Nächster DLV-Doppelsieg in Grosseto
Der Trend in der deutschen Mannschaft setzte sich bei der Junioren-WM in Grosseto auch am Freitag fort. Die weibliche Fraktion holt das Gros der Medaillen und das im "Sauseschritt". Der gestrigen Gold-Silber-Kombination im Speerwurf folgte nun ein weiterer Doppelsieg durch die Stabhochspringerinnen Lisa Ryshich und Anna Schultze. Dazu gab es Bronze von Hürdensprinterin Stephanie Lichtl und Hammerwerfer Kamil Bethke.
Lisa Ryshich und Anna Schultze bedankten sich für ihre Nominierung mit Gold und Silber (Foto: Möldner)
Die erst 15-jährige U18-Weltmeisterin aus der Stabhochsprungfamilie um Vater Vladimir, die seit dem letzten Herbst beim ABC Ludwigshafen beheimatet ist, feierte damit einen weiteren internationalen Erfolg. Wie schon im vergangenen Jahr in Sherbrooke bewies Lisa Ryshich, die mit der Goldmedaille ihre umstrittene Nominierung nachhaltig rechtfertigte, starke Nerven.Bei 4,10 Metern stand sie schon vor dem Aus, bewältigte dann aber diese Höhe doch noch im dritten Versuch. Danach leistete sie sich unter den Augen von DLV-Präsident Dr. Clemens Prokop bei 4,20 Metern und der Siegeshöhe von 4,30 Metern, einer neuen persönlichen Bestleistung, keinen Fehlversuch mehr, nachdem sie zwischenzeitlich die 4,25 Meter ausgelassen hatte.
"Ich musste hoch springen", sagte schlaksige Lisa Ryshich, die inzwischen auf 1,77 Meter gewachsen ist, nach dem Wettkampf, "wie sieht das denn aus, wenn Silke Spiegelburg zuhause sitzt und wir hier schlecht abschneiden?"
Erst bei jenen 4,30 Metern war für die nicht weniger überzeugende Filstalerin Anna Schultze, die sich mit der favorisierten Chinesin Yingying Zhao (beide 4,25 m) Silber teilte und die bis dahin eine weiße Weste hatte, Endstation. Auch die Athletin vom TGV Holzhausen durfte über einen neuen Hausrekord jubeln.
Bronze für Stephanie Lichtl
Das freitägliche Medaillenset bei den DLV-Juniorinnen machte Hürdensprinterin Stephanie Lichtl (Nürtingen) komplett. Nachdem sie vor zwei Wochen in Jena noch Krämpfe um den nationalen Jugendtitel brachten, war sie nun auf den Punkt fit. Die 19-jährige, die vor vier Tagen in Grosseto noch Geburtstag gefeiert hatte, stürmte in 13,40 Sekunden bei einer hauchdünnen Entscheidung auf die Drei.
Am Ende trennte sie nur jeweils eine Hundertstel von der zweiplatzierten Schweizerin Sabrina Andermatt und der viertplatzierten Australierin Sally McLellan. Deshalb traute sie erst auch dem "Frieden" nicht so recht und glaubte den Medaillenerfolg erst mit der offiziellen Ergebnisverkündung.
Aus diesem Gerangel hielt sich die siegreiche US-Amerikanerin Ronetta Alexander mit ihren 13,28 Sekunden raus. Im Finale stand mit der Hamburgerin Carolin Nytra (6. Platz; 13,62 sec), die in einem Zielfotoentscheid die Runde der letzten Acht erreicht hatte, eine weitere Deutsche.
Bereits neun Medaillen
Dass aber auch die jungen Männer im DLV-Trikot für Medaillen gut sind, bewies der Leverkusener Hammerwerfer Kamil Bethke. 71,91 Meter bedeuteten für ihn hinter dem überragend auftretenden Russen Andrej Azarenkov (74,11 m), der in drei Versuchen über 73,50 Meter gemessen wurde, und dem ägyptischen Hünen Mohsen El Anany (72,98 m) die Bronzemedaille.
Damit stoppt das deutsche Team nach vier von sechs Wettkampftagen bei stolzen neun Medaillen (zwei Gold, drei Silber, vier Bronze) und hat zwei Tage vor Ende der Titelkämpfe das Ziel von Bundestrainer Wolfram Ruth (acht bis zehn Medaillen) bereits erfüllt.
Maike Dix beste Europäerin
Weiter gut verkaufte sich auch im Finale über 200 Meter die Kölnerin Maike Dix, die in 24,01 Sekunden Sechste und damit beste Europäerin wurde. "Jetzt bin ich völlig kaputt", sagte sie im Ziel.
Das Ergebnis nährte die Hoffnung von Bundestrainer Thomas Kremer auf ein ordentliches Abschneiden der Sprintstaffel: "Es ist ein gutes Zeichen für die 4x100 Meter, dass sie die Französin hinter sich lassen konnte."
Mit den Juniorinnen hat am Freitagabend in der Toskana auch das Geherlager in das Geschehen eingegriffen. Die Potsdamerin Maja Landmann (48:16,48 min) erreichte dabei über 10.000 Meter auf Platz acht das Ziel. Es siegte die Russin Irina Petrova (45:50,39 min).
Kathrin Geißler auf der Drei
Spannung verspricht der zweite Tag des Siebenkampfs. Zur Halbzeit führt die Britin Jessica Ennis (3.541 Punkte) vor der Litauerin Viktorija Zemaityte (3.490). Die Deutschen Kathrin Geißler (3. Platz; 3.459) und Julia Mächtig (5. Platz; 3.323) liegen in guter Position.
Schadlos hielten sich in der Qualifikation die deutschen Hochspringerinnen. Aileen Herrmann (Berlin; 1,79 m) erreichte wie die Potsdamerin Annett Engel (1,83 m) das Finale.
Dagegen überstand im Kugelstoßen mit Christina Schwanitz (Neckarsulm), die mit 16,44 Metern ihre Gruppe gewann, nur eine Deutsche die Ausscheidung. Die Magdeburgerin Heike Koderisch (15,10 m) blieb unter ihren Möglichkeiten und bot für das Weiterkommen zehn Zentimeter zu wenig an.
Zweiter Titel für Andrew Howe
Der Höhepunkt des Freitags fand ohne deutsche Beteiligung statt. Über 200 Meter trumpfte der in Los Angeles geborene Italiener Andrew Howe mit einer Spitzenzeit von 20,28 Sekunden auf. Er hängte den zweitplatzierten Julius Leigh (Südafrika) um ganze sechs Zehntel ab.
Der 19-jährige, der interessanterweise auch einen deutschen Großelternteil in seinem Stammbaum aufweist, hatte bereits zuvor im Weitsprung einen Titel abgeräumt. Er war damit im Alleingang für die bisher beiden einzigen Siege der Gastgeber verantwortlich.
Die Junioren-WM-Resultate aller Entscheidungen und aller Vorkämpfe mit DLV-Beteiligung finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...
Mannschaftsbroschüre:
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hat zur Junioren-WM in Grosseto eine 44-seitige Mannschaftsbroschüre veröffentlicht. Wer Interesse hat, mehr über das DLV-Team in Italien zu erfahren, kann die Publikation gegen einen mit 1,44 frankierten DIN-C-5-Rückumschlag beim DLV, Referat PR/Medien, Alsfelder Str. 27, 64289 Darmstadt anfordern. (Nur so lange Vorrat reicht)