| Wien Marathon

Nancy Kiprop krönt Wien-Marathon mit „Hattrick“ und Streckenrekord

Nancy Kiprop hat am Sonntag den Vienna City-Marathon mit einem „Hattrick“ und einem Streckenrekord gekrönt. Bei ihrem dritten Wien-Sieg in Serie verbesserte die Kenianerin den 19 Jahre alten Streckenrekord um über eineinhalb Minuten auf 2:22:12 Stunden. Bei den Männern triumphierte ihr Landsmann Vincent Kipchumba in 2:06:56 Stunden. Der Berliner Philipp Baar brach in der zweiten Hälfte ein.
Jörg Wenig

Schon nach wenigen Kilometern setzt Nancy Kiprop am Sonntag beim Wien-Marathon ihr erstes Ausrufezeichen. Auf der Prater Hauptallee gingen quasi die Pferde mit ihr durch. Nach fünf Kilometern hatte die Kenianerin bereits zehn Sekunden Vorsprung auf die als Co-Favoritinnen gehandelten Rahma Tusa aus Äthiopien und Landsfrau Angela Tanui. Danach baut sie ihren Vorsprung kontinuierlich aus. Schnell wurde klar, wohin die Reise an diesem Tag gehen wird: Der seit 2000 gültige Streckenrekord der verstorbenen Maura Viceconte aus Italien (2:23:47 h) war das Ziel.

Nancy Kiprop war zwischendurch fast zu schnell unterwegs, prognostizierte Endzeiten von unter 2:19 Stunden erschienen auf den Bildschirmen. Beim Halbmarathon ging sie nach 1:09:34 durch, danach wurde sie nur unwesentlich langsamer. Eine Schrecksekunde erlebte die zweifache Mutter auf dem Weg zurück in den Prater. Beim Griff nach einem Getränk rutschte ihr die Flasche aus der Hand, sie musste abbremsen und sich bücken. Das tat dem Rhythmus nicht gut.

Geld für Schulprojekt

Unbeeindruckt davon aber drückte Nancy Kiprop weiter aufs Tempo und musste diesem erst im Finish ein wenig Tribut zollen. Nach 2:22:12 Stunden zerriss sie das Zielband. Das war das VCM-Triple, das sind drei Siege in Serie in Wien, und dazu ein neuer Streckenrekord sowie eine persönliche Bestzeit für die Ostafrikanerin. „Der Druck und die Erwartungen waren groß, aber ich habe heute einen sehr guten Job gemacht. Die Bedingungen waren fantastisch. Ich wusste, ich muss schnell anlaufen, weil die erste Hälfte einfacher ist. Das war gutes Timing.“ Auch die tolle Stimmung entlang der Strecke habe sie Richtung Ziel getragen.

Nancy Kiprop darf sich einmal mehr über ein schönes Preisgeld für Sieg und Streckenrekord freuen, das sie wieder in ihr groß angelegtes Sozial- und Schulprojekt in ihrer Heimat investieren will. „Ich habe noch viele Pläne, wir werden mit dem Projekt jedes Jahr um ein Stück größer, das macht mich glücklich.“ Um den zweiten Platz duellierten sich Angela Tanui und Rahma Tusa, letztere verlor gegen Rennende jedoch deutlich an Tempo und lief sogar noch am Podest vorbei. Angela Tanui wurde Zweite in 2:25:37 Stunde, als Dritte komplettiert Maurine Chepkemoi in 2:26:16 einen kenianischen Dreifachsieg.

Vincent Kipchumba überrascht

Tadesse Abraham wurde seiner Rolle als Sieg-Kandidat lange Zeit gerecht und erzielte in einer Endzeit von 2:07:24 Stunden die zweitschnellste Marathonzeit seiner Karriere, nachdem er vor drei Jahren in Seoul einen Schweizer Rekord von 2:06:40 Stunden markiert hatte. Den ersten Schweizer Sieg der VCM-Geschichte verhinderte aber der kenianische Überraschungsmann Vincent Kipchumba.

Der 28-Jährige, der mit einer Bestleistung von 2:10:23 Stunden ins Rennen ging, steigerte sich um sagenhafte dreieinhalb Minuten auf 2:06:56 Stunden und jubelte über den größten Erfolg seiner Karriere – es war sein erster überhaupt im Marathon. „Es war ein hartes Rennen, ich habe mich optimal konzentriert und bin den besten Marathon meines Lebens gelaufen“, freute sich der Sieger bei der Pressekonferenz. „Das Rennen hat sich für mich gut entwickelt und ich habe mich bis zum Schluss sehr stark gefühlt.“ Für die beeindruckende Steigerung hatte er eine einfache Erklärung parat: Seit einem halben Jahr arbeitet er mit dem italienischen Trainer Claudio Berardelli zusammen, nachdem er sich davor selbst trainiert hatte.

Dass Tadesse Abraham sein ursprüngliches Ziel, in Wien gewinnen zu wollen, nicht realisierte, verdarb ihm die prächtige Laune nicht. „Ich verspüre große Freude. Es war ein sehr gutes Rennen, sehr gut organisiert in einer großen Gruppe mit starken Tempomachern. Wir haben uns gegenseitig toll unterstützt. Dazu passte das schöne Wetter, ich bin sehr zufrieden mit dem zweiten Platz“, bilanzierte der 36-Jährige, der einen Start bei den Weltmeisterschaften in Doha (Katar; 28. September bis 6. Oktober) als wahrscheinlich bezeichnete. Zahlreiche Sympathiepunkte sammelte der Schweizer Marathon-Star, indem er hinter der Ziellinie stehen blieb und nachkommende Läufer zu ihren Leistungen beglückwünschte. Zu Handshakes kam es dabei mit den erfolgreichen Österreichern Lemawork Ketema und Valentin Pfeil.

Keinen guten Tag hatte Philipp Baar (SCC Berlin). Mit 2:18:45 Stunden lief er schließlich auf Rang 19. „In der zweiten Hälfte ging nichts mehr. Ich hatte keine Kraft mehr“, sagte der Berliner.

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