Neue Gesichter: Inna Weit
Einige deutsche Athletinnen und Athleten haben die vergangenen Monate genutzt, sich mit guten Leistungen in den Vordergrund zu kämpfen. Diejenigen, die im Sommer zum ersten Mal zu Meisterehren gekommen sind, stellt Ihnen leichtathletik.de als "Neue Gesichter" vor. Auf diese Hoffnungsträger sollte man auch im kommenden Jahr ein Auge haben.
INNA WEIT LC Paderborn*05.08.1988
1,71 m
58 kg
100 Meter
Bestleistung: 11,43 sec (2012)
200 Meter
Bestleistung: 23,08 sec (2012)
Deutsche Meisterin 2012
Sie hatte in diesem Jahr allen Grund zum Strahlen - aber das liegt sowieso in der Natur von Inna Weit. Gute Laune und ein Lächeln auf den Lippen hat die 24-Jährige immer im Gepäck. Dazu kamen 2012 noch der erste Deutsche Meistertitel über 200 Meter (23,52 sec) und der erste internationale Einsatz bei der EM, der im Halbfinale endete (23,95 sec).
Dass sich diese Erfolge etwas später einstellten als bei vielen anderen Sprinterinnen hat zwei Gründe: Die Philosophie von Trainer Thomas Prange, der auf einen langfristigen Aufbau setzt, und der berufliche Werdegang von Inna Weit. Sie hat eine Ausbildung zur Physiotherapeutin absolviert und ist seit vier Jahren im Beruf. Das Training musste sich diesem Alltag unterordnen. "Meine Ausbildung hat um sechs Uhr morgens angefangen, danach bin ich noch zum Sport gegangen. Der Körper braucht Zeit, um sich daran zu gewöhnen."
So war Inna Weit regelmäßig bei Deutschen Meisterschaften dabei, schaffte es auch in Finals. Für ganz vorn reichte es aber in den vergangenen Jahren nicht. Der Spaß ging aber nie verloren. Von Kindesbeinen an gehört Leichtathletik zu ihrem Leben dazu.
"Als ich neun Jahre alt und gut bei den Bundesjugendspielen war, haben mich meine Freundinnen zum ersten Mal mit zum Training genommen", erzählte die gebürtige Kasachin, die mit sechs Jahren nach Deutschland gekommen ist. Mit 14 kam dann der Wechsel zum LC Paderborn, wo Ex-Sprinter Thomas Prange eine neue Gruppe aufmachte.
Schon 2003 bewies Inna Weit ihr Talent, indem sie mit 40,91 Sekunden Westfalenmeisterin über 300 Meter wurde - ohne spezielles Training. Langsprinterin wollte die Paderbornerin aber bis heute nicht werden. "Das ist zeitaufwendiger. Ich bin berufstätig, da bleibt keine Zeit für die nötige Regeneration." So blieb sie auch in der Jugend bei den 100 und 200 Metern - trotz des angedeuteten Potentials für die 400 Meter.
Frühe Erfolge waren auch Trainer Thomas Prange nicht wichtig. "Er sagt immer, ich soll geduldig sein. In der Jugend hat er mir gesagt: In zehn Jahren musst du schnell sein", erklärte die Sprinterin. Während der langen Zusammenarbeit ist ein freundschaftliches Verhältnis entstanden. "Ich vertraue ihm, nicht nur was den Sport angeht."
Durch die Erfolge in diesem Sommer hat Inna Weit erkannt, dass es Zeit ist, den Sport mehr in den Mittelpunkt zu rücken. "Ich arbeite nur noch 20 Stunden, mache auch nicht mehr so viele Fortbildungen." Obwohl gerade der ungeliebte Teil des Wintertrainings mit längeren Läufen auf dem Plan steht, hat die Deutsche Meisterin Spaß - zu dem ihre Trainingsgruppe maßgeblich beiträgt. "Ich fühle mich gut, Wehwehchen habe ich keine."
In Sachen Vorbeugung von Verletzungen sieht Inna Weit durch ihre Arbeit als Physiotherapeutin keine Vorteile. "Ich sage mir immer: Stell dich nicht so an und ich bin die Letzte, die zur Behandlung geht. Mein Trainer hat da ein Auge drauf."
Nächstes Ziel des eingespielten Duos ist eine Steigerung der 60-Meter-Bestzeit in der Halle, um sich für die deutsche Sprintstaffel ins Gespräch zu bringen. Auch im Sommer sollen wieder Bestzeiten fallen. Mit einer Zeit unter 23 Sekunden über 200 Meter könnte die WM in Moskau (Russland) in greifbare Nähe rücken.
Das sagt Bundestrainer Thomas Kremer: Inna ist eine unkomplizierte, fröhliche Athletin, die sich bei der EM ohne Probleme in die Gruppe eingefügt hat. Was noch fehlt, ist die Konstanz. Auch das war bei der EM zu sehen. Nach einer solchen Steigerung ist das aber auch schwierig. Außerdem war es ihre erste große Meisterschaft, vorher war sie weder bei U20- noch U23-Höhepunkten dabei. Sie war in Helsinki beeindruckt, wird aber in Zukunft von dieser Erfahrung profitieren. Die Entwicklung in diesem Jahr insgesamt war gut. Wenn es in dieser Richtung weitergeht, kann Inna im nächsten Olympiazyklus Einzelnormen angreifen, für WM, EM und dann auch Olympia. Wenn sie Konstanz bringt und mit guten Leistungen für sich wirbt, kann sie auch eine Kandidatin für die Staffel werden. |