| DLV-Trainerteam

Neue DLV-Bundestrainer: Jörg Möckel für die Sprinter

Der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) hat mit Beginn des Olympiazyklus 2020 den personellen Generationswechsel fortgeführt und 31 Bundestrainer-Posten im Spitzen- und Nachwuchsbereich verändert. Junge, aufstrebende Trainer verstärken das erfahrene DLV-Trainerteam. leichtathletik.de stellt einige der neuen Bundestrainer näher vor. Diesmal Jörg Möckel, der nach der Zuständigkeit für den C-Kader nun den A/B-Kader der Sprinter führt, sodass sich Ronald Stein auf die Sprinterinnen und beide Kurzsprint-Staffeln konzentrieren kann.
Pamela Ruprecht

Als Sprint-Chef bezeichnet Jörg Möckel nicht sich, sondern Ronald Stein. Der jetzige Bundestrainer der Frauen und beider Sprint-Staffeln war schon immer so etwas wie sein Mentor – schon bevor der 33-Jährige 2012 Nachwuchs-Bundestrainer (C-Kader männlich Sprint/Langsprint) geworden war und ihm Ende 2016 schließlich die Kurz-Sprinter abnehmen durfte.

Gemeinsam ist den Coaches, dass sie früher selbst als Dreispringer aktiv waren. "Die guten Trainer sind alle Dreispringer gewesen", scherzt Jörg Möckel. Für die 17 Meter hat es bei ihm nicht ganz gereicht und so kam nach dem zweiten Platz bei den Deutschen U23-Meisterschaften 2005 in Rostock der Entschluss, sich auf das Studium und die Trainerarbeit zu konzentrieren.

Angefangen hatte es mit Kindergruppen. "Mir hat die Art und Weise nicht gefallen, wie die Kids im Training limitiert wurden. Ich wollte herausfinden, ob das auch anders geht“, sagt Jörg Möckel, selbst Vater von vierjährigen Zwillingen. Inspiriert worden war er damals in Chemnitz von Sven Lang. Der heutige Kugelstoß-Bundestrainer war sein erster Trainer – logischerweise als Werfer, ehe er im Dreisprung von Jörg Elbe gecoacht wurde. Weitere wichtige Bezugspersonen waren unter anderen der Leitende DLV-Direktor Sport Idriss Gonschinska und der Leitende Bundestrainer Sprint/Langsprint Volker Beck.

Eingespielte Zusammenarbeit mit Mentor Ronald Stein

Aber besonders prägend waren an Ort und Stelle später Ronald Stein („Er ist der beste Sprinttrainer Deutschlands“) und dessen Trainingsmethoden. "In der Zeit sind wir ein Stück weit Freunde und sehr gute Kollegen geworden", sagt Jörg Möckel, der während seiner vierjährigen Zeit als Bundes-Nachwuchstrainer mehr und mehr in die Maßnahmen der Aktiven integriert wurde. Zweimal reiste er mit ins siebenwöchige Trainingslager de Sprinter nach Florida, lernte dort die Athleten kennen und übernahm Verantwortung. Die beiden Sprint-Coachs teilen sich auch dieses Jahr den Zeitraum des langen USA-Aufenthaltes in der Betreuung wieder auf.

Zu seiner achtköpfigen Heimgruppe in Chemnitz zählen die dreifache Sprint-U23-Europameisterin Rebekka Haase und die 18-EM-Halbfinalistin über 100 Meter Viktoria Dönnicke (beide LV 90 Erzgebirge). Außerdem betreut er die Hürdensprinter Erik Balnuweit (TV Wattenscheid 01), Hallen-EM-Vierter 2015, und Alexander John (SC DHfK Leipzig). Auch 400-Meter-Läufer Eric Krüger trainiert mittlerweile in der Gruppe, die Trainingspläne für den Athleten des SC Magdeburg kommen in guter Zusammenarbeit von Tony Lester (gemeinsam mit Tobias Kofferschläger DLV-Disziplintrainer für die Langsprinterinnen).

Sein Beruf ist für Jörg Möckel größtenteils keine Arbeit, sondern Spaß und ein Traum, der sich erfüllt hat. „Ich liebe, was ich mache, nur zu den Trainingslager-Abrechnungen muss man mich manchmal zwingen“, meint der Coach mit einem Augenzwinkern. Nach seinem Sport- und BWL-Studium sowie einem Zweit-Studium in Pädagogik in Chemnitz absolvierte der frühere Leistungssportler seine Trainerausbildung an der Trainerakademie in Mainz.

Grundstein in den letzten vier Jahren gelegt

Sowohl bei seinen eigenen Sprinterinnen als auch in der Betreuung des C-Kaders der männlichen (Lang-)Sprinter hat er Wert auf die Vermittlung des modernen Technik-Bildes der "frontside mechanic" gelegt. Er sieht viele schnelle talentierte Athleten nachkommen, die den etablierten Sprintern in den nächsten Jahren Druck machen könnten. Neben den U20-WM-Dritten mit der Staffel wie Thomas Barthel (SC Magdeburg) und Roger Gurski (LG Rhein-Wied) zählt auch Robert Polkowski (TSV Bayer 04 Leverkusen), der jetzt bei Thomas Prange trainiert, zu den großen Hoffnungsträgern.

Die Weichen für die Zukunft des Männer-Sprints wurden unter Jörg Möckel in den letzten vier Jahren also schon im Nachwuchsbereich gestellt – mit großer Unterstützung der Nachwuchstrainer Claudia Marx (vormals 400 m Hürden/jetzt Kurzsprint C-Kader männlich), seinem Nachfolger Sven Buggel (Kurzsprint C-Kader männlich) und Eik Rudat („Geiles Team!“).

"Wir haben ganz gnadenlos an der Staffel-Technik gearbeitet und versucht ‚frontside mechanic‘ in die Köpfe der Jugendlichen zu bringen." Ebenso wie Blocktraining. "Man wird in den nächsten Jahren spüren, dass etwas nachkommt", prophezeit Jörg Möckel, der sich zum Ausgleich selbst mit Joggen und Krafttraining fit hält. Dass deutscher Sprint geil ist, dieses Motto habe er von den Aktiven an die Jüngeren weitergegeben.

International noch stärker beweisen

Mit dieser Leidenschaft und Motivation soll es auch in seinem Amt bei den Männern weitergehen. Ziel für die Zukunft ist es, das erstarkte Niveau auch international unter Beweis zu stellen. Eine Herausforderung. Denn die Dichte der (erweiterten) Weltspitze hat extrem zugenommen. "2004 haben noch 20,33 Sekunden für den Einzug ins Olympia-Finale über 200 Meter gereicht, 2016 kam man in Rio mit 20,39 Sekunden nicht mal ins Halbfinale." Das war die Zeit von Rekordmann Julian Reus (TV Wattenscheid 01) in Rio.
 
Speziell auf den 60 und 100 Metern ist der Schlagabtausch eine riskante Angelegenheit. Die Strecken sind so kurz, die Zeitspanne, in der die Leistung abgerufen wird, ist so gering, und es wird dabei kein Fehler verziehen. Anders als im Sprung- oder Wurf-Bereich gibt es nur einen Versuch, der angesichts der Drucksituation ("acht Mann auf engstem Raum") perfekt passen muss.

Individuell die beste Lösung finden

Um die Differenz zwischen den Leistungen auf nationalem und internationalem Terrain zu minimieren, sollen 2017 verstärkt Starts bei internationalen Meetings erfolgen. Das wappnet für die großen Meisterschaften. "Dort wollen wir auch endlich beweisen, dass wir konkurrenzfähig sind", sagt Jörg Möckel. "Ich finde, es wird Zeit, dass wir international endlich unser gutes Niveau zeigen und dass man es an den Resultaten sieht." Mit der Männer-Staffel gab es bei den letzten drei Freiluft-Europameisterschaften immer eine Medaille.

In der täglichen Arbeit mit Deutschlands besten Sprinterinnen und Sprintern sind er und "Chef" Ronald Stein ein "ziemlich gutes Team", meint Jörg Möckel. Den Athleten will er vermitteln, dass Staffel ein Mannschaftssport ist. Für jeden Athleten will er individuell die beste Lösung finden, dessen Entwicklung voranzutreiben.
 
Im Jahr nach den Olympischen Spielen sind nach Bundeswehr-Lehrgängen nicht alle Sprinter in dieser Hallensaison "on fire", Julian Reus verzichtet zum Beispiel ganz auf die Halle. Jörg Möckel hofft dennoch, dass sich noch einige Athleten für die Hallen-EM in Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März) qualifizieren. Und glaubt, dass Lucas Jakubczyk (SCC Berlin) – 2015 beim DLV-Medaillen-Doppelschlag in Prag (Tschechien) Sechster im Finale – dort eine gute Rolle spielen kann. Die Norm liegt bei 6,66 Sekunden. Sie dürfte in Reichweite sein – und damit auch die nächste Möglichkeit, sich gegen internationale Konkurrenz zu behaupten.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024