| Hammerwurf-Talent

Neele Koopmann hat den Dreh raus

Deutsche U18-Bestleistung und mit 68,16 Metern aktuell die Nummer drei in der Welt – Neele Koopmann (SV Gartow) hat bei den Halleschen Werfertagen für einen Paukenschlag gesorgt. Besonders, weil die Hammerwerferin erst 16 Jahre alt und auch im nächsten Jahr noch in der U18 startberechtigt ist.
Birte Grote

Aus dem kleinen Dorf in die weite Welt – so könnte man das Jahr 2017 von Neele Koopmann vermutlich in ein paar Monaten beschreiben. Als Dritte der Welt ihrer Altersklasse und frischgebackene Deutsche U18-Rekordhalterin ist ihr das Ticket für die U18-Weltmeisterschaften im Grunde sicher. Dann würde es aus ihrem kleinen Heimatort Bockleben im Wendland nach Nairobi in Kenia gehen. Das Hammerwurf-Talent von der SV Gartow muss bei Wettkämpfen vor allem eine Frage oft beantworten: Wo liegt eigentlich Gartow? „Ich sage dann meistens: Etwa bei Hamburg.“ Oder sie erwähnt das nicht einmal zehn Kilometer entfernte Atommüll-Zwischenlager Gorleben. „Damit können die meisten dann doch etwas anfangen.“

Trainiert wird übrigens nicht in Gartow. Auf dem Sportplatz im Ort gibt es keine Hammerwurf-Anlage.  Also fahren Neele Koopmann und ihre gleichaltrige Vereinskameradin Cathleen Zierau, die ebenfalls in der deutschen Spitze mitwirft, nach Lüchow. Ein Wurfhaus gibt es dort nicht, dafür als Schutz um den Ring herum einen unmodernen, aber praktischen Gitterkasten. Im Winter konnte die Trainingsgruppe wegen wenig Schnee und Frost gut durchtrainieren. Weil es früh dunkel wurde, wurde eben schon eine Stunde eher trainiert als gewöhnlich.

Mit einem Schrei zum Rekord

Ihren bisher besten Wettkampf bei den Werfertagen in Halle hat Neele Koopmann als „sehr emotional“ in Erinnerung. „Ich hatte überhaupt nicht mit der Weite gerechnet. Im Training lief es vorher gar nicht so gut“, schmunzelt die Athletin. Und ihr Trainer Siegfried von der Gablentz erklärt: „Beim Abwurf hat sie das rechte Bein weg gesetzt und stand dann x-beinig da. Aber sie hat in diesen letzten Versuch noch einmal alles reingelegt. Sie wollte unbedingt. Das ist Neele.“ Und es war das erste Mal, dass zum Wurf auch ein Schrei dazu kam. Ihr Ehrgeiz und Disziplin zeichnen die Athletin aus. „Sie steckt in ihrer Freizeit viel zurück und kann auch im Training sehr beißen. Im Wettkampf liegt ihre Stärke darin, dass sie sich unheimlich fokussieren kann“, berichtet der Trainer, der sich auch über die gute Zusammenarbeit mit Bundesnachwuchstrainer Ron Hütcher freut.

Bereits mit acht Jahren nahm Neele Koopmnn das erste Mal einen Hammer in die Hand. „Ich hab mit sechs Jahren mit der Leichtathletik angefangen. Es gab hier einen neuen Verein mit Leichtathletik-Abteilung, da wurde viel Werbung dafür gemacht und deswegen habe ich das ausprobiert“, erzählt Neele Koopmann, die aus einer sportlichen Familie kommt. „Mein Trainer fand, dass ich gut Ball werfen kann und dann haben wir es mit dem Hammer ausprobiert.“

Darin sieht Siegfried von der Gablentz jetzt Vorteile. „Die Athleten müssen ein Gefühl für die Drehungen und das Werfen entwickeln“, sagt er. Der Trainer erinnert sich an ein Ereignis, das schon sieben Jahre zurückliegt. Für einen Wettkampf in Braunschweig meldete er einige Kinder für sprinten, werfen und springen an. „Im Stadion, damit sie auch mal was Größeres sehen. Alle haben zwischen den Wettkämpfen auf der Tribüne gesessen und sich gelangweilt. Neele war die einzige, die mit ihrem Vater losgegangen ist, und sich die Wettkämpfe und anderen Sportler angeschaut hat.“

Ehrgeiz und Liebe zum Detail

Dieses Interesse und der Ehrgeiz sind geblieben. Sieben Trainingseinheiten absolviert Neele Koopmann in der Woche. „Viel Zeit für andere Sachen bleibt da nicht. Wenn doch, unternehme ich etwas mit meinen Freunden oder gehe gerne mal eine Runde laufen“, erklärt sie. In diesem Jahr hat sie erstmals mit Krafttraining angefangen. „Das läuft so gut, dass da auch solche Weiten bei rauskommen“, berichtet ihr Trainer.

An ihrer Disziplin liebt Neele Koopmann, dass es sehr technisch und schnell ist. „Man muss auf viele Kleinigkeiten achten. Es ist etwas ganz Besonderes und macht einfach Spaß.“ Manchen Leuten müsse sie schon erklären, was sie genau mache als Hammerwerferin. „Aber dann finden es alle interessant.“ Von ihrem Freundeskreis und ihrer Schule erfährt sie große Unterstützung.

Schon in den vergangenen Jahren war die talentierte Wendländerin die erfolgreichste deutsche Hammerwerferin in der U16: 2016 gewann Neele Koopmann mit deutlichem Vorsprung den deutschen Junioren-Cup und wurde mit genau 57 Metern Deutsche U16-Meisterin.

Betty Heidler als Vorbild

Als zusätzliche Qualifikation absolvierte sie den Blockwettkampf Lauf, beziehungsweise vier Blockwettkämpfe. Dreimal scheiterte sie knapp mit weniger als zehn Punkten an der Norm, beim vierten Versuch klappte es endlich. „Das war ihre eigentlich bisher größte sportliche Leistung, dass sie sich da durchgequält hat“, lacht Siegfried von der Gablentz. Auch hier zeigt sich der Ehrgeiz von Neele Koopmann. „Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, will ich das auch erreichen“, sagt sie.

Ihr ursprüngliches Ziel für diese Saison war die Qualifikation für die U18-Weltmeisterschaften. Ihr neues Ziel ist dort ein Platz unter den besten Acht. „Ob es auch fürs Treppchen reicht, muss man dann sehen. Ich mache mich auch nicht verrückt. Ich habe noch eineinhalb Jahre in der U18“, ist sich die Athletin bewusst, die Betty Heidler als großes Vorbild nennt. Die ehemalige Weltrekordlerin ist Patin des Junioren-Cups. „Da habe ich sie kennengelernt und in Halle war sie auch und hat mit mir gesprochen. Das motiviert sehr.“

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