Neue Gesichter - Benedikt Karus
Einige deutsche Athletinnen und Athleten haben die vergangenen Monate genutzt, sich mit guten Leistungen in den Vordergrund zu kämpfen. Diejenigen, die im Sommer zum ersten Mal zu Meisterehren gekommen sind, stellt Ihnen leichtathletik.de als "Neue Gesichter" vor. Auf diese Hoffnungsträger sollte man auch im kommenden Jahr ein Auge haben.

LG Badenova Nordschwarzwald
*22.01.1990
Gewicht: 62 kg
Größe: 1,78 m
3.000 Meter Hindernis
Bestzeit: 8:37,84 Minuten (2012)
Benedikt Karus blickt zufrieden zurück auf die Saison 2012: „Das war mein erfolgreichstes Jahr“, bilanziert der 22-Jährige, und zu diesem Fazit hat er allen Grund. Bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Ohrdruf holte er sich im März den U23-Titel. Auf seiner Paradestrecke, den 3.000 Meter Hindernis, startete er mit neuer Bestzeit in die Sommersaison: Bei 8:37,84 Minuten blieben die Uhren Ende Mai beim Anhalt-Meeting in Dessau stehen.
Die Krönung folgte wenige Wochen später. Bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum-Wattenscheid nutzte Benedikt Karus die Gunst der Stunde und holte sich seinen ersten deutschen Meistertitel in der Aktivenklasse. Da sich der beste deutsche Hindernisläufer Steffen Uliczka (SG TSV Kronshagen/Kieler TB) für einen 1.500 Meter-Start entschieden hatte, war Benedikt Karus als Favorit in das DM-Rennen gegangen. „Ich wollte einfach den Titel mitnehmen“, sagt er. „Damit, dass es geklappt hat, bin ich sehr zufrieden.“
Überschwängliche Euphorie hört sich anders an, aber Benedikt Karus ist realistisch: Der Meistertitel täuscht nicht darüber hinweg, dass ihm für den Sprung in die internationale Spitze noch einige Sekunden fehlen. Bundestrainer Werner Klein traut ihm diesen Sprung durchaus zu.
Dass es bisher noch nicht damit geklappt hat, hat triftige Gründe: Benedikt Karus studiert in Ulm im fünften Semester Humanmedizin und muss im Semester zahlreiche Pflichtveranstaltungen besuchen. Neun Stunden täglich verbringt er in der Regel an der Uni, fürs Training bleibt nur am frühen Morgen und am Abend Zeit. An schnellen internationalen Rennen, bei denen ein weiterer Angriff auf die Bestzeit möglich gewesen wäre, konnte der Medizinstudent 2012 aufgrund der Präsenzpflicht an der Uni nicht teilnehmen.
„Die Leichtathletik und das Laufen sind für mich immer noch ein Hobby – ein sehr intensives Hobby“, sagt Benedikt Karus, der aus dem 300-Einwohner-Ort Schömberg im Schwarzwald kommt und im Alter von neun Jahren beim Skiclub Losburg zur Leichtathletik fand. Im Alter von 14 Jahren versuchte er sich erstmals im Hindernislauf und blieb dabei. Seine ersten Erfolge feierte er unter seinem ersten Trainer Gottfried Schrempp, die jüngsten Ergebnisse hat er sich gemeinsam mit seinem jetzigen Trainer Jörg Müller erarbeitet.
Mindestens bis März 2013 muss Benedikt Karus noch mit der Doppelbelastung von Studium und Training zurechtkommen. Dann steht das Physikum auf dem Programm. Sowohl Athlet als auch Bundestrainer hoffen, dass anschließend ein Wechsel an die Universität Tübingen möglich wird, der mehr Zeit für den Sport mit sich bringen würde.
Spätestens dann kann Benedikt Karus den Kilometerumfang im Training nach oben schrauben und den nächsten Schritt in Richtung internationale Spitze unternehmen. „Im nächsten Jahr will ich auf Zeitenjagd gehen“, erklärt er. Ergebnisse um 8:30 Minuten sollen her. Wenn er diese konstant anbietet, steigen auch die Chancen auf Startplätze in internationalen Rennen. Das Fernziel hat Benedikt Karus fest im Blick: die Teilnahme an den Europameisterschaften 2014 in Zürich (Schweiz).
Das sagt Bundestrainer Werner Klein: Benedikt Karus war in Wattenscheid der Topfavorit auf den deutschen Meistertitel, nachdem Steffen Uliczka in seiner EM-Planung auf die 1.500 Meter gesetzt hat. Diese Favoritenrolle hat Benedikt Karus mit Bravour gemeistert und in der Saison gezeigt, welches Potenzial in ihm steckt. Er hat sich auf 8:37 Minuten verbessert, obwohl die Verbesserung noch deutlicher hätte sein können, denn die Zeit spiegelt noch nicht sein tatsächliches Leistungsniveau wieder. Benedikt Karus ist in seinem Medizinstudium sehr stark gefordert. Im Frühjahr 2013 macht er sein Physikum. Wir hoffen, dass es danach besser wird und dass er dann mehr Raum und Zeit für das Training hat, denn zurzeit ist er da noch eingeschränkt. Seine Stärken liegen in der Technik und im Rhythmusgefühl. Außerdem ist er ein Wettkampftyp, der hinten raus sehr gut sprinten kann. In der Grundlagenausdauer hat er dagegen noch Entwicklungspotenzial. Ich traue ihm eine Zeit von unter 8:30 Minuten zu. Damit ist er ein Kandidat für die EM 2014 in Zürich. |