Neuanfang für Lilli Schwarzkopf
Im LC Paderborn ist Lilli Schwarzkopf groß geworden, jetzt steht die Siebenkämpferin vor einem Neuanfang. Nachdem ihr bisheriger Verein das Vertragsverhältnis mit ihrem Vater und Trainer Reinhold, von einigen Nebengeräuschen begleitet, gekündigt hat, will die EM-Dritte im Rheinland eine neue sportliche Heimat finden.
Lilli Schwarzkopf traf die Nachricht, dass ihrem Vater zum Jahresende die Koffer vor die Tür gestellt werden, im Herbst unerwartet. „Wir waren auf diese Situation nicht vorbereitet“, gibt die 6.536-Punkte-Athletin zu, „im Vorfeld hatten wir uns über einen Vereinswechsel keine Gedanken gemacht. Wir hätten uns früher umschauen sollen.“So musste kurzfristig eine Lösung her. Gefunden hat man diese im Rheinland. Dort wird Reinhold Schwarzkopf Mitte nächsten Jahres eine Stelle als Landestrainer für den Sprung- und Mehrkampfbereich antreten. Tochter Lilli hat sich der LG Rhein-Wied angeschlossen. In weniger als einem Jahr soll in Neuwied auch eine Trainingshalle zur Verfügung stehen und bessere Voraussetzungen garantieren. Der Umzug ist geplant. Mehr Neuanfang geht kaum.
Planung bis 2013
Doch mit dieser plötzlichen Umkrempelung ihres Lebensmittelpunkts sind Lilli Schwarzkopf die Risiken des Leistungssports bewusster denn je geworden, sie hat nach ihrem verletzungsbedingten Aus bei der WM in Berlin auch ihren Blickwinkel neu justiert.
Dass sie die Unwägbarkeiten des Leistungssports aber weiter auf sich nehmen, für professionelle Rahmenbedingungen kämpfen möchte und das gemeinsam mit ihrem Vater, steht für die 26-Jährige fest. „Ich weiß genau, ich habe mein Potenzial noch nicht ausgeschöpft. Wäre ich dieses Jahr gut durchgekommen, hätte ich einiges erreichen können.“
Nach einem ruhigeren 2010, in dem ihr Sportstudium in den Fokus rückt, um dort einen Abschluss herbeizuführen, möchte sie nun in der Weltspitze noch drei Jahre lang angreifen. Bis 2013. „Dann bin ich Dreißig“, erklärt sie ihr Gedankenspiel.
Umzug im Sommer
Beim LC Paderborn, bei dem sie sich über neun Jahre von der Deutschen Jugendmeisterin zur EM-Dritten sowie WM- und Olympiastarterin entwickelt hat, war für solche Gedankenspiele keine Zeit mehr.
In Koblenz bekommt sie jetzt eine neue Möglichkeit, diese zu realisieren. Auf das längerfristige Konzept, das man im Rheinland verfolgen will, setzt Lilli Schwarzkopf, auch wenn man dort erst noch nötige Strukturen entwickeln muss. „Es stärkt einen, dass es Leute gibt, die einen auch aufnehmen, wenn es einem nicht so gut geht. Ich brauche Leute, die mich wollen, und ein kompetentes Umfeld. Im Sommer sind wir soweit und wir können dorthin umziehen und in Ruhe arbeiten.“
Ruhe ist ein gutes Stichwort. Nach den jüngsten Aufregern will Lilli Schwarzkopf das für sie nach wie vor emotionale Thema Ostwestfalen abschließen. „Ich hoffe, dass ich bald loslassen kann.“ Mit dem nötigen Abstand steht dem Neuanfang auf breiter Front nichts mehr im Wege.