Neue Gesichter: Lucas Jakubczyk
Einige deutsche Athletinnen und Athleten haben die vergangenen Monate genutzt, sich mit guten Leistungen in den Vordergrund zu kämpfen. Diejenigen, die im Sommer zum ersten Mal zu Meisterehren gekommen sind, stellt Ihnen leichtathletik.de als "Neue Gesichter" vor. Auf diese Hoffnungsträger sollte man auch im kommenden Jahr ein Auge haben.

SCC Berlin
*28.04.1985
1,83 m
73 kg
100 Meter
Bestleistung: 10,20 sec (2012)
Deutscher Meister 2012
Weitsprung
Freiluft-Bestleistung: 7,85 (2007)
8. U23-EM 2007
Auf der Aschebahn von Syrau im sächsischen Vogtland begann die Karriere von Lucas Jakubczyk. Ohne professionellen Trainer, zusammen mit seinem Bruder probierte sich der heute 27-Jährige aus und entdeckte schnell sein Talent und seine Leidschaft für den Weitsprung. Zeit und Schweiß in den Sport zu stecken lohnte sich: 2002 gab es den Deutschen B-Jugend-Titel im Weitsprung (7,25 m), es reichte aber auch für die Endläufe über 100 Meter (6.; 11,07 sec) und 200 Meter (22,38 sec).
Dass er auch für Siege im Sprint gut ist, bewies Lucas Jakubczyk zwei Jahre später, als er bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften die 60 Meter gewann (6,86 sec). Im Weitsprung kam "nur" Rang vier raus, wieder mit 7,25 Metern. Im Sommer 2004 stand mit der U20-WM in Grossetto (Italien) der erste große Auftritt an. Im Weitsprung waren 7,22 Meter nicht genug fürs Finale, dafür gab es Platz vier mit der 4x100 Meter Staffel (40,00 sec).
Die Erfolge deuteten also mindestens eine zweigleisige Ausrichtung auf Sprint und Weitsprung an, aber das Herz des 1,83 Meter großen Athleten schlug für den Weitsprung. In Berlin suchte er nach der erfolgreichen Saison 2004 sein Glück und wollte richtig durchstarten - ab 2007 unter der Anleitung von Trainer Rainer Pottel.
Dazu kam es aber nicht. Immer wieder verhinderten Verletzungen den Durchbruch. Vielversprechende Bestleistungen im Freien (7,85 m; 2007) und in der Halle (7,88 m; 2010) sowie ein achter Platz bei der U23-EM 2007 (7,69 m) sind die bisherige Bilanz im Weitsprung.
Die Hallensaison 2012 endete wieder vorzeitig - wegen einer Verletzung bei den Norddeutschen Meisterschaften, diesmal aber mit weitreichenderen Konsequenzen, die sich als positiv erweisen sollten. Gemeinsam mit Trainer Rainer Pottel fiel der Entschluss Richtung Sommer ganz auf den Sprint zu setzen, der für die Schnelligkeit im Weitsprung-Anlauf natürlich auch in den Jahren zuvor immer eine Rolle spielte.
Der Sommer lief dann wie am Schnürchen: In Zeulenroda ging es mit 10,40 Sekunden schon mit einer 100-Meter-Bestzeit los. Windunterstützte 10,17 Sekunden in Mannheim brachten die Favoritenrolle für die Deutschen Meisterschaften in Wattenscheid, der Lucas Jakubczyk in 10,20 Sekunden gerecht wurde. Plötzlich war er da, wo er immer hin wollte.
Seine Lockerheit ging trotz der plötzlichen Steigerungen auch bei den internationalen Einsätzen nicht verloren. Auf Halbfinale und Staffel-Silber bei der EM folgte das unglückliche Ausscheiden mit der Staffel bei Olympia. Das Sahnehäubchen auf der starken Saison war der deutsche Rekord mit der Staffel (38,02 sec) in Weinheim.
Seine Leidenschaft für den Sport hat Lucas Jakubczyk auch in den schwierigen Jahren bei der Leichtathletik gehalten. Sie wird auch darin deutlich, dass er neben seinen eigenen Einheiten auch noch als Nachwuchs-Trainer tätig ist. Außerdem führte er in diesem Jahr zwischenzeitlich das Managerspiel von leichtathletik.de an.
Das sagt Bundestrainer Ronald Stein: Sein Potential für den Sprint hat Lucas immer wieder angedeutet. Er war schon 2004 bei mir in der Staffel der Junioren-WM. Seitdem hatte ich mehrfach Kontakt mit ihm und habe ihn gefragt, ob er nicht Lust hat, sich auf den Sprint zu konzentrieren und die Staffel zu verstärken. Dazu kam es erst jetzt. Mit seinen 27 ist er ein erfahrener Athlet, cool und abgeklärt. Das hat man auch bei den internationalen Wettkämpfen gesehen. Er hat keine große Platte gemacht, sondern ist in den Wettkampf gegangen und hat die Leistungen gezeigt, die er drauf hatte. Profitiert hat er auch von seiner Erfahrung in der Berliner Vereinsstaffel. Seine Leistungen haben ihn in den Sprintkader und Staffelpool gebracht. Da ist er gut aufgehoben. Für den nächsten Olympiazyklus plane ich mit ihm. Ich traue ihm eine Verbesserung in den 10,10er-Bereich zu. Ich denke nicht, dass ein Athlet nach einem Sommer Konzentration auf den Kurzsprint schon an seinem Limit ist. |