| Olympische Spiele 2016

Nervenstarke Perkovic siegt, Müller Sechste

Für die deutschen Diskuswerferinnen ist es am Dienstag im Finale alles andere als optimal gelaufen. Nadine Müller erreichte als einzige DLV-Athletin den Endkampf und wurde Sechste. Überragende Siegerin war wie zu erwarten die Kroatin Sandra Perkovc.
Pamela Ruprecht / Silke Morrissey

Die neue Olympiasiegerin machte es aber sehr spannend. Sandra Perkovic war – wie im Übrigen auch schon in der Qualifikation – mit zwei ungültigen Versuchen in den Wettbewerb gestartet. Doch dann bewies sie Nervenstärke und schleuderte den Diskus auf die Tagesbestweite von 69,21 Metern. Alle weiteren Würfe gingen mit einem "X" in die Ergebnislisten ein.

Den besten Start in das Olympia-Finale hatte die Französin Mélina Robert-Michon, die mit 65,34 Metern eröffnete und in Runde fünf mit 66,73 Metern einen Landesrekord erzielte. Sie gewann Silber vor der Weltmeisterin aus Kuba Denia Caballero (65,34 m).

DLV-Werferinnen müde vom Vortag

Die Weiten der Zweit- und Drittplatzierten haben die DLV-Diskuswerferinnen eigentlich auch drauf. Doch beim großen Showdown wollte nicht viel zusammenlaufen. Die beste Vorstellung bot noch Nadine Müller (SV Halle), die mit 63,13 Metern aus dem ersten Durchgang als einzige deutsche Starterin den Endkampf erreichte. Bei dieser Weite blieb es für die WM-Dritte von Peking (China), Platz sechs.

Ihre Disziplin-Kollegin Julia Fischer (SCC Berlin) – Nummer drei der Weltjahres-Bestenliste mit 68,49 Metern – konnte sich im dritten Versuch zwar auf 62,67 Meter steigern. Für weitere drei Versuche hätte sie jedoch 63,06 Meter gebraucht. Die EM-Dritte von 2014 und 2016 Shanice Craft (MTG Mannheim; 59,85 m) blieb als Elfte unter der 60-Meter-Marke. Tief enttäuscht verließen beide das Stadion. Besonders Vize-Europameisterin Julia Fischer hatte sich in dieser Saison mit einer starken Wettkampf-Serie einen Platz im Kreis der Medaillenkandidatinnen erkämpft. Dass der Traum vom Olympia-Podest so jäh zerplatzte, machte der Berlinerin sichtlich zu schaffen.

Drei ungültige Resultate fabrizierte die Kubanerin Yaime Pérez, die als zweitbeste Diskuswerferin des Jahres eine Medaillenkandidatin war.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Nadine Müller (SV Halle)
Man hat gemerkt, dass sich gestern alles sehr gezogen hat, und dass die Regeneration von gestern auf heute noch nicht vollständig war. Ich war zwischen eins, halb zwei im Bett. Heute um sechs wieder raus. Lange Bus gefahren… Man muss sich wirklich fragen, ob es Sinn macht, dass zwischen einer Qualifikation und einem Finale keine zwölf Stunden liegen. Das soll jetzt keine Ausrede sein. Natürlich geht man in den Wettkampf und versucht auszublenden, dass man nur drei oder vier Stunden geschlafen hat. Aber man merkt einfach, dass das Körner gekostet hat, dass der Körper nicht so leistungsfähig ist, wie man es gewohnt ist. Ich habe versucht, in jeden Wurf alles reinzulegen. Wenn die Beine dann nicht reagieren, dann kommst du nicht in die rotierende Bewegung und kannst keine 65 Meter anbieten. Wenn man die Würfe nicht trifft und sie bei 60 Meter runterklatschen, brauchst du sie nicht messen zu lassen. Das verzögert ja auch den Wettbewerb, da unten in dem Kessel waren 40 Grad. So viel sportliche Fairness habe ich dann schon, man sieht, wie weit die waren. Ich habe es vom ersten bis zum letzten Wurf versucht, ich bin als einzige von uns Mädels in die Top Acht gekommen. Es ist schade, ich hätte es Julia und Shanice auch gewünscht und dass wir hier eine gute Teamleistung abliefern. Aber es war für uns alle Drei schwer, wir hatten alle dasselbe Problem. Jetzt bin ich Sechste geworden, jetzt müssen wir analysieren, was wir besser machen können, und dann hoffe ich, dass es – wenn ich bis dahin durchhalte – in Tokio klappt. 

Julia Fischer (SCC Berlin)
Ich war einfach nicht spritzig genug. Ich habe nur viereinhalb Stunden geschlafen. Andere kommen damit vielleicht besser klar, ich nicht so.

Shanice Craft (MTG Mannheim)
Ich war gestern so enttäuscht von mir selbst. Ich kannte die Situation nicht, dass ich um das Finale bangen muss und dass ich selbst nichts auf die Reihe bekomme. Ich kann mir nicht erklären, warum das so war. Ich konnte das, was der Bundestrainer mir gesagt hat, überhaupt nicht umsetzen. Und ich glaube einfach, dass die Zeit von gestern Abend bis heute früh zu kurz war, um den Kopf frei zu kriegen. Ich lag im Bett, mir gingen tausend Dinge durch den Kopf, ich konnte ewig nicht einschlafen. Naja, nun ist es so passiert, diese Erfahrungen muss man auch machen – wenn auch nicht gerade hier. Es waren meine ersten Olympischen Spiele, und ich versuche jetzt, das Positive rauszuziehen und es das nächste Mal besser zu machen. Ich muss auch in Situationen, in denen ich nicht weiß, was los ist, in denen es nicht läuft, Druck reinkriegen,es schaffen, mich selbst zu motivieren. Daran muss ich arbeiten.
 

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