Nervenschlacht mit Silber und Bronze belohnt
Die beiden Hürdensprinterinnen Jenna Pletsch (SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken) und Miriam Hehl (LAV Salamander Kornwestheim/Ludwigsburg) hatten eine Nervenschlacht hinter sich. Doch nicht nur ihre drei Läufe bei der U20-WM in Moncton (Kanada) waren eine nervliche Belastung - diese hatte schon viel früher begonnen. Belohnt wurden sie am Donnerstagabend mit Silber und Bronze bei der WM.
Im Ziel entlud sich die ganze Anspannung. Jenna Pletsch und Miriam Hehl fielen sich immer wieder um den Hals, jubelten, sprangen herum und schüttelten den Kopf. Gerade waren sie in 13,35 bzw. 13,46 Sekunden zu Silber und Bronze gesprintet. „Jetzt ist die Anspannung endlich abgefallen und wir können das alles noch genießen“, jubelte Jenna Pletsch. Und dabei meinte sie nicht nur das WM-Finale.Vier Hürdensprinterinnen hatte im Vorfeld der Titelkämpfe die Norm über 100 Meter Hürden für die U20-WM erfüllt. Nur zwei Startplätze gab es für den Trip nach Moncton, die Entscheidung, wer diese bekommen sollte, fiel bei der Bauhaus Junioren-Gala in Mannheim. „Das fand ich fast das schwierigere Rennen“, sagte Miriam Hehl. „Davor hatte ich viel mehr Bammel und nervlich war die Anspannung viel größer.“
Kein Druck durch Favoritenrolle
Das Duo löste schon damals die Aufgabe hervorragend. In 13,31 und 13,32 Sekunden sprinteten Miriam Hehl und Jenna Pletsch nicht nur herausragende Zeiten, sondern auch geradewegs hinein in die Favoritenrolle für die Wettkämpfe in Moncton. „Aber den Druck haben wir uns eigentlich nicht aufgeladen“, sagte Miriam Hehl. „In Mannheim hatte einfach alles perfekt gepasst. Die Bahn war schnell und die Hitze gut für die Muskeln.“
Außerdem stand damals nur ein Wettkampftag an - in Moncton waren es gleich drei hintereinander. Jeden Tag ein Lauf. „Wir sind von Tag zu Tag müder geworden. Dauernd diese Anspannung hat man schon gemerkt. Das hat einen schon ganz schön kaputt gemacht“, sagte Miriam Hehl. Und Jenna Pletsch fügte hinzu: „Die letzten Tage war es schon hart, weil wir beide die Nerven blank liegen hatten.“
Höhen und Tiefen
Dass die beste Vorleistung nicht unbedingt gleich in eine Medaille münden würde, war dem Duo klar. „Man kann nicht nach einer Meldeliste gehen. Melden ist das eine und Laufen das andere“, weiß Miriam Hehl. Dies bewahrheitete sich spätestens im Halbfinale, in dem beide keinen optimalen Lauf erwischten und Miriam Hehl gar nur über die Zeitregel in das Finale einzog. „Vielleicht musste das einfach sein, damit wir dann im Finale wach waren“, sagte Jenna Pletsch.
Die 18-Jährige weiß, wovon sie spricht. Noch im Vorjahr war sie bei der U20-EM im Vorlauf ausgeschieden. „Damals habe ich es echt schwer verkraftet. Aber es hat mich wachgerüttelt und ich habe viel daraus gelernt. Es hat mich vor allem mental stärker gemacht“, schaute sie zurück. „Früher habe ich mich von vielen Sachen beeinflussen lassen. Wenn eine Konkurrentin zum Beispiel stark aussah, dann konnte ich oft nicht mehr gut laufen.“ Heute hat sie sich eine gewisse Coolness angeeignet und ließ sich von ihren Gegnerinnen nicht beirren.
Feueralarm durchkreuzt die Pläne
Auch andere Vorkommnisse brachten das Duo nicht wesentlich aus der Ruhe. Als sie am Mittag des Finaltags verschwitzt vom letzten Training zurückkamen, stand die gesamte deutsche Mannschaft vor dem Quartier. Feueralarm. An die geplante warme Dusche an dem verregneten Tag und das Mittagsschläfchen war nicht mehr zu denken. Stattdessen hieß es, die Zeit zu überbrücken, bis man in das Zimmer zurückkonnte und es dann für das Finale ins Stadion ging.
Und letztlich endete ja doch alles mit einem Happyend, für das beide jede Anstrengung und Nervenschlacht wohl wieder auf sich nehmen würden. Honoriert wurde dies auch von den Teamkollegen, wie ein Zettel verriet, der an der Zimmertür des Duos hing. Auf diese Weise gratulierte der „größte Fan“ - wer es war, weiß das nervenstarke Duo wohl selbst am besten.
Jenna Pletsch, Isabelle Pedersen und Miriam Hehl (von links) (Foto: Möldner)
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