann, beeindruckten Müller. Es gab aber auch noch die andere Seite, die Slums.
„Das Gesehene erdet einen, man schätzt das Leben wieder ganz anders, vor allem wenn man sieht, mit was die Menschen auskommen müssen. Für mich war es beängstigend zu sehen, wie die Menschen dort leben.“ Mit diesen Eindrücken im Gepäck und guten Maximalkraftwerten ging es vor anderthalb Wochen wieder zurück in die Heimat.
Druck beflügelt zu großen Weiten
Dort warteten bereits die nächsten Termine auf Müller; unter anderem ein Pressegespräch in Vorbereitung auf ihr Heimspiel am 25. und 26. Mai in Halle. Die Vorfreude ist groß, vor allem nach dem Triumph aus dem Vorjahr. Es war ihr Erster in der Frauenkonkurrenz, groß war die Erleichterung. „Das war für mich schon etwas Besonderes, ein kleiner emotionaler Punkt, am Ende ganz oben auf dem Treppchen zu stehen.“
Gegen eine Wiederholung hätte sie nichts einzuwenden. Druck verspürt sie vor ihrem Heimwettkampf nur minimal. „Vor heimischen Publikum zu werfen, da ist der Druck einen kleinen Tick höher als bei normalen anderen Meetings.“ In den vergangenen Jahren wusste sie den Druck positiv für sich zu nutzen. „Ich konnte ihn in große Weite ummünzen. Er hat mich eher beflügelt.“
Guter Saisonstart lässt auf mehr hoffen
So wie vielleicht auch Mitte März beim Winterwurf-Europacup im spanischen Castellon. Gleich im ersten Versuch schleuderte Müller ihre Scheibe auf 66,69 Meter. Wieder einmal ein fulminanter Saisonstart, denn bereits im Vorjahr stieg sie mit einer Glanzweite beim Winterwurf-Europacup in Bar, sie steigerte ihre Bestleistung und den Veranstaltungsrekord auf 68,89 Meter, in die Saison ein. In den kommenden Wettbewerben musste sie sich immer wieder an dieser Weite messen lassen. Es gelang ihr nicht, sie warf die ganze Saison hinterher. Etwas kürzer nun die Weite in Castellon, die auf mehr hoffen lässt.
„Wir sind noch nicht am Ende der langen Kette angekommen. Es stehen auch irgendwann die 70 Meter im Raum, aber das wollen wir nicht festmachen.“ Zuvor geht es aber erst einmal ins Trainingslager nach Portugal. „Läuft es dort gut, dann kann es in diesem Jahr um die 68,69 Meter gehen. Vorausgesetzt die Bedingungen stimmen“, schaut Müller voraus. Sonnenschein natürlich inklusive.