Nadja Kampschulte - Saisonziel Abitur
Nadja Kampschulte (TG Harkort Wetter) ist als derzeit beste deutsche U20-Hochspringerin im Anflug. Die 19-Jährige besitzt beste Voraussetzungen, für „Hochsprungkrimis“ ist sie trotz ihrer jungen Jahre auch mental gewappnet. „Wenn es darauf ankommt, kann ich mich voll auf mich konzentrieren.“

Nadja Kampschulte war zum Saisonhöhepunkt im estnischen Tallinn nämlich top fit. Sie krönte einen tollen Sommer mit der Bronzemedaille sowie einer neuen persönlichen Bestleistung (1,88 m).
Beim wichtigsten Wettkampf des Jahres bewies sie Nervenstärke und steigerte sich um drei Zentimeter. „Ich kann nicht klagen“, erwidert die 19 Jahre alte Schülerin die Frage nach dem Saisonfazit. Die U20-Titelkämpfe waren ihr erklärtes Saisonziel.
Nachdem die Fahrkarte nach Estland gelöst und die Form ansteigend war, wurde das Ziel „Endkampfteilnahme“ ausgegeben. „Dass es zu einer Medaille gereicht hat, ist umso schöner.“ Damit war sie die Beste des deutschen Hochsprung-Trios und setze sich gleichzeitig an die Spitze der deutschen U20-Bestenliste.
Crosslauf? Nein, danke!
Zur Leichtathletik kam die 1,85 Meter große Athletin der TG Harkort Wetter früh. Zuvor hatte Sie beim Schwimmtraining festgestellt, dass das nasse Element nicht unbedingt das ihre war. Der Körpergröße nach zu urteilen, hätte Sie sicherlich auch eine gute Basketballspielerin abgeben.
Aber das Interesse für die Sportart der Eltern war eher gering. Stattdessen nahm eine Freundin sie mit zum Leichtathletiktraining. Dort erkannte Nadja Kampschulte, sie war „schneller als die anderen“.
So blieb sie anfangs beim Crosslauf hängen. Wirklich dafür begeistern konnte sie sich jedoch nie, meint sie schmunzelnd. Dass es eine Einzelsportart werden sollte, war für Nadja Kampschulte jedenfalls schon früh klar. „Da bin ich für meine Leistung selbst verantwortlich und nicht von anderen abhängig.“
Zwischen Wetter und Dortmund
Nach einigem Probieren, hat sich der Hochsprung als ihre Paradedisziplin heraus kristallisiert und das soll auch weiterhin so bleiben. In der kleinen Trainingsgruppe der TG Harkort Wetter trainiert sie mittlerweile nur noch zwei bis drei Mal pro Woche unter Anleitung ihres Heimtrainers, Herman Telgenkämper.
Für drei weitere Einheiten fährt sie ins 30 Minuten entfernte Dortmund zum Stützpunkttraining. Dort trainiert Nadja Kampschulte zusammen mit Nele Hollmann (TSV Hagen 1860), mit der sie sich bei den Deutschen Jugend-Meisterschaften in Jena einen echten Hochsprung-Krimi lieferte und nur knapp unterlag.
Eine Trainingsgruppe mit der ärgsten Rivalin, ist das nicht schwierig? „Nein, es ist angenehm mit den anderen zu trainieren. Im Wettkampf macht dann jeder sein Ding. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht.“ Diese Aussage ist bezeichnend für Nadja Kampschultes offene und humorvolle Art.
Hochspringerin ohne Hochsprungmatte
Die Trainingspläne schreibt Bundestrainerin Brigitte Kurschilgen, unter deren Aufsicht mittlerweile auch das gesamte Sprungtraining stattfindet. „Die Absprache zwischen beiden Trainern klappt absolut super.“
Darüber ist Nadja Kampschulte sehr froh. Zuhause in Wetter, stehen vor allem horizontale Sprünge und läuferische Einheiten auf dem Plan. Das liegt auch daran, dass es im heimischen Stadion momentan gar keine Hochsprunganlage gibt.
„Eine funktionsfähige Anlage haben wir nicht, da die Hochsprungmatte kaputt ist. Eine neue ist vorläufig auch nicht in Aussicht.“ Dafür wurden aber durch die Anschaffung einiger neuer Gerätschaften für den Kraftraum die Rahmenbedingungen verbessert. Davon profitiert nicht nur Nadja Kampschulte. „Jetzt muss mein Trainer keine Hantelstangen mehr schleppen, wenn ich Kniebeugen mache. Das tut auch ihm gut.“
„Konstant hohe 80er Höhen“
Die Weichen für eine erfolgreiche Saison 2012 sind somit gestellt. Auch profitiert die 19-Jährige seit diesem Jahr von der regelmäßigen Zusammenarbeit mit einem Physiotherapeuten. Das hilft, um Verletzungen vorzubeugen und ist eines von vielen Puzzleteilen des Erfolges.
„Um mich weiter zu steigern, spielen viele Faktoren eine Rolle.“ Den besonders im Hochsprung entscheidenden Faktor Gewicht sieht sie dabei eher unproblematisch. „Ich achte auf meine Ernährung, aber einen speziellen Plan habe ich nicht.“ Süßigkeiten ab und an sind daher kein Tabu.
Übergangsjahr
Das Olympiajahr ist für Nadja Kampschulte ein Übergangsjahr. Die DLV-Norm für London (1,95 m) wäre wohl etwas zu viel verlangt. Dazu müsste sie sich ganze sieben Zentimeter steigern, das sind im Hochsprung Welten.
„Das ist wohl noch zu viel. Ich plane nicht mit einer internationalen Meisterschaft. Da gibt es noch viele andere, die noch besser sind.“ Stattdessen will sich Nadja Kampschulte darauf konzentrieren, ihre Leistung auf hohem Niveau zu stabilisieren. „Konstant hohe 80er Höhen zu springen wäre super.“
Studieren, irgendwas
Auf die Frage nach dem Saisonziel 2012 ist die spontane, erste Antwort dann aber doch eine eher überraschende. „Abitur“, sprudelt es aus Nadja Kampschulte heraus. Den sportlichen Zielsetzungen steht dies aber nicht im Weg.
Und danach? „Studieren“, da ist sich die 19-Jährige ziemlich sicher. Was genau, das weiß sie aber noch nicht so recht. „Vielleicht Chemie. Das ändert sich bei mir aber momentan alle zwei Wochen“, meint sie und lacht. Damit geht es ihr sicher wie vielen.
Zumindest sollte sich das Studium mit dem Training verbinden lassen. Deshalb möchte sie auch gerne in der Nähe bleiben, um weiterhin von den Trainingsbedingungen und der Trainingsgruppe in Dortmund profitieren zu können. Und vielleicht beflügelt das Abitur ja auch zu neuen Höchstleistungen.